Sonntag, 4. August 2019

[Rezension] Agathas Alibi - Andrew Wilson



*Werbung / Rezension*

Agathas Alibi von Andrew Wilson

Umfang: 384 Seiten | Genre: Kriminalroman

Verlag: Piper | Preis: 11,00 € 



Im Dezember 1926 verschwindet Agatha Christie spurlos. Eine groß angelegte Suchaktion beginnt, an der sich sogar Arthur Conan Doyle beteiligt. Doch Christie, deren jüngstes Buch „Alibi“ gerade zum Welterfolg lanciert, bleibt verschwunden. Erst elf Tage später wird sie in einem Hotel gefunden, in das sie sich unter dem Namen der Geliebten ihres Mannes einquartiert hat. Bis heute weiß niemand, was damals geschah. Was, wenn Christie an einen bösartigen Widersacher geraten ist? Was, wenn sie erpresst worden ist? Was, wenn die Königin der rätselhaften Morde selbst gezwungen worden ist, ein Verbrechen zu begehen?

Auf intelligente und unterhaltsame Weise erzählt Andrew Wilson in einer Mischung aus Fakten und Fiktion von einem rätselhaften Fall, in dem die größte Krimiautorin der Welt selbst zur Protagonistin wird.

Meine Meinung:

Agatha Christie, die Queen of Crime, ist mit 66 veröffentlichten Romanen, Kurzgeschichten + Bühnenstücken und einer weltweit verkauften Auflage von über zwei Milliarden Büchern, die erfolgreichste Kriminalschriftstellerin der WELT. Ufff ... als ich das für meine Rezension recherchiert habe, musste ich kurz mal eben schlucken.

Natürlich habe ich schon einige ihrer Werke gelesen und auch der Herzensmann ist großer Fan ihrer Geschichten - aber über sie selbst, über ihr Leben oder ihren Werdegang wusste ich bisher sehr wenig. Was ich allerdings wusste, deswegen die Faszination für diesen Kriminalroman, ist die Tatsache, dass Agatha Christie im Dezember 1926 spurlos verschwand und erst 11 Tage später wieder quicklebendig in einem Hotel in Harrogate auftauchte.

Eines der Mysterien, die mich faszinieren, nachdenklich machen und die Fantasie natürlich ankurbeln. Was ist damals passiert und warum schwieg sie ihr Leben lang darüber? Oder konnte sie sich wirklich nicht an diese Zeit erinnern, hat ihr eigener Kopf ihr ein Schnippchen geschlagen?

Aus diesem Grund war ich Feuer und Flamme, als ich "Agathas Alibi" das erste Mal in die Finger bekam. 

Andrew Wilson hat sich in seinem Roman ihrem Verschwinden angenommen und den Gedanken weitergedacht. Dabei entstanden ist ein Cosy-Crime Titel, der mir an der ein oder anderen Stelle ein wenig mehr Spannung hätte geben dürfen und welcher mich oftmals gähnend zurück ließ.

Wir erleben die Geschichte aus dreierlei Sichtweisen: Als Hauptakteurin erleben wir natürlich ( wie sollte es auch anders sein ) Agatha Christie selbst, welche in einer unglücklichen Ehe mit ihrem Mann gefangen ist, der, mehr oder weniger vor ihren Augen, eine Affaire mit einer deutlich jüngeren Frau angefangen hat.

Die Stimmung im Hause Christie ist durch den Tod ihrer Mutter schon deutlich angegriffen und eine Scheidung zur damaligen Zeit natürlich ein kleiner Skandal, den Agatha am liebsten umgehen möchte.

Gleichzeitig blicken wir dem ermittelnden Polizeibeamten William Kenward über die Schulter, welcher a) mehr schlecht als recht die Untersuchung zu ihrem Verschwinden durchführte und b) ein ziemlich unsympathischer Charakter war, der dem Alkohol sehr zugetan war und bei dem ich die ganze Handlung durchweg Angst hatte, dass er von einem Herzinfarkt heimgesucht wird.

Eine kleine dritte Sichtweise dürfen wir mit einer jungen angehenden Journalistin, namens Una, erleben, welche auf recht eigensinnige Art und Weise versucht herauszufinden, was mit Agatha passiert ist. Auch wenn sie mir manchmal wie ein kleiner Hundewelpe vorkam, der tollpatschig durch die Handlung stolperte und sich unfassbar ungeschickt anstellte, so war sie mir doch mit der am sympathischste Charakter von allen.

Bevor das große Meckern meinerseits losgeht, möchte ich einmal die positiven Seiten dieses Krimis hervorheben. 

Beim Lesen und auch danach kam es mir so vor, als wenn ich Agatha Christie ein Stück näher gekommen wäre. Wilson widmet sich nicht nur ihrem Verschwinden, nein auch ihre Ehe, ihr Schreibprozess und ihre Gedanken werden dem Leser auf leichte Art beschrieben und vermittelt.

