Sonntag, 15. September 2019

[Rezension] The Silence - Tim Lebbon



*Werbung / Rezensionsexemplar*

The Silence von Tim Lebbon

Umfang: 408 Seiten | Genre: Endzeit

Verlag: Buchheim | Preis:17,99 € 



In der Dunkelheit eines unterirdischen Höhlensystems jagen blinde Kreaturen einzig mit Hilfe ihres Gehörs. Als sie aus ihrem Gefängnis entkommen, schwärmen sie aus und töten alles, was nur den geringsten Laut von sich gibt.

Zu schreien, ja sogar zu flüstern bedeutet den sicheren Tod.

Als die Horden über Europa herfallen, trägt ein britisches Mädchen fieberhaft sämtliche Informationen über sie zusammen. Seit Jahren taub, weiß Ally, was es heißt, in absoluter Stille zu leben. Und dieses Wissen ist bald die einzige Chance für sie und ihre Familie, zu überleben. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach einem abgelegenen Zufluchtsort, um das Ende der Bedrohung abzuwarten.

Doch was für eine Welt wird noch übrig sein, wenn die Vesps sie verlassen haben?

Meine Meinung:

Diese Geschichte war nach langer Zeit mal wieder ein Endzeit-Szenario ganz nach meinem Geschmack. Vorweg sei schon gesagt, dass wir hier ganz ohne schnulzige Liebesgeschichte auskommen, die Idee dahinter mir nicht so abgegriffen erschien wie in manch anderen Büchern und eine Atmosphäre herrschte, die mir mehrmals das Gefühl der kompletten Ausweglosigkeit gab.

Die Handlung fängt relativ ruhig an. Wir lernen Ally und ihre Familie kennen, welche in England leben und den ganz normalen Alltag erleben. Das einzige, was hierbei ein wenig hervor sticht ist die Tatsache, dass Ally seit einem Autounfall ihr Gehör verloren hat und sich mit ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder per Zeichensprache austauscht.

Da ich mit dieser Thematik nicht vertraut bin, weiß ich nicht, inwiefern Tim Lebbon Allys Taubheit korrekt dargestellt hat, aber für mich wirkte alles stimmig und wenig effekthascherisch - das nur am Rande für meine Rezension erwähnt.

Ally sieht im Fernsehen, wie sich bei der Öffnung eines uralten Höhlensystems in Moldavien seltsame Kreaturen ihren Weg in die Freiheit bahnen und die gesamte Forschungstruppe dort rasch und brutal zur Strecke bringen. Nach dem ersten Schrecken vergisst sie diesen Vorfall vorerst wieder, bis sich immer mehr Berichterstattungen häufen, die von seltsamen Flugwesen berichten, welche Menschen angreifen und töten.

Vielleicht war dies das letzte Mal, dass Jude und ich uns aus Spaß einen Kampf lieferten. Wie so viele bedeutende Meilensteine zog es an uns vorüber, ohne dass wir es bemerkten. Später, in der Erinnerung, nannte ich diese Mahlzeit unseren letzten schönen Moment.
Ich lief nach oben in mein Zimmer und einer grauenhaften, von Lärm erfüllten Zukunft entgegen.

Noch sind die fledermausartigen Vesps, wie diese Kreaturen betitelt werden, eine übersehbare Bedrohung, die dazu weit weg von Ally und ihrer Familie stattfindet. Doch dann gerät alles schneller aus den Fugen, als alle es für möglich gehalten hätten und die einzige Option, welche ihnen bleibt, ist die Flucht.

Bloß, wohin soll man fliehen, wenn man gar nicht weiß, vor was genau man flieht? 

Wir erleben die Geschichte nicht nur aus Allys Sicht, sondern auch aus dem Blickwinkel ihres Vaters Huw. Ich hatte am Anfang des Buches die Befürchtung, dass mich diese beiden Sichtweisen auf Dauer langweilen würden, zeigen sie ja ein und die selbe Familie mit ihren Problemen und Schwierigkeiten auf der Flucht auf. Doch überraschenderweise hatte ich während der gesamten Handlung nicht einmal das Bedürfnis, aus Langweile einen anderen Charakter verfolgen zu wollen.

