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Totenfang von Simon Beckett
Umfang: 560 Seiten | Genre: Kriminalroman
Verlag: Wunderlich | Preis: 22,95 €
Die Gezeiten spülen einen Toten auf eine schlammige Sandbank in den Backwaters, einem abgelegenen Mündungsgebiet in Essex. Die Wasserleiche ist stark verwest, Hände und Füße fehlen. Das Gesicht ist nicht mehr zu erkennen. Trotzdem glaubt die Polizei zu wissen, um wen es sich handelt: Ein junger Mann aus dem Ort ist seit Wochen verschwunden, alles deutet auf Selbstmord hin.
Doch dem forensischen Anthropologen David Hunter kommen Zweifel, als am nächsten Tag ein Fuß geborgen wird. Denn der gehört zu einer anderen Leiche, da ist er sich sicher. Kurz darauf treibt ein weiterer Toter im Wasser ...
Meine Meinung:
Letztes Jahr fing meine Begeisterung für David Hunter an – aus irgendeinem Grund packte mich damals plötzlich die Lust auf Simon Becketts Reihe und kurzerhand kaufte ich mir günstig den ersten Teil „Chemie des Todes“. Es dauerte zwar ein wenig, bis ich mich komplett in Becketts Schreibstil eingefunden hatte, doch dann konnte ich das Buch kaum noch aus der Hand legen.
In Rekordzeit verschlang ich auch die anderen vier Teile, fieberte mit großer Erwartung dem fünften Fall von David Hunter „Totenfang“ entgegen. Doch es sollte noch einige Zeit dauern, bis ich Seite an Seite mit dem charismatischen Ermittler einen neuen Fall lösen konnte
… und nun war es soweit: Ich lieh mir vor einigen Tagen in unserer kleinen Stadtteilbücherei den Band aus und fing direkt an zu lesen.
Jetzt sitze ich hier, bin ein wenig ratlos was ich alles in meine Rezension packen soll und ein Gefühl ist dabei ganz vorne mit dabei: Enttäuschung.
Für meinen Geschmack gab es in diesem Krimi zu viel von so ziemlich allem.
A) Zu viele Tote, zu viele Verdächtige, zu viele Personen an sich, die auf irgendeine Art und Weise in diesen Fall verstrickt waren. Als ob sich der Autor nicht für einen Handlungsstrang hatte entscheiden können, sondern einfach mehrere Plotideen zu einer Story zusammengefasst hätte und somit den Leser völlig überfrachtete mit Charakteren und deren tragische Geschichten, die ICH mir nicht alle hatte merken können.B) Zu viele Zufälle – ich habe generell nichts dagegen ( und in den meisten Kriminalromanen lässt sich dieser schriftstellerische Kniff beobachten ), wenn der Hauptprotagonist derjenige ist, welcher die meisten Hinweise entdeckt, grausige Funde macht oder den Fall in die richtige Richtung lenkt.
Doch hier musste Hunter sich so gar keine Mühe geben.
Jede einzelne Leiche fiel ihm quasi vor die Füße, er stolperte nahezu über die entscheidenden Beweisstücke und bekam alle brauchbaren Indizien zum richtigen Zeitpunkt auf dem Silbertablett serviert.
C) Zu viel Romanze. Ich wünsche unserem David wirklich alles Glück dieser Welt, er darf sehr gerne wieder eine Frau an seiner Seite haben ( und seien wir mal ehrlich: den grummeligen, alleinstehenden und nie glücklich werdenden Ermittler gibt es zu Hauf in anderen Werken ) und eine neue Liebe finden … mir kam das alles viel zu gestellt und zu gewollt vor.
Die knapp 50 Seiten Balzverhalten der beiden Protagonisten hätten für mich nicht sein müssen und haben die ganze Handlung mehr aufgehalten, als sie damit voranzubringen oder zu bereichern.
Ich denke, das waren alle großen Punkte, die mir während des Lesens andauernd aufgefallen sind und mir den Spaß tatsächlich verdorben haben. Der Plot schleppte sich von Anfang an nur so dahin, ich hatte NIE das Gefühl, als wenn die Geschichte JETZT richtig durchstarten und der Spannungsbogen nach oben getrieben werden würde.
Hunter wurde wie ein Bauer auf dem Schachbrett mal hierhin, mal dorthin gezogen und passte nie wirklich in die Ermittlung und durfte eigentlich auch gar nicht an der Aufklärung mitarbeiten, da er relativ schnell vom aktuellen Fall wieder abgezogen wurde.
Und was machte er natürlich? Richtig, ermitteln.
Und das nervte mich. In großem Stile. Warum Simon Beckett hier nicht den goldenen Mittelweg wählte, ein Zusammenspiel zwischen ermittelnden Beamten und seinem Hauptprotagonisten schaffte und dem Leser so eine etwas weniger an den Haaren herbeigezogene Handlung präsentierte ist mir ein Rätsel und machte für mich keinen Spaß beim Lesen, geschweige denn, dass es überhaupt spannend oder interessant war.
Die kruden Plotwendungen überspringen wir hierbei einfach, denn das würde den Umfang meiner Rezension sprengen. Es sei nur zu erwähnen, dass gerade zum Schluss hin eine seltsame Wendung nach der anderen sich in kürzester Zeit ereignete und mir ein großes Fragezeichen über den Kopf zauberte, immer begleitet von der Frage „Warum?“.
