Montag, 24. Dezember 2018

[Rezension] Die Tochter des Uhrmachers - Kate Morton



*Werbung / Rezensionsexemplar*

Die Tochter des Uhrmachers von Kate Morton

Umfang: 608 Seiten | Genre: Unterhaltungsliteratur

Verlag: Diana | Preis: 22,00 € 




Birchwood Manor 1862: Der talentierte Edward Radcliffe lädt Künstlerfreunde in sein Landhaus am Ufer der Themse ein. Doch der verheißungsvolle Sommer endet in einer Tragödie – eine Frau verschwindet, eine andere stirbt …

Über hundertfünfzig Jahre später entdeckt Elodie Winslow, eine junge Archivarin aus London, die Sepiafotografie einer atemberaubend schönen Frau und die Zeichnung eines Hauses an einer Flussbiegung. Warum kommt Elodie das Haus so bekannt vor? Und wird die faszinierende Frau auf dem Foto ihr Geheimnis jemals preisgeben?

Meine Meinung: 

"Die Tochter des Uhrmachers" war meine erste Kate Morton und konnte mich direkt positiv überraschen, denn ich gestehe: Gewisse Autoren sind durch meinen Buchhändlerberuf vorbelastet in meinem Kopf und daher habe ich, auch wenn ich exemplarisch ein paar wenige aus diesem Genre gelesen habe, oft fast schon eine Abwehrhaltung gegen bestimmte Autoren und ihre Werke.

Nicht selten sind diese sich sehr ähnlich und schlagen alle eine bestimmte Erzählrichtung ein, die mich als Leser nach dem zehnten Mal erleben einfach nicht mehr vom Hocker hauen können.

Vor Jahren, als z.B Judith Lennox, Lucinda Riley oder Corina Bomann und viele andere anfingen, der Reihe nach Bücher über Familiengeschichten bzw. deren Geheimnisse zu veröffentlichen ( welche häufig auf zwei oder mehreren Zeitebenen spielten ), hatten wir in der Buchhandlung zwei komplette Tische nur mit diesen Geschichten gefüllt.

Der Großteil hatte als Cover eine junge Frau, welche mit dem Rücken zum Betrachter stand, ein elegantes Kleid trug und auf ein altes Herrenhaus oder Cottage mit einer alten, steinernen Treppe blickte, während sie über ihr Leben sinnierte.

Und auch so waren die meisten Romane inhaltlich gleich bzw. ähnelten sich stark, was mir das Lesen irgendwann verleidete.

Doch jetzt sprach mich die äußere Gestaltung, die Handlung an und so fragte ich ganz mutig dieses Buch beim Bloggerportal an, nachdem auch Juliane von I am Jane mich mal wieder auf Instagram und Twitter angefixt hatte. Die erste große Überraschung für mich war der Schreibstil bzw. die Übersetzung von dieser Geschichte.
Doch während er sie ansah und sie das Haus betrachtete, ließ etwas in der Art, wie das Laub des Ahorns in der Sonne leuchtete und die Frau mit einem zarten Schimmer überzog, sein Herz aufgehen, und plötzlich wollte er ihr nur noch sagen, dass es durch irgendeine merkwürdige Fügung gerade die Bedeutungslosigkeit des Lebens sei, die alles so wunderschön, außergewöhnlich und wunderbar mache.
Dass der Krieg trotz all seiner Grausamkeit - aufgrund seiner Grausamkeit - die Farben heller leuchten lasse. Dass ohne die Dunkelheit kein Stern zu sehen wäre.
Auch wenn ich ab und zu das Gefühl hatte, während des Lesens zu stolpern und nicht immer im Lesefluss war, haben mir die teilweise poetischen Sätze und Beschreibungen von Morton vielfach Anlass zum Markieren oder laut Vorlesen gegeben.

Da zwei Übersetzer hier am Werk waren, kann das natürlich meine Schwierigkeiten in manchen Kapiteln erklären. 

Aber das ist nur eine Vermutung  und doch für mich die plausibelste, denn ganz oft hatte ich den Eindruck zwei komplett unterschiedliche Schreibstile zu lesen, was mich jedes Mal kurz stutzen ließ und so ein kleiner Störfaktor innerhalb der Geschichte für mich war. Das nur als kleine Bemerkung am Rande.