Dabei hatte ich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, nur reine Fakten und Informationen um die Ohren geschlagen zu bekommen. Der Autor schafft es gekonnt, den biografischen Anteil mit Fiktion zu vermischen und so ein Geflecht zu erschaffen, bei dem ich mir teilweise nicht sicher war, was nun wirklich auf Tatsachen basiert und was nur der Gedankenwelt von Andrew Wilson selbst entsprungen ist.

Nun das große ABER. Leider wurde ich bis zum Ende nicht warm den Protagonisten, sie blieben meist blass im Hintergrund zurück und langweilten mich an manchen Stellen regelrecht mit ihrem ganzen Gebaren. Allen voran Agatha Christie.

Ihre Sichtweise wurde aus der Ich-Perspektive erzählt, was mich immer wieder aus dem Lesefluss riss, wobei ich nicht mal direkt festmachen kann, woran das lag - wir wurden einfach nicht warm miteinander.

Hätte sich diese Handlung nicht um sie, sondern eine fiktive Persönlichkeit, gedreht, wäre das Buch wohl nach 100 Seiten wieder zurück in das Regal gewandert. 

So wollte ich allerdings doch wissen, wie es mit ihr weiterging und mehr von ihrem Leben als Schriftstellerin erfahren.

Einige Male wäre ich gerne in die Geschichte gesprungen und sie an den Schultern gepackt - so naiv, egoistisch und lieblos agierte sie mit den Menschen um sich herum. Sich selbst bemitleiden konnte sie dabei am Besten, ihre ganze Art zu handeln kam mir unüberlegt und stümperhaft vor. 

Auch wenn eine fiktive Handlung hier beschrieben wird, hätte ich mir doch mehr Authentizität ihres Charakters gewünscht ... wenn ich hier aber auf dem Holzweg bin und Agatha Christie auch zu Lebzeiten solche Charakterzüge zeigte, korrigiert mich bitte in den Kommentaren!

Una, die junge Journalistin, bekam ein Schicksal auf den Leib geschneidert, mit dem ich so gar nicht gerechnet hätte. Ich habe recherchiert und versucht herauszufinden, ob die geschilderten Ereignisse so auch in der Realität stattgefunden haben, konnte aber leider nichts finden. Wenn es rein der Fantasie des Autors entsprungen ist, so wäre ich schon enttäuscht, denn hier hat Wilson es sich ein wenig leicht gemacht, was die Entwicklung ihres Charakters anbelangt. Schade, hier wurde viel Potenzial verschenkt.

Der Schreibstil von Andrew Wilson war unaufgeregt, unspektakulär und in vielen Momenten erzwungen humorvoll. 

Eine richtige Spannungskurve kam nie richtig auf, auch die verschiedenen Sichtweisen erschwerten mir es, einen konstanten Lesefluss beizubehalten und so brauchte ich länger als sonst, um mich durch die Geschichte zu kämpfen.

Das Ende brachte dann ein wenig Schwung auf, nur um in Nebensächlichkeiten zu versumpfen und schlussendlich war ich froh, als ich die letzte Seite umschlagen konnte.

Mein Fazit:

"Agathas Alibi" hätte so viel mehr gekonnt und wurde leider durch seine unsympathischen, blassen Protagonisten und eine zähe Schreibweise mit wenig Humor und einigen langweiligen Stellen zu einem eher mäßigen Leseerlebnis für mich. Wer mehr über Agatha Christie und die Tage ihres Verschwindens lesen möchte, findet hier eine nette Cosy-Crime-Geschichte, die aber auch nicht mehr ist, als eben das: Nett.

Wofür hier ein zweiter Band angelegt wurde, ist mir auch ein Rätsel und hat den faden Beigeschmack der Geldmacherei - aber nun gut, um den soll es ja nicht gehen und für mich wird es bei diesem einen Teil bleiben. Ich kann keine Empfehlung aussprechen, so gerne ich das tun würde.

*~3 von 5 Sterne~*

Weitere Leseeindrücke findet ihr bei:

Alex von Readpack konnte das Buch mehr begeistern als mich. Hier kommt ihr zu ihrer Rezension *KLICK*

2 Kommentare:

  1. Ich bin sehr gespannt auf das Buch.
    Habe es letztes Jahr per Zufall auf dem Bücherbummel für 4€ erstanden und warte noch auf die passend Gelegenheit.

    Liebe Grüße
    Chrissi

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    Antworten
    1. Oh dann bin ich gespannt wie es dir gefallen wird! Zum Glück ( oder auch Leidwesen ) gibt es bei uns nicht so was wie einen Bücherbummel, aber auch so finden genug Bücher ihren Weg in unsere Bibliothek :D

      Liebste Grüße,
      Antonie

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