Sonntag, 31. Mai 2020

[Rezension] Gestohlene Erinnerung - Blake Crouch



*Werbung / Rezensionsexemplar*

Gestohlene Erinnerung von Blake Crouch

Umfang: 432 Seiten | Genre: Thriller

Verlag: Goldmann | Preis: 15,00 € 



Der New Yorker Detective Barry Sutton steht vor einem Rätsel: Ein geheimnisvolles Phänomen quält die Menschen mit falschen Erinnerungen und treibt sie damit in den Tod. Auch die Hirnforscherin Helena Smith weiß schon lange um die Macht der Erinnerung.

Um diese zu bewahren, entwickelte sie eine Technologie, die uns unsere kostbarsten Momente noch einmal erleben lässt: den ersten Kuss, die Geburt eines Kindes. Doch nun bedroht ihre Erfindung das Schicksal der Menschheit. Im Kampf gegen einen übermächtigen Gegner versuchen Helena und Barry, eine Katastrophe zu verhindern – aber auch auf die Wirklichkeit ist bald kein Verlass mehr …

Meine Meinung:

Mit „Gestohlener Erinnerung“ hat Blake Crouch erneut einen wissenschaftlichen Science-Fiction-Thriller geschrieben, der unter die Haut geht, die Gedanken rotieren lässt und mich sprachlos zurückließ. Vor einigen Jahren las ich bereits seinen Roman „Dark Matter“ und war auch da schon restlos begeistert.

Dichte Atmosphäre, ein spannender Erzählstrang (der in meinen Erinnerungen nie langatmig war) angenehm gewürzt mit  wissenschaftlichen Fakten, geschickt mit der Handlung verwoben. Das alles macht die wohl einmalige Mischung aus, die Crouch auszeichnet. Doch wo anfangen und wo enden bei der Beschreibung für sein neues Buch?

Es ist eine höchst komplexe Erzählung, die sich mit fortschreitender Handlung vor dem Leser entblättert. 

Man wird von ihr an der Hand genommen und (zum Glück!) setzt sie keinerlei fundiertes Vorwissen für die vorherrschenden Thematiken wie z.B. Hirnforschung oder Zeitreisen voraus. Blake Crouch lässt zwar tief und zum Teil auch sehr detailliert in diese Materie blicken, allerdings verliert man nicht den roten Faden der Geschichte, wenn man gedanklich nicht mitkommt oder die Ausführungen nicht komplett versteht.

Montag, 25. Mai 2020

[(Gast)Rezension] Goldkap - Rainer Doh



*Werbung / Rezensionsexemplar*

Goldkap von Rainer Doh

Umfang: 430 Seiten | Genre: Kriminalroman

Verlag: Divan Verlag | Preis: 16,90 € 



Nordnorwegen: Der grausige Fund einer Wasserleiche verdirbt dem Kriminalkommissar Arne Jakobson die Laune und das unerwartet beste Sommerwetter. Auf der Suche nach dem Mörder finden sich viele Verdächtige - erst recht als Gerüchte die Runde machen, in der verfallenen Bunkeranlage aus dem Zweiten Weltkrieg, die das Opfer restaurierte, sei ein riesiger Goldschatz der Wehrmacht verborgen. Hat der Mord etwa mit dem Gold zu tun?   

Als die Medien die Sache aufgreifen, beginnt 300 km hinter dem Polarkreis ein regelrechter Goldrausch, und sogar die norwegische Nationalbank mischt sich ein. Aber dann passiert in Tromsø ein weiterer Mord und Arne wird klar, dass er auf einer ganz falschen Fährte ist.

Jürgens Meinung:

Geschickt lässt Rainer Doh seinen Roman 1944, in einem dramatischen Moment beginnen. Ein Konvoi der deutschen Wehrmacht wird, auf den unwegsamen Straßen Nordnorwegens, von Widerstandskämpfern überfallen. Ein mit mysteriösen Kisten beladener Lkw stürzt ins Meer. Mit diesem kurzen Einstiegskapitel, flott geschrieben, startet das Kopfkino um einen verschwundenen Goldschatz. Das ist auch notwendig und hilft dabei, die Leser*innen bei der Stange zu halten, wenn sich die Handlung in der Jetztzeit danach ein wenig gemächlich entwickelt.