Nein, hier fließen beide Blickwinkel ineinander über, ohne sich zu überschneiden und präsentierten mir auch gleichzeitig zwei ganz unterschiedliche Gefühlswelten: 

Einmal die jugendliche, manchmal fast kindhafte Welt von Ally, welche gleichzeitig mit den Nachwirkungen des Unfalls und dem Verlust ihres Gehörs zu kämpfen hat und Huws vernunftbestimmte Sicht eines Erwachsenen, der seine Familie einfach nur in Sicherheit bringen möchte inmitten des ganzen Chaos, welches nach und nach in ihrer behüteten Welt ausbricht.
Und das schlimmste an ihnen war ihre Unnatürlichkeit. Es hätte sie einfach nicht geben dürfen. Sie waren wie die Kinderzeichnung eines Monsters, die zum Leben erwacht war, alles Lustige war entfernt worden und nur das Entsetzen und die Widerwärtigkeit blieben übrig.
[...] Sie hatten das natürliche Gleichgewicht erschüttert. Eine Mutation. Eine Plage.
Die Kreaturen, die Vesps, waren in meinen Augen eine ganz neuartige Bedrohung, welcher ich so noch nicht in anderen Endzeitromanen begegnet bin. Ich fand den Grundgedanken unfassbar spannend ( und beunruhigend! ), wie viele solcher unerforschter Höhlensysteme es wohl so auf der Welt geben mag und was darin so kreucht und fleucht ... ähnlich wie in den Tiefen der Ozeane und seien wir mal ehrlich: Ich möchte das gar nicht so genau herausfinden!!

Mit dieser Angst spielt der Autor auf eine sehr perfide Art und Weise und das ziemlich gekonnt. 

Die Vesps werden grob gesagt als katzengroße Fledermäuse beschrieben, welche sich nur an Geräuschen orientieren und im Rudel jagen. Dabei können sie große Entfernungen spielerisch überwinden und sich rasant vermehren, in dem sie in Leichname Eier legen und diese bei Gefahr, bzw. bei einer gewissen Geräuschkulisse, aufplatzen und neue Kreaturen ans Tageslicht entlassen.

Und so erklärt sich auch der Titel, welcher nicht passender sein könnte. Denn wer in dieser apokalyptischen Welt neben den Vesps überleben möchte, muss still sein ... sehr sehr still, denn jegliches Geräusch kann den eigenen Tod bedeuten und dieser gestaltet sich auch nicht ganz so harmlos, wie man eventuell vermuten mag. Dieser Umstand hat mich im Laufe der Handlung zum Nachdenken gebracht, mir einige grausige Szenen beschert und war für mich als Leser oft auch hart an der Grenze zum Erträglichen.

Die Atmosphäre, welcher Tim Lebbon mit jeder weiteren Seite entstehen lässt, war unfassbar bedrückend, lag schwer auf meinen Schultern und ließ mich die Hoffnungslosigkeit mit jeder Faser meines Körpers spüren. Manche Passagen erwischten mich eiskalt, warfen mich in einen Strudel aus Entsetzen und Traurigkeit und befeuerten mein eigenes Gedankenkarussell. Wie grausam können Menschen werden, wenn ihnen nichts anderes übrig bleibt? Was würde ich selbst tun, wenn ich in dieser Situation wäre und meine Familie beschützen müsste?
Mum stand auf. "Wir sollten uns vorbereiten", sagte sie in Zeichensprache. "Vergewissern wir uns, dass wir an alles gedacht haben." Wie können wir an alles denken, wenn wir nichts wissen? frage ich mich. Aber ich holte tief Luft und versuchte, meine Nerven zu beruhigen. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um in Panik zu geraten. Jetzt war der Zeitpunkt, um still zu sein.
Der einzige Kritikpunkt, der sich bei mir mit einem richtigen Paukenschlag einschlich, war die Spannung gegen Ende und der Schluss an sich. Irgendwo auf den letzten 50 Seiten ging die aufgebaute Spannungskurve komplett flöten, sackte ins Unendliche und ließ mich ein wenig ernüchtert zurück. Wo ich noch 1-2 Seiten vorher mit unseren Protagonisten mitgefiebert hatte, klaffte nun ein großes Loch und ich wollte nur noch wissen wie die Geschichte denn nun ihr Ende findet.

Entweder musste hier ein schnelles Ende her ( aus Zeitgründen?) oder der Autor wusste selbst nicht mehr, wo sein roter Faden hin entschwunden war, auf jeden Fall fehlte den letzten Seiten der nötige Thrill, um mich bei Laune zu halten. Die Handlung drehte sich um sich selbst, es gab keinen nennenswerten Fortschritt und dann kam auch noch dieses Ende um die Ecke.

