Montag, 27. Juni 2016

[Abgebrochen #16] Nichts ist je vergessen / Dark Memories - Wendy Walker

Der Erzählstil in diesem Thriller war so gar nichts für mich. Der Leser erlebt die Geschichte rund um die Vergewaltigung einer Jugendlichen aus der Ich-Perspektive ihres Psychiaters, welcher oft langatmig und ausschweifend Charaktere und Situationen beschreibt.

Sehr viel kann ich gar nicht dazu schreiben, denn für mich war nach knapp 30 Seiten Schluss. Ich kam so gar nicht in die Geschichte hinein, die Charaktere waren mir nicht so recht sympathisch und das größte Problem war eben der oben genannte Schreibstil.

Mir kam es eher wie eine Aufzählung der Geschehnisse vor, welches mich extrem ausbremste und auch nicht wirklich spannend war.

Ich hatte mich oft dabei ertappt, ganze Sätze oder Abschnitte zu lesen, das Gelesene jedoch nicht so richtig wahrzunehmen. So machte es mir einfach keinen Spaß und aus diesem Grund habe ich "Nichts ist je vergessen" relativ schell abgebrochen, denn es warten noch einige andere Bücher für den Herbst auf mich und dafür ist mir meine Lesezeit dann doch zu wertvoll.

Ich denke, Leser die sich durch die ersten 100 Seiten durchbeißen könnten belohnt werden .. zumindest offerieren dass die positiven Rezensionen auf den verschiedenen Portalen.

Ich hatte mir vom Klappentext her eine etwas andere Geschichte erwartet und hätte diese auch sehr gerne gelesen. 

Hätte gerne alles aus Jennys Sicht erlebt, ihre Schilderung der Ereignisse bzw. wie sie ihre Erinnerungen wieder findet und gleichzeitig mit dieser Brandmarkung leben muss in einer solch kleinen Stadt.

Wer also einen Thriller sucht, der mal nicht aus der Sicht des Opfers geschildert ist, sondern eine komplett andere Perspektive einnehmen möchte, könnte hier fündig werden. Einfach in die Leseprobe hineinschnuppern und sich überraschen bzw. überzeugen lassen!

Aber es sollte wohl nicht so sein, die meisten Thriller können mich ja dann doch überzeugen und deswegen ist dieser Abbruch hier nur ein kleiner Kollateralschaden für mich.  

Freitag, 24. Juni 2016

[Buch-News #4] Ein neuer Backman und Oma lässt grüßen im Taschenbuch!

Hallihallo ihr Geschichtenverschlinger!

Wie ihr vielleicht wisst, bin ich ein riesiger Frederik Backman Fan ... ach, was sage ich da? Ich bin DAS F.A.N.G.I.R.L schlechthin!!

Angefangen hatte damals alles mit "Oma lässt grüßen und sagt, es tut ihr leid". Diesen Roman hatte mir eine Kollegin regelrecht aufgedrängt und gemeint, diese Geschichte wäre garantiert was für mich. 
Gut, ich war anfangs skeptisch und nach dem Lesen des Klappentextes weniger überzeugt, aber einmal angelesen konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen.

Wie viel ich geweint und gelacht habe während des Lesens weiß ich nicht, aber was ich noch weiß: Ich war ja sowas von begeistert! - Und noch begeisterterer ( jaaa, dieses Wort gibt es nicht ) war ich, dass mir ein weiterer Backman zur Verfügung stand: "Ein Mann namens Ove"

Gut, auch diesen Roman; Backmans Debüt; zur Hand genommen und losgelegt. Wenn ich gewusst hätte, welche Achterbahnfahrt da auf meine Gefühle wartet und wie sehr ich danach Ove lieben würde ... ich hätte es schon viel früher gelesen, aber so konnte ich dieses Kleinod doch noch für mich entdecken und auf Arbeit jedem einzelnen Kunden davon vorschwärmen.

.... Und damit komme ich auf den Punkt: Vor einem Monat habe ich mal wieder ( Fangirl-Stalking-Momente ) nachgesehen, ob bald ein neues Buch von Backman erscheint und was haben meine trüben Augen dort erblickt?

