Montag, 7. Januar 2019

[Rezension] Denn die Nacht bringt das Meer - Veronika Bicker




*Werbung / Rezensionsexemplar*

Denn die Nacht bringt das Meer von Veronika Bicker

Umfang: 280 Seiten | Genre: Thriller

Verlag: Acabus | Preis: 14,00 € 




Ein Leuchtturm an der Nordsee – hier versucht Marit, ihrem Alltag zu entfliehen. Doch nachts rauben nicht nur der tosende Sturm und die um den Turm peitschenden Wellen ihr den Schlaf. Sie fühlt sich beobachtet, als würde jemand in dem alten Gemäuer herumschleichen.

Auch werden in ihr düstere Erinnerungen wach. Vor Jahren wäre ihre Tochter Janna hier beinahe ertrunken. Im Dorf trifft sie auf kauzige Küstenbewohner, die von Geistern und Meermännern sprechen. Marit steht vor einem Rätsel: Was hat es mit den vielen ertrunkenen Kindern an diesem Ort auf sich? Warum fuhr Janna damals ganz allein aufs Meer hinaus?
Und dann kommt erneut ein junges Mädchen zu Tode …

Meine Meinung:

Es gibt Themen in Büchern, an welchen ich sehr schwer vorbeigehen kann, ohne neugierig zu werden. Dazu zählen neben Spukhäusern auch eindeutig alle Geschichten rund um Geister und als ich den Klappentext zu "Denn die Nacht bringt das Meer" gelesen habe, wusste ich: Das musst du lesen!

Geister und Meermänner lockten mich zu sich und das Cover, welches passend zum Plot in düsteren Farben gehalten ist, tat sein Übriges.

Auch wenn die Nordsee als Handlungsort nicht meine erste Wahl wäre, war ich doch überrascht wie interessant die Autorin die Mythen und Legenden der Gegend in ihren Thriller verwebte und mich damit die gesamte Lesezeit fesselte.

Allerdings muss ich gestehen, dass ich etwas Aufwärmzeit mit dem Schreibstil von Veronika Bicker brauchte.

Gerade in den ersten zwei Kapiteln stolperte ich ein wenig in der Art ihrer Beschreibungen und hatte das Gefühl, als ob sie sich selbst erst in ihre Charaktere und den Schauplatz einschreiben musste. Das regulierte sich aber relativ zügig, ich versank immer in der Geschichte und konnte mich komplett auf Marit und ihre Suche nach Antworten, was damals in Nordersiel mit ihrer Tochter passierte, konzentrieren.
Er war kleiner, als sie sich einen richtigen Leuchtturm vorgestellt hatte, etwas gedrungen, wie ein alter Mann, der stur auf dem Deich hockte und nicht daran dachte, sich von dort vertreiben zu lassen. Die Fassade rundherum bestand aus roten Ziegeln, wie bei den meisten Häusern hier in der Gegend, und die Fenster waren erstaunlich groß und modern.
Das Dach strecke sich trotzig dem Wind und den Wolken entgegen und Marit konnte die Glasfenster direkt darunter mehr erahnen als wirklich sehen.

Denn vor vierzehn Jahren wäre Janna, Marits Tochter, fast in der Nordsee ertrunken und bis heute ranken sich um diesen Unfall viele Fragen. 

Warum fuhr Janna ganz allein auf Meer hinaus und wer ist dieser ominöse Tomme, von dem sie damals sprach? War er nur ein Ausbund ihrer Fantasie oder gab es diesen kleinen Jungen wirklich? All das möchte Marit nun endlich beantwortet haben und zieht kurzerhand in einen alten Leuchtturm, welcher als Gästehaus genutzt wird, um dort in Ruhe ihre Nachforschungen zu betreiben.

