Montag, 3. Dezember 2018

[Lese-Einblick #17] Hexensold und Die Tochter des Uhrmachers

Nora Bendzko hat mich in ihren Bann gezogen - gestern Abend schnappte ich mir ihr viertes Galgenmärchen "Hexensold" und wollte nur ein wenig hineinlesen ... doch kaum angefangen, war ich komplett in ihrer Welt verloren.
Die Gesichtslose taumelte, während er keuchend gegen den Baumstamm lehnte. Seine Perücke rutschte ihm vom Kopf und fiel in das Laub des Waldbodens. "Es ist sinnlos, sich zu wehren." Ihr leeres Gesicht begann zu schmelzen.
Dicke, zähe Tropfen wie von zerlaufendem Wachs lösten sich von ihrem Kopf. [...] Verstört starrte Elegio in ihr zerfließendes Gesicht. Er presste sich regelrecht an den Baum, als sie auf ihn zu wankte.
Selten lese ich Geschichten, die mir das Blut in den Adern gefrieren lassen und mir Bilder in den Kopf pflanzen, welche sich dort klar und deutlich verankern, bereit jederzeit wieder aus den Tiefen empor zu steigen und einem die Nacht zu versüßen.

Alptraumstoff - DAS ist Hexensold und seine Welt. 

Was die Autorin hier präsentiert ist grandios, ekelerregend und lässt den Leser oft sprachlos zurück. Auf jeden Fall nichts für schwache Nerven oder zart besaitete Gemüter. Für mich ist jetzt schon klar, dass DAS nicht die letzte Geschichte von Nora Bendzko für mich sein wird!

Elegio kämpft in einer grausamen Märchenadaption von Rapunzel um sein Überleben, muss sich gegen Hexen und andere finstere Mächte verteidigen und reist dabei durch eine pestverseuchte, düstere Welt. Ich bin gespannt, was mich auf den letzten Seiten noch so erwartet.
Ihm war schlecht, solche Furcht hatte er vor der Hexe. Doch er setzt sich die Perücke wieder auf den Kopf. Ein- und ausatmen. Versinken. Erwachen.
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Kate Morton hingegen ist eine beruhigende Zweitlektüre neben "Hexensold", aber dadurch nicht weniger spannend; nur eben auf ihre Art und Weise.

Eine ( zum Glück! ) entspannende und geisterhafte Familiengeschichte, welche mich positiv überrascht hat bisher und neben dem Fakt, dass das meine erste Morton ist, vor allem durch ihren Schreibstil verzaubern konnte.

Einen kleinen Kritikpunkt gibt es für mich bereits und dieser beschäftigt mich von Anfang an: 

An diesem Roman waren zwei Übersetzer zu Gange und genauso liest es sich für mich - durch gewisse Absätze, Kapitel fliege ich regelrecht, markiere mir sehr viele Sätze und bin mitten im Geschehen mit dabei.

Und dann gibt es Stellen, die mir sehr holprig erscheinen, welche mich im Lesefluss aufhalten und mir so ganz anders vorkommen als die zuvor gelesenen Seiten.
Menschen sind Kuratoren. Sie polieren ihre Lieblingserinnerungen, ordnen sie auf eine Weise, dass eine gefällige Geschichte daraus entsteht. 
Manche Ereignisse werden repariert und auf Hochglanz gebracht, um sie zur Schau zu stellen, andere als wertlos erachtet, im überquellenden unterirdischen Abstellraum des Gedächtnisses verstaut und dort vergessen - wenn man Glück hat.
Mal sehen wie sich das weiterhin bemerkbar macht, noch habe ich einen großen Teil von "Die Tochter des Uhrmachers" vor mir und bin sehr neugierig, wie Kate Morton ihre Figuren weiterentwickeln wird, wie die Handlung an sich voranschreitet und welche Geheimnisse ich noch aufdecken darf. Ich bin gespannt und werde auf Twitter weiterhin berichten!

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