Das Cover zu "Britt-Marie war hier"!

Ich wollte diese Geschichte sofort haben, sie in meinen Händen halten und liebkosen ... naja, okay in erster Linie wollte ich sie lesen, verschlingen und wieder in Begeisterungsstürme ausbrechen. Und gestern war es soweit: Britt-Marie war erschienen, auf Arbeit hatten wir eine ganze Präsentationsfläche dafür freigeschaufelt und ich konnte endlich ein Exemplar mit nach Hause nehmen.


Noch habe ich mich nicht an den neusten Backman rangetraut, aber auch nur weil ich den perfekten Lesemoment dafür erwischen möchte und der wird entweder heute noch kommen ( MÜSSEN! - ob er will oder nicht!! ) oder morgen, denn die Kollegen sind schon ganz gespannt, ob dieser Backman mich wieder von den Socken reißen kann.

Wer immer noch keinen Backman gelesen hat oder sich von den Hardcovern abgeschreckt fühlte, dem kann ich Entwarnung geben:


Also keine Ausreden mehr, schnappt euch eines der beiden Taschenbücher und fangt an zu lesen. Wer IMMER noch nicht überzeugt ist nach dieser Lobhudelei, kann sich gerne meine [Top-Empfehlung] zur Oma durchlesen ... gebt ihm eine Chance, denn hier verpasst ihr großartiges!!

Sonntag, 19. Juni 2016

[Redestoff #16] Bloggen - aber wie?, neue Kategorien?!, Herbst-Leseexemplare

Hallihallo meine Lieben da draußen!

1.) Bloggen - aber wie?

In den letzten Tagen war ich ein wenig frustriert, was wohl dem Umstand geschuldet war, dass ich auf der einen Seite viele tolle Bücher gelesen hatte, auf der anderen Seite es aber nicht geschafft habe, meine Begeisterung dafür in Worte nieder zuschreiben und eine Rezension nach der anderen zu veröffentlichen.

Ich hatte das Gefühl, jedes Mal das gleiche zu schreiben - und das frustrierte mich! Zwischenzeitlich habe ich dann eine neue Kategorie "Empfehlung TO GO" eingeführt, in der ich wenigstens kleine Empfehlungen an euch aussprechen konnte und so Bücher, zu denen ich nicht so viel zu sagen hatte und die mir trotzdem gut gefielen, zu präsentieren. 

Und trotzdem nagt es an mir, dass ich es einfach nicht vollbringe, einige Rezensionen zu schreiben, die mir doch so wichtig wären. Doch jedes Mal kommen die gleichen Worte, die gleichen Phrasen und das nervt mich ... die Zeit, etwas daran zu ändern oder DIE Idee dazu, habe ich noch nicht. 


Wart ihr schon mal in einer solchen Situation und könnt mir Tipps geben, wie ich aus diesem Loch der Unkreativität wieder herauskomme? 

 2.) Neue Kategorien?!

"Empfehlung TO GO" war eine spontan eingeführte neue Kategorie - ich fühle mich mit ihr auch ganz wohl, ich kann einfach drauf los schreiben und bin nicht "gezwungen", ausufernd über das vorgestellte Buch zu schreiben - bei vielen Geschichten habe ich eben nicht viel zu erzählen, möchte sie euch aber trotzdem ans Herz legen.

Wie findet IHR die neue Kategorie? Lasst mir doch eure Meinung in den Kommentaren da!

Ansonsten habe ich erstmal nicht vor, andere Kategorien einzuführen. Es soll auch kein Durcheinander auf meinem Blog herrschen oder ich mich dazu gedrängt fühlen, neue Beiträge schreiben zu "müssen", denn das wäre der Blogger-Tod für mich.

Ich schreibe aus Spaß, weil ich mich euch mitteilen will oder weil mich eine Geschichte so sehr begeistert, dass ich meine Leidenschaft dazu in die Welt hinaustragen will .... ihr versteht das doch, oder? 


