Montag, 28. Januar 2019

[Rezension] Das Haus der Malerin - Judith Lennox




*Werbung / Rezensionsexemplar*

Das Haus der Malerin von Judith Lennox

Umfang: 480 Seiten | Genre: Unterhaltungsliteratur

Verlag: Pendo | Preis: 20,00 € 



Surrey, 1970: Rose Martineau führt mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern in Walton-on-Thames ein beschauliches Leben. Doch die Idylle wird durch zwei unerwartete Ereignisse jäh bedroht. Zum einen erbt sie ein Haus in den dichten Wäldern von Sussex, das ursprünglich ihrer bislang vollkommen unbekannten Großtante Sadie gehört hatte – einer Künstlerin, die eines Tages spurlos verschwand. Wer war diese Frau, und warum wurde nie von ihr erzählt? Zum anderen bringt ein Medienskandal Roses Bilderbuchehe ins Wanken.

Rose stürzt sich in Nachforschungen über Sadie und geht nach und nach einem düsteren Familiengeheimnis auf den Grund. Beflügelt durch die Erkenntnisse um die starke Persönlichkeit ihrer Großtante, wagt auch sie schließlich einen Neuanfang ...

Meine Meinung:

Familiengeschichten sind eigentlich nicht mein Genre - dachte ich bisher zumindest immer und doch muss ich nun feststellen, dass dies ein gewaltiger Irrglaube war. Bereits Kate Morton konnte mich 2018 von sich überzeugen, Lucinda Riley war bisher eine der wenigen Autoren in diesem Bereich, welche ich wirklich gerne las, wenn mich die Lust danach packte und jetzt reiht sich auch Judith Lennox in diese Liste ein, denn "Das Haus der Malerin" konnte mich in vielerlei Hinsicht überzeugen.

Es tut also gut, von seinen Lesegewohnheiten abzuweichen und ein wenig über den Tellerrand zu blicken. Oft entwickeln sich Genre weiter, mutieren von Massenware zu einzigartigen Erzählungen und müssen nicht immer so klischeehaft sein, wie manche Klappentexte vermuten lassen.

Rohdiamanten gibt es in jeglicher Form und Farbe, man muss sie nur entdecken!

Aber genug des Vorgeplänkels, es soll schließlich um meine Meinung zu dem neuesten Buch von Judith Lennox gehen. Es ist nicht nur eine Augenweide was das Cover angeht, nein, auch sein Inhalt verspricht spannende Lesestunden: "Zwei Schwestern wie Tag und Nacht und ein schreckliches Geheimnis". 

Hört sich dramatisch an? Ist es aber nicht. Ein gewisser Anteil findet sich für den kritischen Leser garantiert, doch da habe ich schon weitaus verkitschtere Romane gelesen, welche den Fokus viel zu sehr auf die Liebesgeschichte legten und den Rest der Geschichte nur so aus Pflichtgefühl mit zogen - also keine Angst.

Wie viele solcher Handlungen spielt sich auch diese auf zwei Zeitebenen ab: Zum einen rund um 1930, wobei wir hier Sadie, eine junge Malerin begleiten und zum anderen rund um 1970, während wir Rose dabei zusehen, wie sie auf den Spuren ihrer Großmutter wandelt, um ein dunkles Geheimnis aufzudecken.

Zwei starke Frauen, zwei ganz unterschiedliche Lebensgeschichten und beide Sichtweisen hatten ihre Spannungsmomente. 

Beiden folgte ich gerne und interessiert, was auch eine Seltenheit ist, denn oft gewinnt dann meist ein Charakter mehr mein Herz und wird dementsprechend favorisiert, nicht so hier.
Liebe ging tiefer, Liebe brauchte Zeit und war von Dauer, sie zog sich durch das Leben eines Menschen wie ein leuchtender Faden, der sich nicht einfach abschneiden ließ.
Sadie ist zu Anfang ein sprunghafter Charakter, was aber wohl die Absicht der Autorin war, denn im Laufe der Handlung wandelt sich ihre Art und Weise sehr zum Positiven. Das kann allerdings auch daran liegen, dass man sie erst durch die Augen ihrer jüngeren Schwester Edith kennen lernt.

