Mittwoch, 23. September 2020

[Rezension] Der Fluch von Carrow House - Darcy Coates



*Werbung / Rezensionsexemplar*

Der Fluch von Carrow House von Darcy Coates

Umfang: 416 Seiten | Genre: Horror

Verlag: Festa Verlag | Preis: 14,99 € 


Remy arbeitet als Tourguide in Carrow House. Sie führt Menschen durch das berüchtigte Spukhaus und erzählt ihnen von den Geschehnissen, die sich einst in diesen Mauern zutrugen. Als eine Reisegruppe für eine ganze Woche einen Aufenthalt bucht, um die unheimlichen Phänomene zu untersuchen, hofft Remy, selbst endlich einige zu erleben. Und tatsächlich: Nach einer Séance nimmt die paranormale Energie so weit zu, dass Fenster zerbrechen und gespenstische Erscheinungen durch die Flure schreiten.

Dann stirbt einer der Gäste und Remy zieht die Möglichkeit in Betracht, dass der Geist des einstigen Eigentümers noch in den Hallen weilt: John Carrow. Und der war ein irrer Serienmörder …

Meine Meinung:

Dies war mein viertes Buch beim Gruselbingo und nach den ersten drei eher verhalten gruseligen Geschichten hatte ich mir bei "Der Fluch von Carrow House" ein wenig mehr Gänsehautfeeling gewünscht ... nichtsahnend, dass ich das Grauen frei Haus bekommen würde und der Grusel mich eiskalt verschlingen sollte.

Wir begleiten Remy, welche als Tourguide Führungen durch das sagenumwobene und verspukte Carrow House anbietet. Nach eine dieser Führungen meldet sich ein Teilnehmer bei ihr und bietet Remy ein unwiderstehliches Angebot an; er möchte mit ihr und einigen anderen Gästen zwei Wochen in Carrow House verbringen und dort versuchen, übersinnliche Phänomene aufzuzeichnen. 

Doch was sich als interessante Möglichkeit darstellt, wird schnell zum bitteren Ernst für alle Beteiligten und der Horror senkt sich über die Gruppe, gnadenlos und furchterregend.

Die Handlung steigt direkt mit einer düsteren Atmosphäre ein, welche mir bereits auf den ersten Seiten den ein oder anderen Nervenkitzel bescherte - Darcy Coates versteht es perfekt, eine dichte Stimmung zu erzeugen, die im Laufe der Geschichte immer schwerer auf dem Leser lastet und langsam aber sicher den Spannungsbogen nach oben zu treiben. 

Ist es am Anfang nur der Hauch oder eine leise Ahnung von Horror, der mich zum Atem anhalten brachte, so erwischte es mich später gegen Ende dermaßen kalt, dass ich vorblätterte um das Ende zu lesen und mir so den Grusel erträglicher zu machen.

Montag, 21. September 2020

[Rezension] Wir haben schon immer im Schloss gelebt - Shirley Jackson



*Rezension*

Wir haben schon immer im Schloss gelebt von Shirley Jackson

Umfang: 256 Seiten | Genre: Horror

Verlag: Festa Verlag | Preis: 19,99 € 



Merricat lebt am Rande eines Dorfes im Schloss der Familie Blackwood, nur in Gesellschaft ihrer Schwester Constance und dem wunderlichen Onkel Julian, der an den Rollstuhl gefesselt ist. Alle anderen Familienmitglieder wurden vergiftet.

Merricat liebt die Ruhe im Schloss. Aber seit Constance vor Gericht freigesprochen wurde, den Rest der Familie ermordet zu haben, lässt die Welt den Blackwoods keinen Frieden mehr.
Und als Cousin Charles auftaucht, voller falschem Getue und dem verzweifelten Bedürfnis, an den Inhalt des Familiensafes zu kommen, muss Merricat alles in ihrer Macht Stehende tun, um das Schloss und seine Bewohner vor Schaden zu schützen …

Selbstverständlich ist Shirley Jackson mehr als nur die »Queen of Horror« – sie ist eine der wichtigsten Autorinnen der US-amerikanischen Literatur.

 Meine Meinung:

Shirley Jackson ist ja eine bekannte Größe in der Reihe der Horror-Schriftsteller*innen und begegnet relativ rasch jedem, der sich in diesem Genre umsieht. Darauf habe ich mich beim Gruselbingo sehr gefreut, allerdings etwas verhaltener, denn vor etlichen Jahren habe ich es mit der Diogenes Ausgabe dieses Titels einmal probiert und kam partout nicht in die Geschichte hinein. 

Als ich es vor einigen Tagen also ausgelost bekam, war ich unendlich neugierig auf diesen Klassiker und konnte bereits an einem Abend die Hälfte davon inhalieren - mit größerem Erfolg als damals. Es kann auch daran liegen, dass dies eine neue Übersetzung ist und der Stil von Eva Brunner mir mehr zusagte oder dass ich nun richtig Lust auf das Entdecken dieser Geschichte hatte ... einerlei, ich fing an zu Lesen und war sofort gefangen von dem, was sich mir dort bot. 