Es hätte nicht offener, nicht ungeklärter und an keiner unpassenderen Stelle sein können und so ließ es mich mit hochgezogenen Augenbrauen unbefriedigt zurück.

Hier hätte ich mir mehr gewünscht, denn die Geschichte und deren Grundidee gefiel mir unfassbar gut, und dieser Schluss wurde dem Ganzen nicht so wirklich gerecht. 

Nach einem Höhenflug folgte für mich an diesem Punkt eine nicht nachvollziehbare Bruchlandung, die mir diesen Endzeitroman im Nachhinein ein wenig vergrätzte. Vielleicht hält der Autor sich einen zweiten Teil in der Hinterhand offen und selbst dann hätte man die Handlung zu einem anderen Zeitpunkt beenden können, ohne den Leser so in der Luft schweben zu lassen.

Mein Fazit:

Eine Geschichte, die mir direkt unter die Haut kroch und noch lange im Gedächtnis hängen blieb. Eine Endzeitstimmung, wie ich sie mir nicht grausiger und brutaler hätte erträumen können und eine Welt, die so sehr im Chaos versinkt, dass es keinen Ausweg mehr zu geben scheint. Auch wenn der Schluss mich so gar nicht von sich überzeugen konnte, so mochte ich den Weg dorthin unglaublich gerne und flog mit angehaltenem Atem nur so durch die Seiten.

Für Fans von düsteren Geschichten, die einen eiskalt im Nacken packen, ist "The Silence" auf jeden Fall einen Blick mehr wert und wer eher den schnellen Genuss bevorzugt, kann sich die Verfilmung bereits im Kino ansehen.

*~4 von 5 Sterne~*

Ein herzliches Dankeschön an den Buchheim Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar, ich habe mich tierisch darüber gefreut und viele spannende Lesestunden damit verbracht!

Samstag, 7. September 2019

[Blogger empfehlen #5] Stefanie von bellaswonderworld.de

Eine neue Rubrik darf auf meinem Blog einziehen ... ich hoffe, ihr kommt noch hinterher! Die neue Kategorie ( wie ihr im Titel schon erspäht habt ) nennt sich

Blogger empfehlen

und kommt nun wöchentlich jeden Samstag online. Diese Idee entstand ganz nebenbei.

Ich wollte eine  Bloggerin anschreiben und fragen, welche Bücher sie mir denn empfehlen könnte; denn a) bin ich von Natur aus wahnsinnig neugierig und b) stöbere ich unfassbar gerne in Empfehlungen anderer Leseverrückter. Da ich dies aber bei so ziemlich jedem Buchblogger tun könnte und auch nicht ständig auf Twitter nach Empfehlungen fragen wollte, kam mir der Gedanke zu "Blogger empfehlen".

Heute darf ich euch Stefanie von bellaswonderworld.de vorstellen und ihre liebsten Buchempfehlungen. 

Auf den Blog bin ich bei einem Empfehlungsmarathon gestolpert - Jürgen hatte mir einige lesenswerte Blogs geschickt zum Stöbern und ich war sofort angetan von dem Design und der Fülle ( !!!) an Beiträgen von Stefanie. Eine kunterbunte Mischung überrollte mich dort und etliche Titel schlichen sich schon bei dem ersten flüchtigen Stöbern auf meine Wunschliste.

Stefanie schafft es einfach immer gekonnt, ( ob auf ihrem Blog oder auf Instagram ) mich mit kleinen aber feinen Hinweisen neugierig auf eine Geschichte zu machen - ganz egal, ob diese in meinem Wohlfühlgenre liegt oder ein ganzes Stück abseits. 

Durch sie, und einige andere Blogger, habe ich auch die Graphic Novels neu für mich entdecken können und seitdem wandern munter und ungehemmt die Empfehlungen in meinen Warenkorb ... sehr zu dem Leidwesen meines Geldbeutels! 

Romane, Klassiker, Kinderbücher ... alles könnt ihr hier finden und den tollen Rezensionen von Stefanie lauschen. Besonders pfiffig finde ich ihre Trailershow, die man sich etwas weiter unten auf bellaswonderworld.de ansehen kann - generell solltet ihr ihrem Blog einen Besuch abstatten. Doch vorsichtig, hier herrscht Suchtgefahr!

