Wir haben schon immer im Schloss gelebt von Shirley Jackson
Umfang: 256 Seiten | Genre: Horror
Verlag: Festa Verlag | Preis: 19,99 €
Merricat lebt am Rande eines Dorfes im Schloss der Familie Blackwood, nur in Gesellschaft ihrer Schwester Constance und dem wunderlichen Onkel Julian, der an den Rollstuhl gefesselt ist. Alle anderen Familienmitglieder wurden vergiftet.
Merricat liebt die Ruhe im Schloss. Aber seit Constance vor Gericht freigesprochen wurde, den Rest der Familie ermordet zu haben, lässt die Welt den Blackwoods keinen Frieden mehr.
Und als Cousin Charles auftaucht, voller falschem Getue und dem verzweifelten Bedürfnis, an den Inhalt des Familiensafes zu kommen, muss Merricat alles in ihrer Macht Stehende tun, um das Schloss und seine Bewohner vor Schaden zu schützen …
Selbstverständlich ist Shirley Jackson mehr als nur die »Queen of Horror« – sie ist eine der wichtigsten Autorinnen der US-amerikanischen Literatur.
Meine Meinung:
Shirley Jackson ist ja eine bekannte Größe in der Reihe der Horror-Schriftsteller*innen und begegnet relativ rasch jedem, der sich in diesem Genre umsieht. Darauf habe ich mich beim Gruselbingo sehr gefreut, allerdings etwas verhaltener, denn vor etlichen Jahren habe ich es mit der Diogenes Ausgabe dieses Titels einmal probiert und kam partout nicht in die Geschichte hinein.
Als ich es vor einigen Tagen also ausgelost bekam, war ich unendlich neugierig auf diesen Klassiker und konnte bereits an einem Abend die Hälfte davon inhalieren - mit größerem Erfolg als damals. Es kann auch daran liegen, dass dies eine neue Übersetzung ist und der Stil von Eva Brunner mir mehr zusagte oder dass ich nun richtig Lust auf das Entdecken dieser Geschichte hatte ... einerlei, ich fing an zu Lesen und war sofort gefangen von dem, was sich mir dort bot.
Denn wenn Shirley Jackson eines schafft, dann ist es eine dichte Atmosphäre zu schaffen, die von ihren Charakteren und deren Eigenheiten bestimmt wird. Die Handlung an sich, die Erzählweise und das was passiert, passiert ganz unaufgeregt und fast unbemerkt, doch je weiter ich in dem Buch voran schritt, umso mehr packte mich das kalte Grauen.
Wir begleiten zwei Schwestern, welche mit ihrem Onkel in einem herrschaftlichen Haus leben und sich von dem Rest der Dorfgemeinschaft abschotten und distanzieren, denn ein Unglück vor vielen Jahren innerhalb der Familie trieb einen großen Keil in diese Gesellschaft und brandmarkte die Schwestern auf grausame Weise. Seitdem sind sie Gespött, Schikanen und Beschimpfungen ausgesetzt, welche sie in die Einsamkeit ihres Hauses treiben.
Doch dann taucht eines Tages ihr entfernter Cousin Charles auf und versucht, die beiden Schwestern gegeneinander auszuspielen.
Ich konnte mir dieses ganze Szenario vor meinem inneren Auge bildlich vorstellen, denn wer einmal in einer kleinen Gemeinde gelebt hat, in der jeder jeden kennt, der weiß wie leicht und schnell so eine Stigmatisierung und Ausgrenzung von einzelnen Personen passieren kann - damals wie heute, wenn auch aus den unterschiedlichsten Gründen.