Dienstag, 2. April 2019

[Rezension] Habitat - Peter Cawdron



*Werbung / Rezensionsexemplar*

Habitat von Peter Cawdron

Umfang: 352 Seiten | Genre: Science-Fiction

Verlag: Heyne | Preis: 12,99 € 



Die Menschheit hat ihren Fuß auf den Mars gesetzt. Die neue Habitatsiedlung „Endeavor“ wird als Triumph des menschlichen Forscherdrangs gefeiert. Einhundertzwanzig Wissenschaftler, Techniker und Astronauten arbeiten hier.

Sie sind auf alle Eventualitäten vorbereitet – nur nicht darauf, dass plötzlich die Funksignale von der Erde verstummen. Gefangen auf dem Mars, können die Kolonisten über die Katastrophe, die auf ihrem Heimatplaneten passiert sein mag, nur rätseln. Und hoffen, dass sie hier überleben …

Meine Meinung:

Wie viele andere habe ich vor einigen Jahren "Der Marsianer" von Andy Weir gelesen und war sofort begeistert von dem Setting auf dem Mars, dem schwarzen Humor und der Leichtigkeit, mit welcher der Autor mich von seiner Geschichte überzeugen konnte, trotz des vielen Technik-Krams und dem Sci-Fi-Genre, welches ich bis zu dem Zeitpunkt ein wenig gemieden hatte.

Danach allerdings schwächte meine Begeisterung rasch ab, denn ich konnte kaum Bücher finden, die mich ansprachen. Die Klappentexte versprachen Weltraumkriege, interstellare Schlachten, Planeteneroberungen oder waren so ausschweifend kompliziert, das sich meine Nackenhaare aufstellten. Ich wollte leicht verständliche Science-Fiction, vielleicht ein wenig Robotik oder eine KI, die ihr Unwesen treibt, aber diese Geschichten versteckten sich vor mir und so griff ich sehr selten zu Büchern aus diesem Genre.
Der Mars ist von irdischen Angelegenheiten unberührt, er war es schon seit Jahrmilliarden. Als ich auf die uralte Landschaft hinausblicke, kann ich mir nur schwer vorstellen, dass das Leben auf der Erde durch nukleare Detonationen rund um den Globus erschüttert wurde. Hier ist alles so ruhig.
Als ich in den Verlagsvorschauen nun "Habitat" sah, war meine Neugierde sofort geweckt. Das Cover  mit dem Astronauten und der Marslandschaft stach mir gleich ins Auge, der Klappentext versprach eine spannende Handlung und aus diesen Gründen wagte ich mich an das Buch, entschlossen einen würdigen Nachfolger für den Marsianer zu finden.

Der Einstieg in die Geschichte beginnt wortwörtlich mit einem großen Knall - auf der Erde ist ein Atomkrieg ausgebrochen, alle Nationen scheinen sich wahllos zu bombardieren und auch innerhalb der Marskolonie bricht das Misstrauen aus. Es ist keine Kommunikation nach außen möglich, die Gruppen schotten sich voneinander ab und die große Frage schwebt im Raum: Wer hat wen angegriffen und warum?

Diesen Zwiespalt, die Unwissenheit und die Isolation auf dem Mars; all das zusammen ergibt eine explosive Atmosphäre, die Peter Cawdron gekonnt auszureizen versteht. 

Die Beschreibungen über die atomare Zerstörung, die Verzweiflung und Trauer der Kolonisten trieben mich mit einem Gefühl der Beklemmung durch die Seiten.

Und doch hat man nicht allzu viel Zeit, um sich über das Geschehen auf der Erde seine Gedanken zu machen, denn der Spannungsbogen riss nie merklich ab und so rast die Handlung dahin, ein Höhepunkt jagt den nächsten und auch hier gelingt es dem Autor, dies nicht zu gewollt oder bemüht wirken zu lassen.
Die Schluchtwände, zwischen denen ich stehe, waren mit Jahrmilliarden beständig. Sie werden noch weitere Jahrhundermillionen so bleiben, wie sie sind, vielleicht sogar über Jahrmilliarden, bis die Sonne schließlich stirbt und ihre äußeren Schichten abstößt, wodurch das winzige Staubkorn, das er Mars ist, vernichtet wird.
Wir erleben die Geschehnisse auf dem Mars aus Sicht von Liz, einer amerikanischen Kolonistin. Ihr Charakter gefiel mir ausnehmend gut und weniger klischeehaft als ich vermutet hätte, denn in meinen bisherigen wenigen Sci-Fi-Romanen, die auch aus weiblicher Sicht geschrieben waren, tropfte dann doch oft das ein oder andere Klischee durch den Weltraum. Hier jedoch nicht, Gottseidank!

