Mittwoch, 23. Januar 2019

[Rezension] Der Untergang des Hauses Usher u. a. Erzählungen - Edgar Allan Poe



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Der Untergang des Hauses Usher von Edgar A. Poe

Umfang: 180 Seiten | Genre: Horror, Klassiker

Verlag: Fischer | Preis: 7,50 € 



Edgar Allan Poe hat unverkennbare Spuren hinterlassen: Dem Detektivroman prägte er mit Auguste Dupin den Prototyp der exzentrischen, aber genialisch-scharfsinnigen Spürnase auf. Sherlock Holmes und zahlreiche Film- und Fernsehdetektive sind nach seinem Vorbild geschaffen.

Fasziniert von Ur-Ängsten, schafft Poe Bilder, die in seinen Erzählungen schauerliche Spannung erzeugen und – Alfred Hitchcock haben sie zum Filmen gebracht – in unzähligen Horrorstreifen wiederkehren. Mit den Beiträgen zu allen ausgewählten ausgewählten Werken aus Kindlers Literatur Lexikon.

Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK.

Meine Meinung:

Während meiner Ausbildung zur Buchhändlerin besuchte ich eine Berufsschule, welche unter anderem ein Fach namens Literaturepochen für uns bereithielt. Was sich staubtrocken anhört, wurde durch einen Lehrer, Herr Wied, wieder wettgemacht, welcher mit seiner Begeisterung zu Klassikern ( aber auch Gegenwartsliteratur! ) uns die Stunden versüßte.

Wir klebten praktisch an seinen Lippen, während er aus der Hüfte heraus uns z.B. eine Zusammenfassung über Anna Karenina gab - es war sehr beeindruckend.Wir alle waren uns einig:

Wir wollten so  ziemlich jeden Klassiker lesen, den er mit uns besprach. 

Ich glaube nicht, dass diesen Vorsatz irgendjemand ausführte, aber Herr Wied schaffte es zumindest, uns diesen Gedanken in die Köpfe zu pflanzen und auch nach den vielen Jahren denke ich gerne an diese Unterrichtsstunden zurück.

Und durch glutenrote Fenster / Werden heute Wandrer sehn / Ungeheure Wahngespenster, Grauenhaft im Tanz sich drehn; 
Aus dem Tor in wilden Wellen /  Wie ein Meer, Lachen eklige Geister quellen - Ach, sie lächeln niemals mehr!

Er las uns regelmäßig ganze Passagen aus bekannten Werken oder Kurzgeschichten vor, unter anderem eines Tages "Der Doppelmord in der Rue Morgue" von Edgar Allen Poe -  und da war es um mich geschehen. Und doch dauerte es fast drei weitere Jahre, bis ich endlich zu einem Kurzgeschichtenband von Poe gegriffen habe und das auch nur, weil mich vor zwei Wochen die Lust aus dem Nichts packte.

Ich hatte vor einem Jahr schon den Versuch unternommen, in seine Erzählungen hineinzukommen, aber nur mit mäßigem Erfolg, was ich mir nun so gar nicht mehr erklären kann.

Denn auch wenn die ein oder andere Kurzgeschichte ein wenig umschreibend bzw. fast schon langatmig war, was aber vielleicht auch ihren Themen geschuldet war, konnte ich mich nun augenblicklich in seinen Schreibstil fallen lassen.

Während dem Lesen stachen mir zwei Themen ins Auge, die Edgar Allen Poe sehr stark umtrieben haben müssen, denn sie tauchen sehr oft in seinen Geschichten auf: 

Lebendig-Begraben-Sein und der darauf folgende Tod und der Wahnsinn, welcher seine Protagonisten oft umtreibt, eine Düsternis die sich schwer beschreiben lässt und in vielfältigster Form in den einzelnen Erzählungen auftaucht.

Mit am Besten hat mir "Die Maske des roten Todes" gefallen, eine sehr unheimliche und stimmungsvolle Geschichte über den Ausbruch der Pest und einen jungen Adeligen, welcher sich mit seiner großen Gefolgschaft in einem seiner Anwesen verschanzt. Bei einem Maskenball tritt dort ein Unbekannter als der rote Tod auf, doch als sich ihm der junge Mann entgegenstellt und erdolchen möchte, rafft er ihn und den Rest der Menschen dahin ... denn er ist die Pest höchstpersönlich.

