Sonntag, 5. April 2020

[Interview] Roland Hebesberger, Autor von "Abzweigungen"

Ich darf Euch heute Roland Hebesberger vorstellen; sein Debüt "Abzweigungen" habe ich vor einigen Tagen gelesen und ich konnte mich (und meine ungezügelte Neugierde) nicht bremsen, ihn um ein Interview zu bitten. Meine Meinung zu seinem außergewöhnlichen Thriller rund um Cornell Rhode könnt ihr jederzeit HIER nachlesen ... nun aber zu unserem heutigen Gast!

- Hallo Roland, schön das du dich meinen Fragen stellen möchtest. Du hast Ende letzten Jahres dein erstes Buch auf den Markt gebracht und damit auch gleichzeitig den Start einer Thriller-Reihe gesetzt. Die naheliegendste Frage zuerst: Wie kam dir die Idee zu "Abzweigungen" und warum hast du dich für genau dieses Genre entschieden?

Roland: Erstmals vielen Dank für die Chance, mich bei dir präsentieren zu dürfen. Hier muss ich etwas ausholen. Begonnen zu schreiben habe ich mit 15 Jahren mit Fanfictions. Danach war ich sehr erfolgreich unterwegs im virtuellen Serienbereich. Mein Traum als Kind war es, Drehbuchautor zu werden. Das ist natürlich in Österreich sehr schwierig. Ich habe dann in ganz jungen Jahren versucht ein Buch zu schreiben, was mir auch gelang.

Nur logischerweise bin ich bei allen Verlagen abgeblitzt. Es kam eine Frustration auf und ich hörte
auf zu schreiben. Aber Ideen kamen immer wieder und ich habe sie mir notiert und abgelegt. Da meine virtuelle Serie dann auch noch als Hörspiel umgesetzt wurde und diese auf YouTube landete, kam bei mir im letzten Jahr wieder Feuer auf, da ich die ganzen Kommentare gesehen hatte und gemerkt habe, dass es viele Leute gibt, die meine Storys noch immer richtig toll fanden.

Also kramte ich in meinen Notizen herum nach etwas Neuen. 

Und ich fand drei Ideen, die eigentlich recht gut zusammengepasst haben. Und dann habe ich mich einfach dran gesessen und habe die Story Line für „Abzweigungen“ entwickelt. Dabei kamen mir zahlreiche weitere und neue Ideen, die ich mir auch gleich alle notiert habe. Dadurch bemerkte ich, dass es noch immer genug Kreativität in meinem Kopf gab.

Bezüglich Genre! Ich habe im SciFi Bereich angefangen, meine virtuelle Serie war dann so eine Art Action/Thriller Serie und ich bin drauf gekommen, dass mir das noch besser liegt. Deshalb starte ich mit Thriller Geschichten, die sich aber auch etwas mit anderen Genres vermischen können. Da setze ich mir keine Grenzen.

Es kann aber auch möglich sein, dass es zukünftig auch SciFi-Thriller oder Mystery/Horror/Fantasy Geschichten geben kann. Aktuell konzentriere ich mich auf meine Thriller Ideen!

- Du hast dich für eine Veröffentlichung mit myMorawa entschieden, einer Plattform, mit deren Hilfe Autor*innen ihre Bücher selbst publizieren können. Wie lange hat es von der eigentlichen Buchidee bis zur Veröffentlichung gedauert und würdest du dich jederzeit wieder für diesen Weg entscheiden?

Roland: Ich muss hier gleich ein ganz großes Lob an MyMorawa, insbesondere Frau Scherzer, anbringen. Natürlich wäre mir ein Verlag am liebsten gewesen, aber ich wollte nicht wieder Monate damit verbringen, auf Antworten zu warten und dann wieder Absagen zu riskieren. Als ich das Selfpublishing entdeckt habe, war mir klar, dass ich zuerst nach einem heimischen Partner suchen würde. Und da habe ich mit MyMorawa einen ganz tollen Partner gefunden.

Vom ersten Gespräch an waren sie für mich da, beantworteten alle meine Fragen, waren immer hilfsbereit und immer freundlich. Auch nach der Veröffentlichung bieten sie dir tolle Hilfe an. Werbematerial, Buchpräsentationen usw. bieten sie dir ebenfalls an. Der Preis ist überaus fair und man fühlt sich sehr gut aufgehoben. Diesen Schritt würde ich definitiv wieder so machen.