3.) Herbst-Leseexemplare

Hach ja, die letzten Tage/Wochen auf Arbeit haben mich regelmäßig in Begeisterung und Verzückungsrufe ausbrechen lassen, denn nach und nach häufen sich die Leseexemplare für den Herbst bei uns, die Vertreter geben sich die Klinke in die Hand und unzählige Geschichten rufen lauthals "Lies mich - du wirst es nicht bereuen!". 

Wie also diesem ganzen Wust Herr werden? Genau - LESEN! Und zwar viel, ausdauernd und schnell, denn wenn etwas nicht gefällt wird es erstmal auf die Seite gelegt, denn es warten noch viele andere Bücher darauf, entdeckt zu werden.

Ich liebe diese Zeit im Buchhandel, wenn jeder im Ausnahmezustand ist, wie ein Verrückter liest und seine Empfehlungen liebevoll den Kollegen vorstellt. Denn in diesen Monaten lerne ich die verschiedensten Geschichten kennen, neue Autoren werden zu Lieblingsautoren ernannt und man wartet fiebrig auf den Tag der Erscheinung, um dann jedem Kunden sein Lieblingsbuch in die Hand drücken zu können.

Eine magische Zeit und ich möchte sie nicht mehr missen müssen, denn dafür bin ich zu gerne Buchhändlerin! Und jetzt mache ich mich ans Lesen, damit ich auch EUCH hoffentlich bald wieder mehr neue und spannende Bücher vorstellen kann!!

Hier schon mal ein kleiner Einblick in den Bruchteil der Bücher, die ich für den Herbst lesen werde:

Sonntag, 12. Juni 2016

[Empfehlung "TO GO"] Locked In - Wach auf, wenn du kannst

Holly Seddons Debütroman konnte mich auf ganzer Linie überzeugen und an sich fesseln. Gekonnt streut die Autorin einen Brotkrumen nach dem anderen und führt den Leser so komplett in die Irre, nur um mit einem fulminanten Schluss aufzuwarten.

Mehrere Erzählstränge treiben die Handlung schnell voran, lassen den Leser oft mit einem fiesen Cliffhanger zurück und machen die Geschichte so zu einem einzigen großen Spannungsbogen.


Um was geht es? Alex Dale ist eine brillante Journalistin. Doch sie hat ein Alkoholproblem. Mehr als ein paar Stunden am Tag hält sie ohne Drink nicht aus, beruflich hangelt sie sich von einem Freelance-Job zum nächsten.

Bei der Recherche für einen Artikel stößt sie auf den Fall von Amy Stevenson, die seit vielen Jahren im Koma liegt. Und plötzlich erwacht Alex’ untrüglicher journalistischer Spürsinn wieder. Sie ahnt, dass Amy ein Geheimnis hat. Aber wer soll einer Alkoholikerin schon glauben?

Was mir sehr gut gefallen hatte, war die Tatsache, dass ich als Leser während dem Lesen auch noch einiges dazu lernen konnte. Mir war zwar schon bewusst, was ein "Locked-In-Syndrom" bzw. Wachkoma ist, aber Holly Seddon webt geschickt einige Erklärungen dazu ein und lässt so die unwissenden Leser nicht auf der Strecke liegen.

Allerdings sollte man auch beachten, dass "Locked in" ein Roman ist - wer also hier einen actiongeladenen Thriller mit viel Blut sucht, der ist hier fehl am Platz. Hier bekommt der Leser einen intelligenten, spannenden und genialen Roman geboten, welcher auf jeden Fall einen Blick mehr wert ist!

Donnerstag, 9. Juni 2016

[Abgebrochen #15] Luca und Allegra - Stefanie Hasse

Dieses Abgebrochen fällt mir sehr schwer, denn ich hatte mich wochenlang wie ein kleines Kind auf diese Adaption bzw. zu Romeo und Julia gefreut. Ich hatte sogar den Klassiker vorher gelesen, um mit vollem Hintergrundwissen in "Luca und Allegra" zu starten - und doch muss ich sagen, dass mich Stefanie Hasse so gar nicht überzeugen konnte mit ihrer neuesten Geschichte.

Anfangen sollte ich wohl mit Allegra, denn sie war der größte Störfaktor für mich in der ganzen Handlung. 