Lang und hager war die Erscheinung, von Kopf zu Fuß in Leichentücher gehüllt. Die Maske, die das Gesicht verbarg, war dem Antlitz eines Toten täuschend nachgebildet. [...] 
Aber der Verwegene war so weit gegangen, die Gestalt des "Roten Todes" darzustellen. Sein Gewand war mit Blut besudelt, und seine breite Stirn, das ganze Gesicht sogar, war mit dem scharlachroten Todessiegel gefleckt.

Was sich in der Zusammenfassung sehr unspektakulär liest, verschaffte mir beim Lesen eine dicke Gänsehaut, gepaart mit atemlosen Momenten und das alles wohlgemerkt innerhalb von einigen Seiten! Ein wenig erinnerte mich diese Faszination für solch ein Talent, mich als Leser innerhalb von Augenblicken in eine Geschichte zu ziehen und dort festzuhalten, an Stephen Kings Erzählungen.

Auch er schafft es, eine ganze Welt auf ein paar Seiten entstehen zu lassen, die Charaktere so zu formen und darzustellen, als ob ich sie seit Ewigkeiten kenne und verfolge und dann eine derartige Spannung zu erzeugen, dass es mir eiskalt den Rücken herunter läuft.

Ebenfalls in seinen Bann ziehen konnte mich "Der Untergang des Hauses Usher".

Dort bin ich zum ersten Mal einem seiner Lieblingsthematiken, dem Lebendig-Begraben-Werden begegnet und habe mir so sehr gewünscht, diese Erzählung hätte mir Seiten gehabt. Atmosphärisch lässt er seinen Charakter die Umgebung des Hauses Usher und den Wahnsinn, welcher den Herren des Anwesens langsam beschleicht, beschreiben - auch eine der Dinge, die mir oft beim Lesen auffielen.

Ich hatte so auf meine Einbildungskraft eingearbeitet, dass ich wirklich glaubte, das Haus und seine ganze Umgebung sei von einer nur ihm eigentümlichen Atmosphäre umflutet - einer Atmosphäre, die zu der Himmelsluft keinerlei Zugehörigkeit hatte, sondern die emporgedunstet war aus den vermorschten Bäumen, den grauen Mauern und dem stummen Pfuhl - 
ein giftiger, geheimnisvoller, trüber, träger, kaum wahrnehmbarer bleifarbener Dunst.

Mit einer Leichtigkeit umschreibt und beschreibt Poe alles, was seine Figuren sehen und erleben, sodass ich das Gefühl hatte, durch die Augen des Protagonisten alles hautnah mitzuerleben.

Natürlich gab es auch die ein oder andere Geschichte, welche mich eher ratlos zurückließ oder deren Thema bzw. ausschweifende Dramatik mich weniger begeistern konnte. Was nicht heißt das diese schlecht waren, nein, sie waren grundlegend nicht meins.

Von ganzen acht Handlungen traf das auf zwei davon zu, was kein schlechter Durchschnitt ist und mit dem ich ganz gut leben kann, denn die anderen sechs hauten mich schlichtweg aus den Socken.

Mein Fazit:

Wer nach düsteren, schauderhaften Erzählungen sucht, sich ein wenig in der melancholischen Welt des Autors wiederfinden möchte und generell einen Hang zu morbideren Gedankengängen hat, der sollte zu diesem Buch greifen.

Für mich war es eindeutig nicht der letzte Besuch in Poes wahnwitzigen Geschichten. Ich habe mir bereits den zweiten Band der Fischer Klassiker Reihe gekauft und freue mich darauf, erneut in diesen einzigartigen Schreibstil eintauchen zu dürfen.

Mal sehen, welche Alpträume mich nach dieser Lektüre heimsuchen werden ....

*~4 von 5 Sterne~*

1 Kommentar:

  1. Hallo und guten Tag,

    ein schöner Klassiker!!

    Mein Lieblingsbuch ist "Die Grube und das Pendel" zwar eine, seiner Kurzgeschichten, aber die hat es in sich....

    Könnte vielleicht Dein nächster Roman von ihm werden oder........?

    LG..Karin..

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