Mittwoch, 19. Dezember 2018

[Rezension] Gefesselt Der Anfang - Elenor Avelle



*Werbung / Rezensionsexemplar*

Gefesselt - Der Anfang von Elenor Avelle

Umfang: 388 Seiten | Genre: Dystopie

Verlag: Books on Demand | Preis: 12,99 € 



Der Ausbruch der Seuche, die die Menschheit vernichtet, ist noch Jahre entfernt, doch schon jetzt werden Entscheidungen getroffen, die in die Katastrophe führen ...

Rebecca und ihre Zwillingsschwester sind unzertrennlich - bis Gabriella ein Jobangebot von der Firma Genetics erhält und kurz darauf spurlos verschwindet. Aus sämtlichen Erinnerungen getilgt, glaubt nur noch Rebecca an ihre Existenz. Um der Wahrheit auf den Grund zu gehen, macht sie sich auf die Suche nach den Verantwortlichen, nicht ahnend, in welche Gefahr sie sich begibt.

Die Spuren führen sie von Berlin nach London, der Heimatstadt von Gill. Er möchte eigentlich Musik studieren, doch das kommt für seinen dominanten Vater nicht in Frage. Um seinem Einfluss zu entkommen, verpflichtet Gill sich der britischen Armee und wird dort viel tiefer in die Machenschaften von Genetics verstrickt, als ihm bewusst ist.
Rebecca und Gill setzen Dinge in Gang, die sie nicht kontrollieren können - und der Ausbruch rückt unaufhaltsam näher.

Gefesselt - Der Anfang ist der erste Teil eines unabhängigen Prequel Spin-Offs von Infiziert - Geheime Sehnsucht.

Meine Meinung:

Ich muss gleich am Anfang meiner Rezension eine Sache gestehen: Ich persönlich lese lieber die Dystopien, welche während der gesamten Handlung auf eine Katastrophe hinsteuern und dann zum Schluss den Ausbruch, die Zombieapokalypse oder den großen Knall schildern.

Wenn mich eine Geschichte schon von Anfang an in ein Szenario manövriert, welches bereites während dem Unglück spielt, macht mich das manchmal schier wahnsinnig - denn ich bin jemand, der alles genau wissen möchte und das am liebsten sofort. Wie ist es dazu gekommen? Wie sah die Welt vorher aus? Was für Persönlichkeiten waren unsere Charaktere vor dem Ausbruch und wie verändern sie sich innerhalb dieser neuen Gesellschaft?

All diese Fragen, und noch viele mehr, schwirren mir dann oftmals durch den Kopf und werden mal mehr, mal weniger beantwortet. 

Aus diesem Grund greife ich eher zu den Geschichten, die mir das von selbst erzählen und mir so den benötigten Background liefern, um die Grundkonstellation überhaupt zu verstehen.

Lange Rede, kurzer Sinn: Deshalb war ich sofort Feuer und Flamme, als ich hörte, das Elenor eine Vorgeschichte zu ihrem Debüt "Infiziert" veröffentlichen wird. Und ich wurde nicht enttäuscht, im Gegenteil.

Gleich auf den ersten Seiten bekommt der Leser einen kleinen Teaser, wird ein wenig angefixt mit einer spannenden Situation und fiebert während des gesamten Buches auf diese Stelle hin: Was hat es damit auf sich und wie kam es soweit?
"Sie kommen", hörte sie Elli wispern. Der Mund ihrer Schwester hatte sich nicht bewegt. Rebecca rückte näher an den Tank heran und spähte auf den Monitor. Sie sah nur verwaschene Farben und Ameisenkrieg. "Sie kommen", flüsterte Ellis Stimme wieder in ihrem Kopf. "Viele werden sterben."
"Wer kommt?", traute Rebecca sich leise zu fragen. Sie zitterte noch heftiger als zuvor und warf einen Blick auf ihre Uhr. Da sprangen Ellis Augen auf und selbst durch das Gelee leuchtete das satte Grün der Iris. Die gleichen Augen, wie sie auch Rebecca hatte. Waldfeenaugen, hatte ihr Vater gesagt.
Was mir das Lesen erleichterte, waren die einzelnen Kapitelüberschriften, denn hier zählt die Autorin einen Countdown ab und zeigt somit immer an, in welchem Jahr man sich gerade befindet und wie lange es noch bis zum Ausbruch der Seuche dauert, was mir eine gute Orientierung gab.