Sie ist wunderschön, hat märchenhaft lange Haare und eine Art, mit der ich so gar nicht zurecht kam. Allegra war die perfekte Hauptprotagonistin und genau das störte mich - warum müssen immer alle Protagonistinnen in Jugendbüchern so wunderbar hübsch und fabelhaft toll sein?

Aber auch ihre Gelassenheit bei all den Dingen, die dann im Laufe des Buches geschahen war für mich ein klein wenig unglaubwürdig - mehr möchte ich nicht verraten, sonst würde ich spoilern. Die anderen Charaktere hingegen waren mir dann zu blass, zu unscheinbar und nicht richtig zu greifen.

Abgebrochen habe ich dann bei ungefähr 80%, denn ab da hat mich die Handlung so gar nicht mehr interessiert. Und gerade an dieser Stelle ist so viel passiert, Allegra musste eine Prüfung ablegen ... und trotzdem konnte mich der Spannungsbogen einfach nicht mehr mitreißen.

Schade, denn ich wollte das Buch wirklich gern haben, aber das war mir einfach nicht möglich.

Es gab bzw. gibt ja viele positive Stimmen zu "Luca und Allegra", d. h. es gibt dort draußen Leser, die die Geschichte wirklich gut fanden und gerne gelesen haben.

Es ist ein nettes Jugendbuch für zwischendurch und wer sich nicht von Klischees ablenken lässt, der wird hier wahrscheinlich ein paar schöne Lesestunden abgreifen können.
Und wer die Tragödie rund um Romeo und Julia gerne in einem anderen Licht sehen möchte, sollte ebenso hier zugreifen, denn ein paar Ideen von Stefanie Hasse sind wirklich gut und regen zum Nachdenken an!

Das passiert mir aber beim Lesen in letzter Zeit häufiger. Autoren versuchen all ihre Plotideen in einen Roman zu quetschen, was selten gelingt und mich als Leser komplett aus den Lesefluss reißt. Weniger ist mehr.
Die Autorin hatte viele gute Ideen - doch für mich waren es zu viele auf einem Haufen. 

Und an die perfekten Protagonistinnen in Jugendbüchern: Wo sind die pummeligen, ungeschickten, meinetwegen auch unbeliebten Mädchen, die grauen Mäuse? Wie gerne ich mehr von ihnen lesen würde, denn auch sie haben bestimmt allerhand Geschichten zu erzählen ... Traut euch liebe Autoren da draußen!

Montag, 6. Juni 2016

[Empfehlung "TO GO"] Der Wahnsinn, den man Liebe nennt

Eine zarte, ergreifende und doch eindringliche Geschichte verpackt mit viel Herzschmerz, ohne kitschig oder überlanden zu wirken - das beschreibt "Der Wahnsinn, den man Liebe nennt" am besten.

Clara Römer packt den Leser gleich auf den ersten Seiten in eine warme, gemütliche Decke und erzählt ohne zuviel Worte Susas Geschichte.


Um was geht es? Susa Bergmann ist seit zehn Jahren glücklich mit ihrem Mann Wolf verheiratet. In seiner Abwesenheit; er ist auf Geschäftsreise; wird ein neuer Kühlschrank geliefert, allerdings mit einer falschen Adresse. Zurück von der Geschäftsreise hat ihr Mann dafür eine ganz simple Erklärung dafür ... und doch hat Susa ein schlechtes Gefühl bei der ganzen Sache.

Als sie dann kurzerhand zu der Adresse fährt, stürzt ihr ganzes Leben wie ein Kartenhaus zusammen - denn Wolf hat sie die letzten fünf Jahre nach Strich und Faden belogen, betrogen und eine kleine Familie gegründet. Susas Welt zerbricht und Hals über Kopf flieht sie vor ihrer kaputten Ehe.


Wer eine schöne, herzergreifende Liebesgeschichte mit Happy End sucht ist hier definitiv am falschen Ort, denn hinter dieser Geschichte verbirgt sich soviel mehr und das genaue Gegenteil.

