Ich darf euch heute Michael Leuchtenberger vorstellen; sein Debüt "Caspars Schatten" habe ich vor einigen Tagen beendet ( HIER kommt ihr zu meiner Rezension ) und konnte mich nicht bremsen, ihn um ein Interview zu bitten.
Dementsprechend wünsche ich euch nun viel Spaß beim Lesen und hoffe selbstverständlich auch, euch damit ein wenig neugierig auf Michael und VOR ALLEM seinen Roman machen zu können.
- Mit „Caspars Schatten“ hast du dein erstes Buch auf den Buchmarkt gebracht – wie kam dir die Idee zu deinem Debüt? Unsichtbare Naturwesen, Runen, geheimnisvolle Mächte; all das ist ja schon sehr außergewöhnlich und nicht in jedem Thriller zu finden.
Michael: Mich haben schon immer Geschichten besonders fasziniert, die einerseits realistisch sind, andererseits mit übersinnlichen Elementen spielen. Ich war in meiner Jugend ein großer Fan der Serie “Akte X”, mag surreale Filme, lese viel Stephen King und mag die klassischen Schauergeschichten von Edgar Allan Poe oder E.T.A. Hoffmann.
Mit meinem ersten Buch wollte ich gerne auch diese Richtung einschlagen. Reine Krimis und klassische Thriller, wo oft die Ermittler im Mittelpunkt stehen, sind nicht so mein Fall, mit wenigen Ausnahmen.
Zudem mag ich sehr gern Geschichten, die kammerspielartig sind, sich also auf wenige Figuren konzentrieren und wo Ort und Zeit sehr begrenzt sind. Da kann sich eine ungeheure Spannung aufbauen, die mich fasziniert (“Gott des Gemetzels” ist ein bekanntes Beispiel dafür). Auch das war ein Wunsch für mein erstes Buch.
- Welchen Verlauf nahm deine Geschichte während des Schreibprozesses? Hast du sie in einem Rutsch aufgeschrieben oder bist du eher ein selbstkritischer Autor und hast einiges geändert, daran gedrechselt und wieder verworfen?
Michael: Ich habe das Romankonzept in einem Kurs für Kreatives Schreiben entworfen und hatte so einen Fahrplan für die Ausarbeitung, an den ich mich auch gehalten habe. Für mein erstes Buch war das extrem hilfreich.
Es hat mir die Angst davor genommen, niemals fertig zu werden und ich konnte den Roman flüssig zu Ende schreiben.
Die Arbeit an meinem zweiten Roman gestaltet sich gerade etwas komplizierter. Wenn mir Teile nicht (mehr) gefallen, dann müssen sie raus, da bin ich schon selbstkritisch. Wenn die Geschichte nicht einmal mir selbst gefällt, hat das Ganze ja keinen Sinn.
- Du hast „Caspars Schatten“ über Books on Demand publiziert – wie muss man sich das praktisch vorstellen und wie unterscheidet sich das von anderen Veröffentlichungswegen?
Michael: BoD bietet bei Print zwei verschiedene Optionen an: Entweder liefert man ihnen das fertige Produkt und sie prüfen nur noch, ob es druckfähig ist, oder man bucht Services wie Lektorat und Covergestaltung hinzu.
Im Fall von “Caspars Schatten” habe ich den ersten Weg gewählt, mit Unterstützung einiger toller Freunde, bei denen ich mich auch hier nochmal herzlich bedanken möchte.
Quelle: Matthias Hewing |
- Wir wollen aber nicht nur über deinen Erstling reden, sondern auch ein wenig über DICH als Autor: Wie konstruierst du deine Charaktere? Hast du von Anfang an ein Bild der Personen im Kopf oder entwickeln sich deine Figuren mit der Geschichte mit?
Michael: Die Hauptfiguren mit ihren wichtigsten Eigenschaften überlege ich mir vorher. Ich möchte sie kennenlernen, bevor ich mit ihnen auf die Reise gehe.
Im Groben stehen sie fest, aber es können sich auch Veränderungen ergeben und neue Facetten hinzukommen. Ich muss sie irgendwie auch mögen, selbst die Bösewichte, und sie müssen sich echt anfühlen.
- Du hast Germanistik und Anglistik mit Schwerpunkt Literaturwissenschaft studiert – hilft dir das während des Schreibens oder hast du das Gefühl, dadurch noch kritischer an deine Texte heranzutreten?
Michael: Spaß an guten Geschichten hatte ich schon als Kind, selbst kreativ war ich schon als Jugendlicher. Das Studium hat mich trotzdem sehr bereichert, da ich vieles sonst sicher nicht gelesen hätte.
Gute Bücher inspirieren mich, ob bewusst oder unbewusst.
Aber ich habe das Gefühl, Lebenserfahrung allgemein ist sogar noch wichtiger, wenn man gute Geschichten mit interessanten Figuren erzählen will.
- Hat dein Studium den Wunsch Autor zu werden und eigene Geschichten zu veröffentlichen angestoßen und gab es schon vorher einen Auslöser dafür?
Michael: Ich hatte immer schon den Drang, kreativ zu sein, und war immer auf der Suche nach dem richtigen Weg für mich. Das Studium war dafür nicht entscheidend. Früher habe ich hin und wieder mit Freunden Musik gemacht und dafür Texte geschrieben. Für ein ganzes Buch war ich lange nicht reif genug, sozusagen.
Aber dann kam eine Phase, in der ich mich beruflich neu orientiert habe und wo ich viel Zeit hatte. Da habe ich gedacht: Jetzt oder nie!
- Hast du den Luxus, als Vollzeitautor schreiben zu können und wenn nicht, was für einer Arbeit gehst du nach und wie schaffst du dir die Zeit für die wichtigen Dinge im Leben: Das Schreiben?
Aber die Tatsache, dass jetzt endlich das erste Buch draußen ist, motiviert mich total, weiterzumachen und besser zu werden, und ich bin so produktiv wie schon lange nicht mehr.
- Du hast es gleich geschafft und MEINE Neugierde einigermaßen bezähmt. Zum Schluss noch die obligatorische Frage: Schlummern denn noch andere unveröffentlichte Werke in deinen Schreibtischschubladen und wenn ja, möchtest du uns ein wenig davon erzählen?
Michael: Ich arbeite schon länger an einem zweiten Roman, der aber noch Zeit braucht. Es wird auch eine Art Thriller sein, aber wahrscheinlich weniger geisterhaft. Er dreht sich um eine Gruppe von Menschen, die als Wanderer auf dem Appalachian Trail unterwegs sind. So zumindest der Plan! :) Das Thema Natur verfolgt mich einfach.
Da ich mit dem Roman wie schon erwähnt gerade nicht so gut vorankomme, arbeite ich zurzeit vor allem an Kurzgeschichten. Es macht irre Spaß, dabei verschiedene Genres und Techniken auszuprobieren. Vielleicht klappt es demnächst mit einer Veröffentlichung in einer Anthologie, und/oder ich gebe die eine oder andere Geschichte als E-Book heraus.
Viel Erfolg!
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