Aber genug gequatscht, hier kommen ihre Empfehlungstitel, ihr schönstes Buch im Regal, ihre größte Enttäuschung UND ein Wunschlistenkandidat. Augen auf und los!

1.) Hi Stefanie, wie wundervoll dass du mir meine Fragen beantwortet hast und ich deine Empfehlungen teilen darf! Was sind denn deine 3 liebsten Toptitel?

Ich bin eine vielseitig interessierte Leserin und da ist es ganz schön schwer, mich auf nur drei Empfehlungen festzulegen. Deshalb habe ich mir überlegt, aus den drei großen Kategorien die mein Leserherz höher schlagen lassen - Klassiker, Fantasy und Gegenwartsliteratur -  je eine Empfehlung auszusprechen.

Klassiker 

1.) "Lieber Daddy-Long-Legs" von Jean Webster ist ein absolut toller Klassiker. In dem Briefroman geht es um das Waisenmädchen Judy Abott, dass durch einen mysteriösen Gönner gefördert wird und dadurch die Chance erhält an einem College zu studieren.

Fantasy 

2.) "Die Brautprinzessin" von William Goldman habe ich 2008 durch das grellpinke Cover zufällig in der Buchhandlung entdeckt und bin immer noch sehr froh um diesen Umstand. 

Die hinreißende  Fantasygeschichte gehört seither nämlich zu meinen liebsten Geschichten.

Gegenwartsliteratur 

3.) "Die Farbe von Milch" von Nell Leyshon spielt sich inmitten des 19. Jahrhunderts ab und hält die berührende Geschichte eines jungen Mädchens bereit, dass die harte Arbeit auf dem Feld gewöhnt ist und mit ihrem eindrucksvollen Wesen immer wieder in der patriarchalen Welt aneckt.

2.) Welches Buch in deinem Regal hat die schönste Aufmachung? (Cover, Gestaltung, Innenleben…)

Hier liefern sich gleich mehrere Bücher ein hartes Rennen. Wenn ich alle Stichpunkte beachte setzt sich die unglaublich schöne Ausgabe von Jane Austens Klassiker "Stolz und Vorurteil" in der blumigen Schmuckausgabe des Coppenrath Verlags, mit den wahnsinnig hübschen Illustrationen von Marjolein Bastin, sowie den zahlreichen kreativen Einlagen zwischen den Buchseiten  und erhält Platz eins.

Dicht gefolgt von den schönen bibliophilen Märchenausgaben wie z. B. "Peter Pan", "Die Schöne und das Biest", "Das Dschungelbuch" etc., die durch das einfallsreiche Designstudio Mina Lima zu etwas ganz Besonderem gemacht wurden und ebenfalls aus dem Coppenrath Verlag stammen, auf Platz zwei.

Auf dem dritten Platz landet "Das Schiff des Theseus" von J. J. Abrams, welches nicht nur durch die besondere Aufmachung sondern auch durch ein spezielles, in sich verschachteltes, Storytelling für ein außergewöhnliches Leseerlebnis sorgt.

3.) Welche Geschichte war lesetechnisch deine größte Enttäuschung?

Ich kenne mich und meinen Lesegeschmack recht gut und daher hatte ich bisher nur wenige Enttäuschungen zu verzeichnen. Am tiefsten sitzt meine Enttäuschung bei "Ein plötzlicher Todesfall" von J. K. Rowling. Nachdem sie mich viele Jahre meiner Jugend mit ihren magischen Harry Potter Büchern begleitete und ich diese auch sehr liebe, war diese Veröffentlichung von ihr einfach nur ein Griff in's Klo. 

Der Höhepunkt der Geschichte spielt sich direkt zu Beginn ab, was folgt ist eine langatmige und gähnend langweilige Story.

4.) Welcher Titel steht ganz oben auf deiner Wunschliste?

Obwohl meine Wunschliste recht lang ist, fällt mir direkt ein Titel ein, der ganz weit oben rangiert. Dabei handelt es sich um den von der griechischen Mytholige angehauchten Roman "Ich bin Circe " von Madeline Miller, der am 30. August im Eisele Verlag erscheinen wird.