Die Idee hatte ich im Februar 2019, da habe ich mich dann erstmals informiert, wie das Selfpublishing ablaufen würde. Im März habe ich zum Plotten und dann zum Schreiben begonnen, im Juni war ich fertig. Dann kam die Arbeit mit meiner Lektorin, die sehr intensiv und lehrreich war. Ende November war das Skript dann fertig, ebenso das Cover und am 06. Dezember erschien mein Buch! Also ja, ich würde wieder diesen Weg beschreiten!

- Cornell Rhode ist ja ein recht eigener Charakter für sich - wie entstehen deine Charaktere und entwickeln sie sich im Laufe der Geschichte ganz eigenständig bzw in eine andere Richtung als sie zu Anfangs sollten oder hast du da immer die Zügel in der schriftstellerischen Hand? Und wie behältst du den Überblick über deine Protagonisten, ihre Ziele und Wünsche?

Roland: Meine Charaktere sind immer sehr eigen, das hat mir damals bei den virtuellen Serien schon viele Fans, aber auch Hater gebracht. Den Stereotyp sollte es so bei mir nicht geben. Mir ist es sehr wichtig, dass sich meine Charaktere im Zuge der Geschichte verändern, durch das, was sie erlebt haben. Das steht immer im Zentrum der Geschichte. Damit spielt man sehr mit dem Feuer, da man aufpassen muss, dass ein Hauptprotagonist nicht unsympathisch oder uninteressant für den Leser wird. Allerdings hat man dadurch auch die Chance, eine Geschichte richtig spannend und überraschend zu machen. Bei mir ist alles durchgeplant.

Bevor ich den ersten Satz schreibe, auch von einer ganzen Reihe, steht das Ende schon fest. Der Weg dorthin, kann ich dann noch verändern, also das wird dann laufend überarbeitet.

Aber mir muss immer klar sein, wo ein Charakter startet und wo er endet. Einfach so drauf los schreiben geht bei mir nicht. Deshalb ist das Plotten bei mir so wichtig! Außerdem wird bei mir von jedem Charakter ein eigenes Datenblatt angelegt. Dort ist seine komplette Biografie hinterlegt, wie auch sein Stammbaum. Dort vermerke ich mir auch das aussehen, die Charaktereigenschaften, die Schwächen, die Stärken, die Sprache und so weiter. Und das wird immer wieder ergänzt. Wenn ich mir mal nicht mehr sicher bin, wie ein Charakter tickt und wohin er sollte, dann kann ich das Datenblatt davon durchlesen. Ohne diese Notizen wäre ich aufgeschmissen, da mir so viele Ideen durch den Kopf gehen, dass ich dann sicherlich vieles vergessen oder vermischen würde. 

- Wir wollen aber nicht nur über deinen Erstling reden, sondern auch ein wenig über DICH als Autor: Ich habe auf deiner Website gelesen, dass du mit dem Schreiben von Fanfictions zu der Serie Stargate angefangen hast. Woher kam die Lust zum schriftstellerischen Schaffen und wie hast du dich als Autor in der Zeit von 2000 bis jetzt, 20 Jahre später, in deinen Augen weiterentwickelt?

Roland: Wie ich oben schon erwähnt habe, wollte ich immer Drehbuchautor werden. Schon als Kind fielen mir Logikfehler in Serien und Filme auf und überlegte mir, wie man sie besser machen konnten. Dadurch bekam ich immer mehr Ideen zu eigenen Storys. 

Damals gab es das Wort Streaming noch gar nicht. Ich habe mir diese Folgen angeschaut, verstand aber zu wenig. Es gab aber eine Fanseite, die sogenannte „Langinhalte“ über diese Episoden schrieb. Somit konnte ich sie ansehen und danach durchlesen, was dort passierte und verstand alles.

Ich dachte mir, ich könnte eigene „Langinhalte“ zu Stargate schreiben. Das machte ich und es wurden immer mehr, bis ich daraus gleich eine Staffel baute. 

Da ich selbst eine Stargate Fanseite hatte, veröffentliche ich diese dort. Ich bekam eine große Leserschaft und ich wurde informiert, dass man so etwas nicht Langinhalte, sondern Fanfictions nennt. Also schrieb ich ab der dritten Staffel der Serie eine eigene Zeitlinie. Dann wurde ich von VTV und DTV entdeckt, zwei Portale, die sich um virtuelle Serien bemühten und dort sozusagen einen virtuellen Fernsehsender zum Lesen aufbauten. 

Die wollten aber nicht nur Fanfictions, sondern auch eigene Ideen. So entwickelte ich die Agententhriller-Serie „Teen Agent“, die dann auch zum Hörspiel verarbeitet wurde. Ich gewann viele Awards, unter anderem zwei Mal den besten virtuellen Mainwriter, was die größte Auszeichnung war. Durch diese Erfolge kam ich dann auf die Idee, ein Buch zu schreiben, was ich auch tat, aber nirgendwo angenommen wurde.