Edit: Ein ganz kleines Stückchen Klischee gibt es dann doch, wie ich beim Überarbeiten meiner Rezension feststellen muss und das möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten. Das Buch kommt nicht ganz ohne Liebesgeschichte aus, die sich zwischen Liz und einem Kolonisten aus dem chinesischen Sektor entwickelt hat. Allerdings muss ich sagen, dass dies sehr dezent gehalten wird und gegen Ende sogar eine gewisse Bedeutung bekommt, die den Verlauf der Geschichte maßgeblich beeinflusst.

Dementsprechend keine kitschige, rosarote Romanze sondern eine Nebenhandlung, die mich sogar positiv überraschen konnte, da sie eben nicht dem typischen Klischee folgt. 

Liz wird dadurch in keinster Weise zum kleinen Mädchen degradiert, sondern behält ihren starken Charakter bei und rennt nicht wie ein liebestolles Kaninchen durch die Gegend. Also keine Angst, die Action bleibt bestehen und wird nicht durch Liebesschwüre unterbrochen - ebenfalls wieder Gottseidank!
Der Mars ist ein Mysterium, ein in der Zeit erstarrter Planet. Wahrscheinlich wimmelte es auf ihm einst von Leben, doch nun besitzt er die Erhabenheit eines Mausoleums. Der Wind treibt Staubwirbel durch den Canyon. Die Steine auf dem Mars haben etwas Rustikales, das auf ihr immenses Alter hinweist.  
Ihre gebrochenen, zertrümmerten, überall verstreuten Reste sind ein tragischer Anblick - sie erzählen die Geschichte, wie die völlige Verheerung einen ganzen Planeten erfassen kann.
Was mich, ebenso wie schon bei Andy Weirs "Der Marsianer", ein wenig zum Stocken brachte während des Lesens, war der technische Aspekt. Mir persönlich waren es zu viele Erläuterungen und Erklärungen rund um die Marskolonie, deren Gerätschaften und ihrer Ausrüstung.Wie oben schon erwähnt bin ich kein passionierter Science-Fiction Leser und dementsprechend vielleicht auch zu wenig im Thema verankert, aber ich kann mir gut vorstellen das dies für eingefleischte Leser des Genres den Reiz ausmacht, genau diese Dinge detailliert dargestellt zu bekommen.

Ich habe es schlichtweg überlesen und bin damit gut zurecht gekommen, denn auch so konnte ich der Handlung weiterhin folgen und hatte nicht das Gefühl, dadurch etwas bestimmtes nicht zu verstehen oder verpasst zu haben.

Ab der Hälfte des Buches konnte ich meine Augen dann gar nicht mehr von den Seiten reißen, denn es erwartet den Leser einen Plottwist, der sich gewaschen hat. 

Auch wenn mich die Richtung, die die Geschichte dann nimmt, in den ersten Kapiteln nach der Wendung ein wenig skeptisch hat werden lassen, so konnte sie mich dann ab einem bestimmten Punkt doch relativ schnell von sich überzeugen.

Hier habe ich mal wieder gemerkt, wie gut es mir tut, auch mal von meinen Lesegewohnheiten abzuweichen und über den Tellerrand zu blicken, denn ich war am Ende einfach nur restlos begeistert und viele Gedankenanstöße schwirrten in meinem Kopf. Ich kann darauf leider nicht direkt eingehen, da ich sonst spoilern würde, aber Peter Cawdron hat es geschafft, die aufkommende Thematik so lebendig und aufrüttelnd zu schreiben, dass ich noch lange daran denken werde.

Als besonders interessant habe ich das Nachwort von einem gewissen Dr. Andrew Rader empfunden, welcher bei SpaceX als Ingenieur arbeitet. Er nimmt nochmal Bezug auf gewisse Aspekte der Geschichte und erklärt deren Plausibilität anhand von Fakten und einfachen Erklärungen. So konnte ich einen Eindruck gewinnen, wie authentisch der Autor seine Handlung geschrieben hat und mein Wissen über den Mars und seine mögliche Kolonisierung erweitern. Klasse!

Mein Fazit:

Wow, wow, wow - großes Überraschungspotenzial birgt "Habitat" und verschenkt auf keinem seiner 350 Seiten zu viel davon. Actiongeladen, Spannungsreich, Aufrüttelnd. All das und noch viel mehr erwartet euch bei dieser Lektüre, die keinen Augenblick langweilig war. Pluspunkt für mich: Sie spielt auf dem Mars und hat eine starke Frau im Fokus, die uns mitnimmt auf eine abenteuerliche Reise ... was will man mehr?

*~4 von 5 Sterne~*

1 Kommentar:

  1. Hallo und guten Tag,

    interessante Geschichte.
    Besonders gut finde ich, dass der Heyne-Verlag das Buch verlegt hat. Denn bei SiFi ist der Leserkreis doch nicht so groß, wie z.B. bei Liebes-oder Dystopieromanen...

    LG..Karin..

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