Danke Stefanie ( bellaswonderworld.de ), dass du bei dieser Aktion mit dabei warst und mit uns deine Empfehlungen geteilt hast. Du wirst auf immer meine Wunschlisten-Erweiterin bleiben ... keine Angst, ich verzeihe dir :D

Wenn auch DU mit bei meiner Aktion dabei sein möchtest, dann schreib mir doch einfach eine kurze Nachricht unten in die Kommentare. Ich freue mich auf euch, wir lesen uns nächste Woche wieder.
um 10:00:00 

Mittwoch, 4. September 2019

[Rezension] Himmeldonnerglöckchen von Jasmin Zipperling



*Werbung / Rezensionsexemplar*

Himmeldonnerglöckchen von Jasmin Zipperling

Umfang: 76 Seiten | Genre: Kinderbuch

Verlag: Books on Demand | Preis: 16,99 € 




Als angehende Osterhäsin soll Hopsi stillsitzen, die Löffel spitzen und aufpassen. Aber Hopsi schmatzt, wenn sie aufgeregt ist und schlägt viel lieber Purzelbäume.

Aus Versehen landet sie mit dem frechen Wichtel Michi in der Weihnachtswerkstatt. Das ist ein zauberhafter Ort, an dem man den Christbaumschmuck in der Luft fangen muss, Nüsse auf einer Wippe hackt und wo man jede Menge Spaß haben kann.

Schnell fragt sich Hopsi: Himmeldonnerglöckchen! Was spricht dagegen, keine Oster- sondern eine Weihnachtshäsin zu sein?

Meine Meinung:

Eine weihnachtliche Geschichte mit einem Osterhasen Ende August lesen ... geht das? Ja, das geht und zwar ganz ausgezeichnet - denn diese zuckersüße Vorlesegeschichte für Kinder ab 4 Jahren brennt sich ab der ersten Seite in das Leserherz, sodass es völlig egal ist, welche Jahreszeit gerade herrscht.

Als ich auf Twitter mitbekam, dass "Himmeldonnerglöckchen" in den letzten entsteherischen Zügen lag und den Klappentext zum ersten Mal laß, war ich Feuer und Flamme. Ich freute mich riesig auf das Erscheinen von Jasmin Zipperlings Kinderbuch und bekam es prompt vor Erscheinen in einem superniedlichen Paket zugeschickt, was mein Bloggerherz höher schlagen ließ.

Nebst einer wundervollen Tasse, selbstgemachten Zimtsternen (es waren einfach zu wenige *mampf*) und einem handgeschriebenen Brief vom Weihnachtsmann, durfte ich auch ihr Kinderbuch endlich in den Händen halten - und war sofort angetan von den niedlichen Illustrationen und dem schönen Bilderbuchformat.

"Himmeldonnerglöckchen" ist eine zauberhafte Geschichte rund um die Stärkung von kindlichem Selbstvertrauen, über Freundschaften und die schönste Zeit im Jahr: Weihnachten.

Es geht um Hopsi, eine kleine Häsin, die eigentlich dabei ist, eine Osterhäsin zu werden. Ihre große Schwester Hoppeline ist soeben Ober-Osterhäsin geworden und hat nun die Aufgabe, alle anderen Hasen und Häsinnen bis zum nächsten Osterfest in die große Aufgabe des Ostereier-Versteckens einzuweihen und zu trainieren.
Da öffnete sich eine Luke in der Decke. Ein gezwirbelter Lautsprecher erschien und spielte eine feierliche Trompetenmelodie. Die Wichtel verstummten und blickten nach oben. "Liebe Weihnachtshelfer!", kam es aus dem Lautsprecher. "Es ist wieder ein Tag weniger bis Weihnachten!" Lauter Jubel ertönte. Die Engel klatschten begeistert in die Hände, die Wichtel warfen ihre Mützen in die Luft.
Was mir beim Lesen direkt auf den ersten Seiten das Herz schwer gemacht hat, war die Tatsache, wie Hopsi von den anderen Hasenjungs schikaniert und gemobbt wird. Sie möchte einfach nur dazugehören, möchte ihre Aufgabe richtig machen und hat die Angewohnheit, zu Schmatzen wenn sie aufgeregt ist. Doch das ist mit einer der Gründe, warum Lutz und seine Freunde sie veralbern und schlecht machen, was Hopsi sich sehr zu Herzen nimmt.