Denn wenn Shirley Jackson eines schafft, dann ist es eine dichte Atmosphäre zu schaffen, die von ihren Charakteren und deren Eigenheiten bestimmt wird. Die Handlung an sich, die Erzählweise und das was passiert, passiert ganz unaufgeregt und fast unbemerkt, doch je weiter ich in dem Buch voran schritt, umso mehr packte mich das kalte Grauen. 

Wir begleiten zwei Schwestern, welche mit ihrem Onkel in einem herrschaftlichen Haus leben und sich von dem Rest der Dorfgemeinschaft abschotten und distanzieren, denn ein Unglück vor vielen Jahren innerhalb der Familie trieb einen großen Keil in diese Gesellschaft und brandmarkte die Schwestern auf grausame Weise. Seitdem sind sie Gespött, Schikanen und Beschimpfungen ausgesetzt, welche sie in die Einsamkeit ihres Hauses treiben. 

Doch dann taucht eines Tages ihr entfernter Cousin Charles auf und versucht, die beiden Schwestern gegeneinander auszuspielen.

Ich konnte mir dieses ganze Szenario vor meinem inneren Auge bildlich vorstellen, denn wer einmal in einer kleinen Gemeinde gelebt hat, in der jeder jeden kennt, der weiß wie leicht und schnell so eine Stigmatisierung und Ausgrenzung von einzelnen Personen passieren kann - damals wie heute, wenn auch aus den unterschiedlichsten Gründen. 

Samstag, 19. September 2020

[Rezension] Nightmare Alley - William Lindsay Gresham



*Rezension*

Nightmare Alley von William Lindsay Gresham

Umfang: 512 Seiten | Genre: Horror

Verlag: Festa Verlag | Preis: 22,99 € 



Grotesk, dunkel und bizarr. Definitiv ein Leckerbissen für Noir-Fans Stanton Carlisle lernt die schmutzigen Tricks der Jahrmärkte und wird zum skrupellosen Gauner. Er gibt sich als spiritueller Guru aus, um die Reichen und Schwachen auszunehmen. Doch sein Spiel der Täuschungen und Lügen treibt ihn geradewegs in die Albtraumgasse …

Mit effektiver Atmosphäre und außergewöhnlicher Prosa geschrieben, ist Nightmare Alley mehr als ein großes Drama: Stantons entschlossener Aufstieg und der unvermeidliche Sturz ins Verderben ist die röntgenscharfe Durchleuchtung des »american dream«.

 Meine Meinung:

Auf mein zweites Buch im Gruselbingo war ich ganz besonders gespannt, denn auch diese Geschichte wartete nun schon etwas länger geduldig auf ihren Einsatz und aufgrund der vielen Seiten schreckte sie mich immer ein wenig ab. Aber nun hatte ich keine Ausrede mehr und warf gespannt einen Blick zwischen die Buchseiten. 

Das "Nightmare Alley" bereits 74 Jahre auf dem Buckel hat, merkte ich während des Lesens kein einziges Mal -  William L. Gresham ( bzw. die Übersetzung von Christian Veit Eschenfelder u. Anja Heidböhmer ) schaffte es mit einer Leichtigkeit, mich in seine Erzählung einzusaugen und dort etliche Seiten lang festzuhalten .. genau genommen über 500 Seiten. 

Die Ernüchterung folgte relativ schnell, denn aufgrund des Covers und der Beschreibung hatte ich im Vorfeld gedacht, die Handlung würde sich rund um einen Jahrmarkt und seiner Attraktionen bewegen, doch dies ist nicht durchgehend der Fall. Unser Hauptprotagonist Stanton Carlisle ist ein Haudegen sondergleichen, eine unruhige Seele mit der wir im Laufe der Geschichte einige Überraschungen erleben und selten lange an einem Ort verweilen.

Während wir also Stantons Leben begleiten, entwickelt sich der kleine unsichere Junge zu einem forschen, selbstsicheren Mann, der sich der Kunst der Illusion und Geisterbeschwörung verschrieben hat - meist zu seinen eigenen Gunsten ausgelegt und immer mit einem Auge auf der Suche nach dem großen Geld und einer Bühne, die seinem Ego gerecht wird. 

Donnerstag, 17. September 2020

[Rezension] Im Garten Numen - Erik R. Andara


*Rezension*

Im Garten Numen von Erik. A. Andara

Umfang: 236 Seiten | Genre: subtiler Horror

Verlag: NightTrain Verlag | Preis: auf Anfrage



Als Simon Heymanns drogenkranke Tochter unter mysteriösen Umständen aus einer kirchlichen Therapieeinrichtung im Waldviertel verschwindet, weiß er sich nicht anders zu helfen, als selbst in das verlassene Dorf zu fahren, um dort nach ihr zu suchen. Dabei entdeckt er vergessen geglaubte Wege, die geradewegs in die Finsternis führen, und die mit seiner eigenen bewegten Vergangenheit in Verbindung stehen. Wege, von denen er gewünscht hätte, sie niemals wieder betreten zu müssen.