Wir erleben "Gefesselt" aus zwei Sichtweisen, zwei Leben die nicht unterschiedlicher sein könnten:

Auf der einen Seite Rebecca, welche sich mit ihrer Zwillingsschwester Elli zu Anfang an einer Universität einschreibt, um dort ihren Forschungen nachzugehen und auf der anderen Seite Gill, welcher sich bei der britischen Armee meldet, um seinem herrischen Vater zu entfliehen und sein Traumstudium der Musik irgendwann in die Tat umsetzen zu können.

Wer eine Liebesgeschichte erwartet, wird schwer enttäuscht werden, für mich war es ein großer Pluspunkt, denn Fakt ist: Gefühlte 99% aller Dystopien drehen sich schlussendlich um haarsträubende Romanzen, welche die Geschichten oft eher in eine falsche Richtung lenken, als die wirklich spannenden Aspekte hervorzuholen.

Nicht so hier: Beide Geschichten bewegen sich zwar aufeinander zu und überschneiden sich zum Schluss ein wenig, doch Rebecca und Gill agieren ganz auf ihre eigene Art und Weise, ohne miteinander in Berührung zu kommen.

Ich mochte beide Charaktere unfassbar gerne, jeder von ihnen hatte seine Ecken und Kanten, seine Eigenheiten und Schwächen. 

Rebeccas Sichtweise war für mich ein kleines Stückchen interessanter, denn bei ihr erfährt der Leser viel über Genforschung, über die Veränderungen die sich nach und nach vollziehen in ihrer Welt. Wahnsinnig packend erzählt und mit einem kleinen Krimiaspekt verwoben, denn ziemlich schnell verschwindet ihre Zwillingsschwester Gabriella und jeder, über ihren Vater bis hin zu ihren Studienkollegen, möchte ihr weismachen, dass sie nie eine Schwester hatte.

Rebecca ist sich sicher, dass das eine große Lüge ist und fängt an, auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen, welche mal mehr, mal weniger gut gelingen. Nach und nach regten sich auch bei mir die Zweifel, wer hier eigentlich die Wahrheit erzählt und wer nicht - denn Rebeccas Ermittlungen wurden mit der Zeit regelrecht fanatisch und sie selbst drehte sich immer mehr im Kreis, war nur noch ein Schatten ihrer Selbst und wollte sich augenscheinlich auch nicht eines bessern belehren lassen.

... ein großartiges "Was wäre wenn" - Gedankenspiel, was den Leser hier erwartet und was die Autorin gekonnt zu spielen versteht.

Dadurch, dass ich beiden Blickwinkeln gerne gefolgt bin und jeder für sich eine gewaltige Spannung aufbaute, fühlte ich mich nie aus einer Geschichte herausgerissen und in die nächste verpflanzt. Die Sichtweisen wechselten sich viel mehr ganz fließend ab und ergaben zusammen ein rundes Gesamtbild, auch wenn ich bei Gill das Gefühl hatte, ein wenig länger gebraucht zu haben, bis ich mit ihm warm wurde.