Diese hat kein gutes Verhältnis zu ihr, fühlt sich in ihrer Nähe immer unwohl und blickt mit viel Neid und Missgunst auf Sadie herab, was mir in den ersten Kapiteln kein wirklich gutes Bild von ihr vermittelte.

Recht schnell wandelt sich diese vorgefertigte Meinung über sie, denn je mehr man erfährt und ihrem Weg folgt, desto mehr versteht man sie und ihre Beweggründe, ergründet ihre Gedanken und versteht nach und nach, warum Sadie eine solch außergewöhnliche Persönlichkeit vor sich zur Schau trägt.

Denn hinter ihrer Fassade versteckt sich ebenso eine Frau mit Unsicherheiten, Schwächen und Fehlern.

Rose ist ähnlich aufgebaut als Protagonistin. Sie war mir in den ersten Momenten nicht recht sympathisch, kam mir wie ein Fähnchen im Wind und wie ein Stereotyp einer fleißigen, duldsamen Hausfrau zur damaligen Zeit vor, welche keine eigene Meinung hat und sich nur um das Wohlergehen ihrer Familie sorgt.

Doch der Schein trügt, denn sehr bald muss Rose auf eigenen Beinen stehen und sich um ihre beiden Töchter alleine sorgen, während sie gleichzeitig versucht herauszufinden, was damals mit ihrer Großmutter Sadie passierte, denn diese verschwand von einem auf den anderen Tag spurlos.

Was mir hier besonders gut gefiel war die Mischung aus Familiengeheimnis, Zeitgeschichte und Gedankenanstößen, die der Roman auslöst. 

Denn was hier unter anderem thematisiert wird, ist die Tatsache, dass in den 70er Jahren die Frauen sehr wenig selbst zu bestimmen hatten, in männlich dominierten Berufszweigen regelrecht verpönt waren und eine Scheidung zur damaligen Zeit einem Skandal gleichkam.
Man las von solchen Geschichten in der Zeitung. Eine Beziehung zerbrach, und danach sah sich die Frau ständiger Verfolgung ausgesetzt, bis sie eines Tages von dem verschmähten Ehemann oder Freund erwürgt oder totgeprügelt wurde. 
Die Boulevardblätter sprachen dann von "Verbrechen aus Leidenschaft". Rose sah es anders. Diese Männer waren in ihrer Eitelkeit getroffen, nicht im Herzen. Nicht Liebe trieb sie zum Mord, sondern Eifersucht, Besitzgier und gekränkter Stolz.
1970. Vor knapp 50 Jahren. Erschreckend, wenn man genauer darüber nachdenkt und das schafft Judith Lennox sehr wohl.

Was mir ebenfalls sehr gut gefiel, waren die lebhaften Beschreibungen der Schauplätze, welche Rose
und Sadie auf ihren Reisen erkunden. Den Großteil der Handlung halten wir uns in England auf, Sussex und Surrey, Stadtleben gegen Landleben und beides mit seinen Vorzügen, aber auch Nachteilen beschrieben.

Die Abgeschiedenheit von Sadie mitten in den Wäldern von Sussex, die bedrückende Stimmung wenn jegliches Licht des Tages zwischen den Bäumen verschwindet und die schwere Dunkelheit ... all das erzeugte eine unheimliche Stimmung, welche mir eine satte Gänsehaut verschaffte.

Landschaftsbeschreibungen kommen hier generell nicht zu kurz, waren aber generell sehr pointiert eingesetzt und umspielten den Plot auf leichte Art.

Mein Fazit:

Ich wurde mit "Das Haus der Malerin" bestens unterhalten, raste durch manche Kapitel regelrecht hindurch und fieberte mit den beiden Hauptfiguren Rose und Sadie mit. Judith Lennox versteht es, den Leser in ihre Welt zu ziehen und dort festzuhalten, ohne dabei langweilig oder klischeehaft zu werden.

*~4 von 5 Sterne~*

Weitere Leseeindrücke findet ihr bei:

Juliane von I am Jane, welche ebenso wie ich begeistert war *KLICK*

Ein großes Dankeschön geht an den Pendo bzw. Piperverlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares - danke für euer Vertrauen!

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