Meine Meinung:

Anfang September habe ich mich Gabriela vom Blog "Buchperlenblog" angeschlossen, ein Gruselbingo zu spielen. Wir haben uns 9 Titel ausgesucht, welche wir bis Halloween gelesen haben möchten und lassen unsere Lektüre nach Beenden eines Buches auslosen, um so ein klein wenig mehr Spannung und Spaß an dieser Challenge zu haben.

"Im Garten Numen" war meine erste Geschichte bei diesem Bingo und eines der Bücher, die hier schon eine geraume Zeit darauf wartete, gelesen zu werden. Erschienen bei einem ganz kleinen Verlag und limitiert hatte ich es damals über Conny von "Pinkanemone" gefunden und sofort geordert beim Autoren selbst - doch wie es meist so ist, geriet es erst einmal in Vergessenheit.

Umso neugieriger war ich nun auf den Inhalt und stürzte mich mit großer Vorfreude zwischen die Seiten. Es brauchte einige Zeit, bis ich mit dem Schreibstil von Andara warm wurde; irgendwie kam ich ständig aus dem Lesefluss heraus und bis zur Hälfte nicht so richtig in die Geschichte hinein, kann aber gar nicht so recht erklären warum. 

Mittwoch, 9. September 2020

[Rezension] Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch - Alexander Solschenizyn



*Rezension*

Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch von Alexander Soschenizyn

Umfang: 192 Seiten | Genre: Roman

Verlag: Droemer Knaur | Preis: 10,99 € 



Ein Tag aus dem Leben des Iwan Denissowitsch ist zweifellos das aufsehenerregendste Buch, das nach dem Krieg in der Sowjetumion veröffentlicht wurde. Heute ist dieses Buch aus den Buchhandlungen in der Sowjetunion wieder verschwunden, für das sich Chruschtschow auf dem 22. Parteitag mt den Worten einsetzte: "Es ist unsere Pflicht, derartige Angelegenheiten, die mit dem Mißbrauch der Macht zusammenhängen, sorgfältig und allseitig zu klären.Solange wir arbeiten. können, müssen wir vieles klarstellen und der Partei und dem Volk die Wahrheit sagen..." 

Solschenizyn hat das gequälte Gewissen jener zahllosen Russen erleichtert, die solange in vollem Wissen um die Schande in Stummheit leben mußten.

Meine Meinung:

Ich hätte wohl eine geraume Zeit lang nicht zu diesem Buch gegriffen, wenn es mir der Herzensmann vor ein paar Tagen nicht entschlossen in die Hand gedrückt und gesagt hätte "Lies es endlich!". Nach einem etwas dickeren Jugendbuch jammerte ich ein wenig vor mich hin, dass nun anscheinend eine Leseflaute über mich kommen würde - ich wusste nicht was ich als nächstes lesen sollte und keines unserer Bücher sprach mich so richtig an. 

Und aus Mangel an Widerstand und eigenem Antrieb, etwas anderes zum Schmökern zu finden, tat ich genau das, was er mir sagte ... ich versank in der grausamen, kalten und nüchternen Welt von Iwan Denissowitsch und sah ihm bei seiner Arbeit im sowjetischen Straflager über die Schulter. 

Alexander Solschenizyn schafft es auf den nur wenigen Seiten, eine komplette Szenerie zu erschaffen, von der man das Gefühl am Ende hat, sie niemals richtig verlassen zu können. 

Der Schreibstil ist sehr einfach, schlicht und orientiert sich an der Gedanken - und Gefühlswelt unseres Hauptprotagonisten Iwan. Gerade bei einer solch bedrückenden Thematik empfinde ich es als angenehm und richtig, wenn sich der Stil ein wenig zurücknimmt, dem Geschriebenen Raum lässt und so dem Leser die Möglichkeit gibt, die Atmosphäre unverfälscht in sich aufzunehmen. 

Interessant fand ich hierbei den Aufbau der Geschichte. Wir verfolgen Iwan bzw. Schuchow einen Tag im Lager bei seiner Arbeit, was ich zuerst als ungewöhnlich empfand, denn was sollte man alles über einen einzigen Tag zu berichten haben? Dennoch fällt man sofort in die Handlung hinein und bleibt durch Iwans Gedankensprünge nicht nur im Hier und Jetzt, sondern erfährt auch einiges über sein Leben vor dem Straflager, wie es dazu kam dass er nun dort seine Zeit abarbeiten muss und die unausgesprochenen Regeln, die in diesem Lager vorherrschen.