Aber das ist Meckern auf hohem Niveau, denn alles in allem hatte ich "Gefesselt" innerhalb von zwei Tagen inhaliert!
Gill sah auf den Vertrag und hatte das Gefühl, die Buchstaben würden gleich anfangen zu bluten. [...] Er hatte sich entschieden. Ohne länger zu zögern, setzte er seine Unterschrift unter den Vertrag und lächelte den Captain ironisch an. 
"Geben Sie gut auf meine Seele acht. Ich will sie ohne Kratzer zurück." Captain Forster zog den Vertrag zu sich heran und stand auf. Er streckte Gill die Hand entgegen, sein Griff war fest, als er sie schüttelte. "Junge, Sie werden mit großer Wahrscheinlichkeit mehr abbekommen, als ein paar Kratzer.  
Gill nickte. "Das weiß ich. Aber wenigstens ist das hier meine Entscheidung. Dann salutierte er und verließ den Raum.
Insgesamt begleiten wir Gill und Rebecca sieben Jahre lang, erleben ihre Erfolge und Niederschläge hautnah und bekommen die volle Bandbreite an Charakterentwicklung angeboten. Gerade bei Gill, welcher mit seiner Ausbildung bei der britischen Armee einiges erlebt und auch in den Krieg ziehen muss, ist es unfassbar spannend seine Veränderung zu verfolgen und zu sehen, wie er zu der Person wird, die dem Leser am Ende des Buches entgegentritt.

Apropos Charaktere: Ein Nebencharakter hat sich ganz still und heimlich in mein Herz geschlichen und dort festgesetzt: Field Marshal Dixon, welcher im späteren Verlauf der Handlung auftaucht und ein Vorgesetzter von Gill wird. Er war ein so herzlicher Charakter, den ich einfach nur lieb gewinnen konnte und welcher ganz nach dem Motto "Harte Schale, weicher Kern" aufgebaut war und durch seine ganze Art schier von sich überzeugen  konnte.

Geflügelte Wesen, gezüchtete Klonkinder, Gestaltenwandler oder Kampfviren; nichts scheint unmöglich und wird auch innerhalb der Geschichte beklemmend und bedrückend beschrieben. 

Die Hauptthematik rund um die Genforschung war an sich schon ziemlich packend und ebenso
erschreckend, doch so in die Handlung mit eingebaut und in der Form erzählt, bereitete sie mir nicht selten eine Gänsehaut. Eine Firma, Genetics, spielt im Roman eine große Rolle und dort werden grausame Experimente verübt, welche in Richtung Klonen und Hybrid-Menschen gehen.

Ich weiß nicht, inwiefern Elenor fachlich vertraut ist mit diesem Themengebiet, jedenfalls kam mir alles sehr stimmig und realistisch vor - auch wenn ich hoffe, das einige ihrer Fantasien noch nicht oder niemals Wirklichkeit werden ... denn ansonsten steht uns allen ein sehr düsteres Zeitalter bevor.
Sie hörte ihre Schritte auf dem auf dem Gitterrost kaum, als sie dem Laufgang folgte, und mit stiller Faszination betrachtete sie die Wabenelemente, aus denen die Wände bestanden. Sie enthielten Glasfenster, die von einer Art Reif getrübt waren. Dahinter schimmerte es bläulich. 
"Wunderschön." Sie verfolgte die mechanischen Arme und bemerkte, dass sie sich immer wieder an den Kapseln in den Wänden zu schaffen machten. Dann sah sie, wie ein Greifer etwas aus einer Wabe entnahm. Ist das ... ein Mensch? 

Mein Fazit:

Eine Blick in eine mögliche Zukunft, ein atemberaubend spannender Plot und zwei Blickwinkel, welche nicht abwechslungsreicher und interessanter sein könnten - das alles enthält "Gefesselt" von
Elenor Avelle und konnte mich damit restlos überzeugen.

Diese Geschichte kann ganz unabhängig von "Infiziert" gelesen werden und wird auch demnächst einen zweiten Band an die Seite bekommen, den ich mir direkt am Erscheinungstag kaufen werde.

*~5 von 5 Sterne~*

Ein ganz liebes Dankeschön auch an dieser Stelle nochmal an Elenor für das Rezensionsexemplar und seine tolle Verpackung, die wundervolle Widmung und die ganze Mühe damit!

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