Hier wird ein sensibles Thema aufgegriffen und gut umgesetzt, auch wenn ich hier beim Vorlesen, wie auch beim Selbstlesen von älteren Kindern, immer das Gespräch und die Erklärung mit dem Kind suchen würde, um darüber altersgerecht zu reden - also quasi begleitendes Lesen. Und wann sollte eine bessere Möglichkeit kommen über Mobbing oder Ausgrenzung zu sprechen, als in dieser Geschichte?
"Willst du auch mal ein Rad schlagen oder einen Purzelbaum machen?" fragte Michi. Hopsi schüttelte den Kopf. "Danke, aber lieber nicht. Die anderen Hasen finden das peinlich." Michi lachte. "Warum interessiert dich die Meinung von anderen?"  
Auf Hopsis Gesicht breitete sich ein Lächeln aus. Es stimmte: Sie musste gerade keine Eier verstecken, also konnte sie doch ein bisschen toben und laut sein. Ganz heimlich natürlich.
Mit Fortschreiten der Handlung wandelt sich Hopsi vom unsicheren Häschen zu einer Häsin mit einer gewissen Portion Selbstvertrauen und dem Wissen, wie sie sich gegen die anderen Hasen zur Wehr setzen kann.

Besonders gelungen fand ich eben genau diesen Wandel - Hopsi wird in der Weihnachtswerkstatt ermutigt Dinge auszuprobieren, ihrer Fantasie freien Lauf zu lassen und sich so zu akzeptieren ( mit allen Macken ), wie sie eben ist. Dabei helfen ihr ihre neu gewonnene Freunde Wichtel Michi und Angelina, welche in der Weihnachtsbäckerei arbeitet. Dort findet Hopsi ihre wahre Berufung und kann nebenbei auch  noch den gemeinen Plätzchendieb stellen, der dort sein Unwesen treibt.
An seiner Stelle erschien ein Männchen mit roten Locken, das prompt über einen Zweig auf dem Waldboden stolperte. Seine grüne Zipfelmütze rutschte ihm dabei vom Kopf. Das Männlein grapschte nach seiner Mütze und setzte sie sich wieder auf. Dabei bimmelte ein Glöckchen, das am Zipfel hing.  [...] 
"Ich heiße Hopsi". Sie deutete mit der Pfote auf ihre Brust. "Und wer bist du?" "Himmeldonnerglöckchen, das siehst du doch. Ich bin Michi und ich bin ein Weihnachtswichtel."
Ich mochte die ganze Atmosphäre in der Weihnachtswerkstatt unglaublich gerne - auch wenn wir erst Anfang September haben, habe ich den kleinen aber feinen Duft von Plätzchen und Tannenzweigen gerochen und mich hineinfallen lassen in diese heimelige Stimmung. Hopsi hilft bei allen möglichen Tätigkeiten dort aus, wie z.B. in der Glasbläserei oder beim Tannenbaum schmücken und so bekommen nicht nur Kinder Lust auf das Weihnachtsfest und auf das Ganze Drumherum.

Während Wichtel Michi einen weihnachtlichen Fluch nach dem anderen von sich gab und mich damit permanent zum Schmunzeln brachte, schlichen sich auch die Illustrationen von Esther Wagner in mein Herz, die das Buch mit dem nötigen weihnachtlichen Flair einhüllten. Und die ganzen Erklärungen, welche es für kindliche Leser einfach macht, manche Begrifflichkeiten besser zu verstehen, kann ich ebenso nur loben - da wurde definitiv mitgedacht!

Mein Fazit:

Zickiger Zuckerguss, was für eine wundervolle und ans Herz gehende Geschichte für Groß und Klein, Alt und Jung. Als Einstimmung fürs Weihnachtsfest oder für alle, die das ganze Jahr über in weihnachtlicher Stimmung sind, ist dies genau das richtige Buch zum Vor- oder Selbstlesen. Aber Achtung:

Während des Lesens kann sich ein akutes Plätzchenverlangen einstellen, also lieber Spekulatius oder andere Weihnachtsknabbereien auf Vorrat haben, damit dieses sofort gestillt werden kann! Optional findet sich hinten im Buch ein Rezept für Zimtsterne, welches ganz verzweifelte Plätzchenopfer direkt nachbacken können.

Alles in allem ist "Himmeldonnerglöckchen" ein ziemlich gelungenes Gesamtwerk, welches mich komplett von sich überzeugen konnte und ich freue mich jetzt schon auf den Tag, an dem ich es meiner kleinen Tochter vorlesen kann!

*~5 von 5 Sterne~*

P. S.: Nächstes Jahr erscheint ein zweiter Band, in welchem Hopsis Abenteuer weitergeht ... ich kann es kaum abwarten!