Da fehlte wohl die Lust am Auflösen des Falles und ein schnelles Ende musste zusammengeschustert werden, auf Teufel komm raus.
Mein Fazit:
Heiß ersehnt und gewaltig enttäuscht – so kann man meine Gefühle für den neuesten David Hunter wohl zusammenfassen. Keine Glanzleistung von Simon Beckett, eine unglaubwürdige Geschichte mit zu vielen Zufällen, zu wenig Spannung und einem Ende, was mich relativ unbefriedigt zurückgelassen hat.
Keine Angst, es ist kein offenes Ende ( was ja noch schöner gewesen wäre – Ironie aus ), doch für mich auch nichts, was mir im Gedächtnis bleiben wird. Eine zu holperige, umständlich geschriebene Auflösung, welche auch schon 150 Seiten vorher hätte stattfinden können und mir so weniger Lesezeit geraubt hätte.
*~2 von 5 Sterne~*
und die große Hoffnung, dass der sechste Teil „Die ewigen Toten“, welcher im Februar 2019 erscheinen soll, wieder ein Glanzstück von Beckett wird und nicht so schwach daherkommt wie der fünfte Fall, denn der Klappentext lässt sich schon sehr vielversprechend anlesen.
Ich bete und hoffe – in der Zwischenzeit versuche ich, diese Katastrope zu vergessen.
Oh noooo, was für ein vernichtendes Urteil. Dann lass ich doch lieber die Finger von dem Buch. Dabei waren die früher mal so gut. *heul*
AntwortenLöschenEs ging leider nicht anders, leider leider! Ich bin jetzt auch froh, das Geld dafür nicht ausgegeben zu haben, sondern es aus der Bücherei mir geschnappt zu haben ... mal sehen was der neue Band so bringt *seufz*
LöschenLiebe Tonie,
AntwortenLöschenBei mir ist es schon eine Weile her, dass ich Totenfang gelesen habe. Ich hatte auch ein paar Kritikpunkte, aber im großen und ganzen mag ich die Reihe einfach so gerne und habe auch Totenfang gern gelesen. Aber tatsächlich haben mir die ersten Bände der Reihe auch besser gefallen. Vor allem die ersten beiden fand ich wirklich genial.
Deine Rezension macht auf jeden Fall sehr gut deutlich, was dir an dem Buch nicht so gefallen hat und deine Kritik ist ja auch sehr nachvollziehbar.
Besonders schön fand ich, dass du David auch eine glückliche Beziehung gönnst. :) Da musste ich echt lachen. Aber du hast ja Recht. Vom trübsinnigen, einsamen, frustrierten Ermittlern gibt es echt genug! ;D
Naja, wie dem auch sei, ich bin trotzdem gespannt auf den neuen Band der Hunter Reihe, der ja glaube ich nächstes Jahr erscheinen soll.
Liebe Grüße, Julia
Hi Julia,
Löschenschön dass du dich auch hierher verirrt hast! Ich mag die Reihe auch sehr gerne, gerade die ersten vier Bände habe ich wirklich in einem Rutsch inhaliert - umso enttäuschter war ich dann von dem jetzigen Fall ... aber ich werde die Hoffnung nicht aufgeben und auch fleißig das neue Buch im Februar lesen, dafür hört sich der Klappentext einfach zu gut an.
Ja na klar gönne ich David eine glückliche Beziehung :) Mal sehen was sich da im nächsten Band so ergeben wird, ich finde es fast schon schade dass es so wenige Ermittler mit erfülltem Liebesleben gibt ;)
Ich muss mir auch jetzt unbedingt ( ich war gestern wegen meinem Umzug den ganzen Tag nur im Auto unterwegs! ) deinen Beitrag zu deinen liebsten Thrillerreihen ansehen, ich husche direkt mal zu dir, bevor mein vergessliches Ich das wieder ... nun ja ... vergisst :D
Liebste Grüße, Antonie
Schön, dass du den David nicht aufgibst und ihm mit dem neuen Band noch eine Chance gibst. ;)
LöschenNu aber ;D
AntwortenLöschenUnd huppala! DAMIT hatte ich nun nicht gerechnet, wobei ich deine Kritik stellenweise verstehen kann. bei mir ist es ja nun schon länger her, aber ich erinnere mich, das ich es als den schwächsten band empfand. Jedoch bei weitem nicht so kritisch wie du ;)
Ja, es gab in die Länge gezogene Ereignisse und die Spannung war dosierte, aber dennoch habe ich den Band gerne gelesen und freue mich auf dem kommenden Band im Frühjahr.
Das Hunter eher gegen statt mit der Polizei arbeitet habe ich gar nicht mehr in Erinnerung. Aber das Ende, das private Ereignis, ich muss weiterlesen! Wirst du dem kommendem buch dennoch eine Chance geben oder ist Hunter durch für dich?
Hab(t) einen mukkeligen Abend! Und schön das du bloggerisch zurück bist <3
Hallo du Feine,
Löschenendlich komme ich zum Antworten, ich Schnarchnase! Ich werde garantiert den Band im Frühjahr auch lesen, vielleicht lag es auch am anderen Übersetzer als sonst, dass es mir so gar nicht gefallen wollte ... Wer weiß ;-) Welche Krimireihe magst du denn sonst noch so? Bin ja immer auf der Suche nach neuem Lesestoff, gerade was Reihen im Krimibereich angeht :-)
Einen wundervollen ruhigen Abend wünsche ich dir - liebste Grüße an euch <3