Das schöne an der Hauptprotagonistin Susa ist ihre Authentizität und ihre Unvollkommenheit. Sie ist nicht der perfekte Vorzeigecharakter, hat nicht gleich eine Lösung für ihr Problem parat oder es fällt ihr eine in den Schoß - nein, sie muss sich durch den Betrug ihres Mannes wieder neu finden und wächst schlussendlich über sich selbst hinaus ... aber bis dahin muss Susa einen harten, steinigen Weg gehen, welcher nicht immer mit richtigen Entscheidungen gepflastert ist.

Ein sehr schöner und leiser Roman, der den Leser nachdenklich stimmt und über das eigene Leben grübeln lässt. Eine dicke Empfehlung von mir - eine Empfehlung "TO GO"!

Samstag, 4. Juni 2016

[Rezension] Romeo und Julia - William Shakespeare

Romeo und Julia

William Shakespeare

124 Seiten

Hofenberg Digital

Übersetzung von August Wilhelm Schlegel

0,00 € als Ebook

»Romeo und Julia« ist eine Tragödie, neben »Hamlet« die bekannteste und beliebteste, die Shakespeare je geschrieben hat. Romeo und Julia, die tragisch Verliebten, gehören zwei verfeindeten Familien an, den Montagues und Capulets, die verhindern, dass sie ihre Liebe offen leben. Heimlich lassen sie sich trauen. 

Meine Meinung:

Jaaaa, diese Rezension bedarf wohl einiger Vorinformationen :D Jeder kennt sie: Die Geschichte rund um Romeo und Julia. Ich habe diese Tragödie in allerlei Form zu mir genommen. Als Verfilmung, Hörspiel, Theaterstück ... nur gelesen hatte ich es noch nicht. 

Und jetzt gab mir die Veröffentlichung einer Adaption von Romeo und Julia einen guten Grund dazu, mein Gedächtnis nochmals aufzufrischen. - "Luca und Allegra" von Stefanie Hasse.

Also habe ich mir kurzerhand im Urlaub diese Version als Ebook geladen. Vielleicht ist es nicht die beste Übersetzung gewesen, aber das war mir dann auch schon recht egal.
Im Nachhinein betrachtet eine leicht unbedachte Entscheidung, aber ich werde es mir auf jeden Fall in einer anderen Übersetzung nochmals zu Gemüte führen, denn diese Fassung konnte mich nicht so ganz von sich überzeugen.

Um was geht es?  Darauf verzichte ich dieses Mal, denn wer die Geschichte rund um Romeo und Julia noch nicht kennen sollte, dem möchte ich hier nicht zu viel vorweg nehmen. Allerdings sollte man dann auch darauf verzichten, meine Rezension zu lesen, denn hier werde ich garantiert spoilern!

Eine Capulet? O Himmel! Mein Herz und mein Leben sind unwiderbringlich in der Gewalt meiner Feindin.

Wie soll ich meine Rezension nur beginnen? Vielleicht damit, dass mein Erinnerungsvermögen mich sehr im Stich gelassen hatte. Denn meine Version von Romeo und Julia hatte ich ja so komplett ... anders im Kopf. Wer zur Hölle war bitte Rosalinde?! Warum kann ich mich nicht an sie erinnern :D? 

Doch dabei blieb es nicht. Auch dass Romeo und Julias Liebesgeschichte überaus schnell von statten ging und die beiden sich nach dem ersten Kuss unsterblich ineinander verlieben, nicht mehr ohne einander können und heimlich heiraten wollen, obwohl die beiden Familien verfeindet sind - da hatte ich eine romantischere Vorstellung im Kopf, wie auch immer die sich in meine Gedanken schleichen konnte.

Daran sind dann doch wohl die Verfilmungen schuld, die diese ganze Geschichte ein wenig rosiger und ausgeschmückter präsentieren, als wie es dann im Buch zur Sache geht bzw. Shakespeare das Ganze darstellen wollte. Allerdings wollte ich Romeo und Julia an einigen Stellen schon gehörig die Leviten lesen, benahmen sie sich doch eher wie pubertierende Jugendliche.