Ansonsten war ich von Anfang an verzaubert, denn neben der eigentlichen Hauptprotagonistin Elodie, einer Archivarin aus dem London der Gegenwart, gewährt eine zweite, anscheinend junge Frau dem Leser Einblicke in ihr Leben in Birchwood Manor und nach und nach entschlüsselt man ihr großes Geheimnis.

Auch wenn dieser Blickwinkel auf die Geschehnisse später im Buch sehr spannend zu verfolgen war, irritierte er mich in den ersten ein, zwei Kapiteln doch sehr, denn es dauert seine Zeit, bis man eine Vermutung hat oder einen klaren Hinweis bekommt, wer denn hier seine Geschichte erzählt.
Es ist ein stilles Leben, hier in Birchwood. Viele Sommer sind vergangen seit dem unseren, un dich bin ein Gewohnheitsmensch geworden, für mich sieht ein Tag aus wie der andere. Es kommen nicht viele Besucher, und die, die sich hierher verirren, bleiben nicht lange. Ich bin keine gute Gastgeberin. Es ist nicht einfach, hier zu wohnen.
Insgesamt folgt man durch das Buch hinweg relativ vielen Menschen und ihren Lebensgeschichten, während Elodie ihren großen Auftritt mehr zu Anfang und zum Ende des Romans bekommt. Ich habe schon viele Rezensionen gelesen, in denen genau dieser Punkt bemängelt worden ist: Zu viele Charaktere.

Doch mir gefiel dieser Aspekt umso besser, denn man merkt beim Lesen, dass Kate Morton sich viele Gedanken um ihre Protagonisten gemacht hat, echte Persönlichkeiten ausgearbeitet hat und jeder einzelne von ihnen mir gleich präsent war.

Es sind viele Blickwinkel, aber alle folgten sie einem roten Faden und fanden zum Schluss zusammen, sodass ich nicht im Nachhinein das Gefühl hatte, auf einen von ihnen hätte verzichten zu können.

Die Zeitebene im Jahre 1862, welche sich um Edward Radcliff einen Maler und Lebemann dreht, wird stückchenweise offenbart und bleibt lange Zeit eher nebulös - was ist damals wirklich passiert und wer ist starb in diesem herrschaftlichen Anwesen?

Alles dreht sich zwar um diesen Kernpunkt, aber ohne direkt eine Antwort zu geben oder zu viel zu
verraten umschreibt die Autorin interessant und gekonnt Edwards Leben und seine Begegnung mit Lily Millington, welche seine Muse wird und ihm für seine Gemälde Modell steht und die Ereignisse, die daraufhin folgen.

Ich muss ganz klar sagen, dass man diese Art von Erzählweise mögen muss und sich am besten ein wenig in die Leseprobe einlesen sollte vor dem Kauf.

Für mich war sie perfekt, dröselte sich so die Geschichte mit Fortschreiten der Handlung immer weiter auf und hielt bis zum Ende einige Überraschungen noch bereit, was die Spannung nie abreißen ließ und auch ich miträtseln konnte beziehungsweise meine eigenen Vermutungen hatte, was in diesem verhängnisvollen Sommer passierte.
Zu den Klängen von Elgars Nimrod schlenderte Juliet über den Friedhof, betrachtete nachdenklich die Namen und Daten, die liebevollen Inschriften, die von Ewigkeit und Ruhe handelten. Wie bemerkenswert, dass der Mensch das Leben so hoch schätze, dass er dem kurzen Aufenhalt jedes Einzelnen auf der Erde ein Denkmal setzte, während er zugleich zu sinnlosem Morden fähig war.
... auf die Auflösung allerdings wäre ich nie gekommen, doch sie war schlüssig und in meinen Augen nicht völlig an den Haaren herbeigezogen.

Mein Fazit:

Ein fantastischer Schmöker mit vielen Charakteren, Blickwinkeln und Zeitsprüngen. Für mich die perfekte Mischung und für die kalten Tage eine Geschichte zum Einmukkeln. Geister, Künstler, tragische Liebesgeschichten: Von allem etwas mit dabei und wirkte doch nie zu überfrachtet.

Meine erste Morton und das wird auch nicht meine letzte gewesen sein - wer also Empfehlungen hat, welche Geschichte ebenfalls lesenswert ist, darf mir das gerne unten in den Kommentaren erzählen!

Wer sich hierzu eine zweite Meinung bilden möchte, kann auch HIER bei Juliane von I am Jane und ihrer Rezension vorbeischauen!

*~4 von 5 Sternen~*

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