Dies ist jedoch schwieriger als gedacht, denn die Küstenbewohner des kleinen Ortes machen es Marit nicht ganz so einfach und eine mysteriöse Macht versucht alles, um sie ins Bockshorn zu jagen. Gerade diese Stellen verursachten bei mir viel Gänsehaut, denn Veronika Bickert schaffte es spielend leicht eine dichte Atmosphäre aufzubauen, die sich in den Nervenbahnen festsetzte und mir einen Schauder nach dem anderen über den Rücken jagte.
Marit starrte auf die Wellen. Hier und dort glaubte sie, ein Gesicht zwischen den hin- und herklatschenden Wogen sehen zu können. Ein blasses Gesicht mit langen, weißblonden Haaren, die sich in Streifen mit der Gischt verbanden und über das Meer trieben.
Oder andere Gesichter, hässliche Fratzen, unmenschlich, dämonisch, die Marit aus dunklen Augen anstarrten. Einmal glaubte sie, einen Pferdekopf zu erkennen, der sich wie der Schädel eines Alligators direkt unter der Wasseroberfläche voranbewegte und das Boot mit seltsamen, gelbgrünen Glupschaugen betrachtete. 
In einigen Rückblenden blickt Marit auf den Urlaub mit ihrer Tochter zurück und so entsteht für den Leser nach und nach ein Bild der Geschehnisse von damals, man ist immer mitten im Geschehen mit dabei und selten bleiben Fragen innerhalb der Handlung offen. Das ist ein Punkt, welcher mir sehr positiv auffiel, denn es passiert nicht selten bei dieser Art von Mystery-Thrillern, dass ich oft den Eindruck habe, mir würden wichtige Fragmente fehlen um die Hauptfigur richtig zu verstehen oder ihre Ängste nachvollziehen zu können, nicht so hier.

Ein weiterer kleiner Kritikpunkt ist die Mutter-Tochter-Beziehung. 

Ich hatte von Anfang an das seltsame Gefühl, als wenn hier die Rollen vertauscht wären, denn Marit wird sehr viel von Janna dominiert, kontrolliert und lässt sich an der ein oder anderen Stelle mehr von ihr vorschreiben, was mir doch ein wenig komisch vorkam.

Auch wenn die Beziehung der beiden sehr eng dargestellt wird, denn Janna hat ihren Vater nie kennen gelernt und Marit zog sie komplett alleine auf, war mir das manchmal zu viel des Guten und ein wenig mehr Eigeninitiative von Marit gegenüber ihrer Tochter hätte hier nicht geschadet.

Die Geisterthematik findet zwar viel Platz in diesem Thriller, ist aber nicht ständig im Vordergrund präsent, sondern bekommt ihre ganz eigenen Momente zugeschrieben und überraschte mich in manchen Momenten sehr, in denen ich nicht damit gerechnet hätte. Geschickt wurden auch die Sagen und Legenden rund um die Nordsee und ihre Meermänner damit verbunden und bildeten so einen packenden Kontrast zur restlichen Geschichte.

Ich mochte den Handlungsstrang rund um die "Geisterwesen" und ihren ganz eigenen Mythen, fand diesen überzeugend dargestellt und in den richtigen Augenblicken eingesetzt.

Das Ende und die Auflösung des Ganzen waren insgesamt gut überlegt und sinnig, auch wenn es ein wenig mehr Schnelligkeit gegen Ende hätte haben dürfen, die ein oder andere Wendung wäre in meinen Augen nicht nötig gewesen. Diese haben die Spannung zwar hochgehalten, aber nicht noch mehr gesteigert und wirkten gegen Schluss ein wenig holprig, alles in allem war es dennoch schlüssig und konnte mich somit mit den Längen versöhnen.

Mein Fazit:

Ein packender Thriller mit kleinen Schwächen, welcher mir den ein oder anderen Gänsehautschauer verpasste. Wer hier einen Horror-Roman mit Geistern sucht, ist hier falsch am Platz: Nachforschungen und mysteriöse Geschehnisse, das ist was man hier zu lesen bekommt und diese Mischung konnte mich gut unterhalten, ließ die Seiten nur so dahinfliegen und überraschte mit einigen Wendungen.

*~3 von 5 Sternen~*

Vielen lieben Dank an den Acabus-Verlag für den netten Mailaustausch und die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

1 Kommentar:

  1. Hallo und guten Tag,

    Danke ....also eher kein Roman für mich...weil die Leserichtung nicht übereinstimmt.

    Hm, Preis eher auch nicht.

    Trotzdem Danke für das Vorstellen..LG..Karin..

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