Erst ist Romeo unsterblich in Rosalinde verliebt, dann sieht er Julia und lässt Rosalinde wie eine heiße Kartoffel fallen - typisch Mann! Julia lässt sich von seinem Gerede natürlich bezirzen und ist danach der festen Überzeugung ihre wahre Liebe ( nach einem Kuss ) gefunden zu haben - wurscht, was Mama und Papa sagen, jetzt wird heimlich geheiratet, denn Romeo ist ja ihr Traummann! ...
Ähm, ja. Aber das nur am Rande bemerkt :)) ( Achtung, Ironie! )

O Himmel! der, den ich einig lieben kan, ist der, den ich einzig hassen sollte -- zu früh gesehn, eh ich ihn kannte und zu spät erkannt; was für eine seltsame Mißgeburt ist meine Liebe -- ich liebe -- meinen verhaßtesten Feind.

Auch die Übersetzung ( wie bereits oben erwähnt ) hatte so ihre Tücken. Gewisse Stellen wurden hier  nicht übersetzt, entweder aus Gründen der englischen Reime d.h. im Original reimten sich gewisse Stellen, was ins Deutsche so aber nicht übersetzt werden konnte beziehungsweise der Übersetzer ließ diese Stellen einfach aus und/oder vermerkte im Text, was hier im Englischen stand und warum die Übersetzung hier eben so schwierig sei.

Fand ich ein wenig schade, denn ich hätte sehr gerne mehr von Mercutio und seiner ( anscheinend ) humorvollen Seite erfahren / gelesen, denn genau diese Stellen traf es meistens in der Übersetzung und sie wurden ausgelassen.

Oder aber aus anderen Gründen. Einmal z.B. wurde eine Textzeile von Julias Mutter nicht übersetzt, da man der festen Überzeugung war, dass dies nicht Shakespeare selbst geschrieben hatte, sondern die Schauspieler sollten einige Zeilen selbst gedichtet haben, um ihrer Figur "Ecken und Kanten" zu geben. 

Das war ein kleiner Wehmutstropfen, aber die Quintessenz war ja doch die gleiche und ich kann nicht behaupten, um die Grundgeschichte beraubt worden zu sein. Kennt ihr vielleicht eine bessere Übersetzung? Zu welcher würdet ihr mir raten?!

Ich bin natürlich kein Experte, möchte hier keine fundierte Rezension abgeben, sondern euch an meinen Gefühlen beim Lesen teilhaben lassen. 

Was mir im Nachhinein jetzt auch im Kopf schwirrt sind die Umstände zur damaligen Zeit - wieso,weshalb, warum Shakespeare es genauso geschrieben hat, wie er es eben getan hat. Da möchte ich mich in nächster Zeit schlau machen, denn das interessiert mich wirklich wahnsinnig.

Romeo. Möchtest du dein Herz wieder zurücknehmen? Warum das, meine Liebe? 
Juliette. Nur damit ich dirs noch einmal geben könnte -- und doch, was wünsch ich mir damit, als was ich schon habe? Meine Zärtlichkeit ist so grenzenlos als die See, meine Liebe so tief; je mehr ich dir gebe, je mehr ich habe, denn beyde sind unerschöpflich.

Mein Fazit:

Und trotzdem bleibt Romeo und Julia eine Liebesgeschichte, welche für mich nicht tragisch-schöner sein könnte. Ein wenig kitschig und dramatisch, aber doch eindringlich und einfühlsam. Ich habe es genossen, diese Geschichte nochmals zu lesen und habe mich in diesen blumigen Schreibstil von Shakespeare verliebt ... in Zukunft werde ich versuchen, einige seiner Werke zu lesen. 

UND ich bin nun bereit, "Luca und Allegra" zu lesen - wenn nur ein paar Leser es genauso wie ich halten und die Originalfassung vorweg lesen ist doch auch was Gutes getan, denn Klassiker können auch Spaß machen .. meist dann, wenn man sie freiwillig und aus eigenen Stücken liest ;-)

Für diese Übersetzung vergebe ich 

3 ( von 5 möglichen ) Buchpunkte, da es doch einige Kritikpunkte gab und mir diese Liebesgeschichte doch an gewissen Stellen zu "kitschig-tragisch" war - wisst ihr, was ich meine?