Ich muss gestehen, dass bei mir dieser Anfangsschwung nicht gereicht hat und ich „Goldkap“ zunächst, nach ca. 80 gelesenen Seiten eine Weile beiseite gelegt habe. So sorgfältig der Autor sein Setting auch einführt, so sehr strapaziert er aber auch die Geduld seiner Leser*innen. Hier wäre Potenzial gewesen, das Buch um geschätzte 30-40 Seiten zu verschlanken.

Ist der ‚tote Punkt‘ aber erst überwunden, entfaltet sich eine fein gestrickte Geschichte mit einer Reihe von wirklich netten Plottwists und einem durchgehend guten Spannungsniveau.

Die Figuren sind überzeugend und mit viel Liebe gezeichnet. Dabei gelingt es Rainer Doh mit spürbarer Sach- und Landeskenntnis, seinen Leser*innen die Besonderheiten des norwegisch-deutschen Verhältnisses näher zu bringen, ohne in der einen oder anderen Richtung den belehrenden Zeigefinger zu erheben.

Ein kleiner Kritikpunkt betrifft das fehlende Glossar. Gerade historisch interessierte Leser*innen hätten sicher zu dem einen oder anderen auftauchenden Punkt gern mehr gelesen, ggf. auch Verweise auf entsprechende Sachbücher zu schätzen gewusst.

Jürgens Fazit:

Zusammenfassend kann ich „Goldkap“ uneingeschränkt empfehlen, besonders für Leser*innen, die eine Vorliebe für Kriminalromane mit historischem Hintergrund pflegen. Einen Stern Abzug gibt es für die kleine Hängepartie nach dem ersten Viertel und das fehlende Glossar.

Ich vergebe *~4 ( von 5 ) Sterne~* dafür.

Samstag, 23. Mai 2020

[(Gast)Rezension] Radio Girls - Sarah-Jane Stratford



*Werbung / Rezensionsexemplar*

Radio Girls von Sarah-Jane Stratford

Umfang: 512 Seiten | Genre: historischer Spionageroman

Verlag: Btb Verlag | Preis: 11,00 € 



London, 1926, der Krieg ist vorbei, die aufregende Energie der Veränderung flirrt durch die Luft. Die junge Amerikanerin Maisie hat einen Job bei dem gerade erst gegründeten Rundfunksender BBC ergattert. Sie ist elektrisiert vom hektischen Tempo, den jungen klugen Mitarbeitern und einschüchternden Chefs. Sie entdeckt ihre Leidenschaft für das Radio und trifft auf die außergewöhnliche Hilda Matheson, die Gründerin des beliebten Talk-Programms, die ihr zur Mentorin wird. Als die beiden jedoch eine schockierende Verschwörung aufdecken, müssen sie sich entscheiden: Wie weit gehen zwei engagierte Journalistinnen für die Wahrheit?

Jürgens Meinung:

Die „Radio Girls“ erschienen zunächst in der New American Library, New York, 2016. Die deutsche Ausgabe, übersetzt von Beate Brammertz, vor wenigen Wochen, am 9. März 2020 bei btb Verlag - Verlagsgruppe Random House.

Dieses Buch verdanke ich, wie so vieles, meiner Liebsten. Nachdem ich wunderbar satt und glücklich aus der Story von „A House of Ghosts“ von William Ryan aufgetaucht war, wollte ich gern noch weiter im Historischen Genre bleiben und - wie der Zufall es will - das sehr gelungene Cover von Radio Girls lachte mich vom SuB an.

„Radio Girls“ spielt im Zeitraum zwischen dem November 1926 und (inklusive Epilog) 1932. Es geht um den Aufstieg und die Entwicklung der staatlichen britischen Rundfunkgesellschaft BBC - British Broadcasting Cooperation. Gegründet eigentlich als ‚Absatzförderungsinstrument‘ der Radiohersteller, wurde die BBC Ende 1926 in eine Körperschaft des Öffentlichen Rechts umgewandelt.

Hier lässt auch Stratford ihren Roman beginnen. Nicht ohne jedoch der/dem Leser*in mit einem kurzen, rasanten Prolog Appetit zu machen und gleichzeitig zu zeigen: Hier geht es nicht nur um die (ggf. faden) Erinnerungen einer Rundfunksekretärin. Bereits mit diesen knapp 1 ½ Seiten hatte mich die Autorin gecatcht. Das ist schon ein Kunststückchen, aber es ging flott weiter und wir begleiten die Heldin des Romans, Maisie Musgrave, mit klopfendem Herzen zu ihrem Vorstellungstermin in die BBC.

Montag, 18. Mai 2020

[(Gast)Rezension] A House of Ghosts - W. C. Ryan



*Rezension*

A House of Ghosts von W. C. Ryan

Umfang: 432 Seiten | Genre: Kriminalroman

Verlag: Bonnier Zaffre UK | Preis: 9,99 € 



Winter 1917. As the First World War enters its most brutal phase, back home in England, everyone is seeking answers to the darkness that has seeped into their lives.
At Blackwater Abbey, on an island off the Devon coast, Lord Highmount has arranged a spiritualist gathering to contact his two sons who were lost in the conflict. But as his guests begin to arrive, it gradually becomes clear that each has something they would rather keep hidden. Then, when a storm descends on the island, the guests will find themselves trapped. Soon one of their number will die.

For Blackwater Abbey is haunted in more ways than one . . . An unrelentingly gripping mystery packed with twists and turns, A House of Ghostsis the perfect chilling read this winter.

Jürgens Meinung:

Heute dürft ihr zum zweiten Mal in den Genuss einer Gastrezension hier auf meinem Blog kommen - und zwar von keinem anderen als von meinem Herzensmann Jürgen Albers.  Hier kommt nun also die zweite von vielen Gastrezensionen, welche euch heute nach Blackwater Abbey entführt - habt viel Spaß!

Vorstellen möchte ich heute ein Buch, das wir aus unserem letzten Irland-Aufenthalt mit gebracht haben: zu „A House of Ghosts“, welches 2018 im Verlag Zaffre/BonnierBooks  erschienen ist.
Viele Arten von Geistern haben sich über Blackwater Abbey versammelt. 
Das ist der eigentliche Kern des Plots, den der irische Schriftsteller William Ryan für seinen Genremix „A House of Ghosts“ mit geschickter Hand gewoben hat. 

Haben wir damit also einen klassischen Geister- oder sogar Horrorroman? Nein, definitiv nicht. Auch wenn das Setting dazu absolut geeignet wäre: Eine abgelegene Insel, darauf ein altes Herrenhaus, das wiederum auf den Mauern und Gewölben einer noch deutlich älteren Abtei erbaut wurde. Darin eine geplante Séance, eine Geisterbeschwörung.

Und - geradezu klassisch - dazu passend, ein gepflegter Sturm, der Gäste und Gastgeber für mehrere Tage und Nächte gefangen hält. 

William Ryan aber lässt die Leser*innen zunächst in einem ganz anderen Ambiente starten. Nachdem sich bereits im Prolog ein geheimnisvoller, aber höchst lebendiger Gast auf die Insel geschlichen hat, werden uns in den ersten drei (angenehm kurzen) Kapiteln die zwei Hauptpersonen des Romans vorgestellt: Ein irisch-britischer Offizier, nennen wir ihn der Einfachheit halber Donovan, und Kate Cartwright, eine Mitarbeiterin des Kriegsministeriums. Diese beiden sollen im Auftrag des britischen Geheimdienstes auf die Insel reisen, denn der Gastgeber der geplanten Séance, Lord Highmount ist einer der wichtigsten Waffenproduzenten des Vereinigten Königreiches.