Dann beendete ich alles. Durch meine Arbeit und anderen Hobbys kam ich auch nicht mehr dazu. Das Schreiben selbst ließ mich also nie los, auch meine Ideen nicht. Öfters habe ich mit Freunden und Familie gesprochen, dass ich irgendwann einmal ein Buch schreiben werde, weil ich wissen will, ob meine Geschichten nur als virtuelle Serie gut waren oder eben auch Romantauglich wären. Und letztes Jahr habe ich mir dann einfach gesagt, jetzt oder nie. Und jetzt gibt es das Buch und es freut mich sehr, dass es so gut ankommt und viele tolle Bewertungen bekam!

Jeder fängt mal klein ein, auch alle Autoren und man muss lernen und sich entwickeln. 

Bei mir lief es vielleicht etwas anders ab, wie bei vielen anderen, doch der Weg ist immer der Gleiche! Und auch durch die Arbeit an Abzweigungen habe ich so viel gelernt, dass ich jetzt im zweiten Buch anwenden kann. Ich hoffe, dass ich dadurch immer besser werde und vielleicht irgendwann für einen Verlag oder eine große Leserschaft interessant werden könnte. Ich habe so viele Ideen und ich würde sie gerne alle schreiben, nur die Zeit und das nötige Kleingeld fehlen dazu!

- Bist du Vollzeit-Schriftsteller oder meisterst du den Spagat zwischen Brotjob und dem Autoren-Dasein? Wenn ja, wie vereinbarst du deinen Beruf mit dem Schreiben und wie sieht ein typischer Arbeitstag bei dir aus?

Roland: Ich wäre gerne Vollzeit-Schriftsteller, aber es ist bekannt, dass dies nur wenige Autoren sind. Gerade mit dem ersten Buch tut man sich sehr schwer. Ich bin aktuell noch über 5.000 € im Minus beim ersten Buch, also bin ich meilenweit davon entfernt, dass ich als Autor von meinen Büchern leben kann. Ich schreibe auch nicht deshalb, weil ich damit viel Geld verdienen will.

Mein Ziel ist es, Geschichten zu erzählen und den Leuten die Chance geben, in meine Fantasiewelten einsteigen zu können.


Es wäre schön, wenn sich die Bücher selbst finanzieren würden, ansonsten werde ich nicht viele Bücher schreiben können. Ein kleines Taschengeld wäre auch nett. Vollzeit Schriftsteller wäre aber natürlich genial, weil ich dann richtig viele Bücher schreiben könnte. Ideen hätte ich wirklich sehr viele! Also muss ich ganz normal wie jeder andere Arbeiten. Ich stehe in der Früh auf, arbeite meine 10 Stunden am Tag, komme nach Hause und wenn ich die Muse habe, plotte oder schreibe ich.

Am Wochenende bin ich sehr viel unterwegs, da ich auch ehrenamtliche Positionen habe und einen Fanclub führe. Gott sei Dank kann ich sehr schnell tippen und bin ein nachtaktiver Mensch. Deshalb geht sich der Autor auch noch aus. Das Schwierige am Selfpublisher Leben ist eben, dass es mit dem Schreiben nicht getan ist.

Man muss alles selbst vermarkten und noch mehr Zeit investieren. Wie ich das alles in Moment unter einem Hut bekomme, weiß ich selbst nicht. Gerade, weil ich in wenigen Tagen das komplette zweite Buch geschrieben habe. Aber momentan läuft es und ich nutze das aus, so lange es geht. In Zukunft wäre es aber schön, wenn ich mehr Zeit zum Schreiben haben könnte. Doch damit beschäftige ich mich erst, wenn es soweit ist!

- Und eine letzte Frage zum Schluss: Cornell soll ja nicht seinen letzten Auftritt in "Abzweigungen" gehabt haben - wie viele Bände hast du in Planung und kannst du uns über den zweiten Band ein wenig mehr verraten? Was erwartet uns Leser dort? Und schlummern noch mehr Projekte in deinem Kopf bzw. deiner Schreibtischschublade, auf die du uns ein wenig neugierig machen möchtest? 

Roland: Ich habe schon zu meinen Freunden gesagt, als sie sich das Buch geholt haben „It was just the beginning“. An alle Cornell Fans da draußen, ihr müsst euch noch etwas gedulden. Bevor die Fortsetzung zu diesem Roman kommt, folgen noch andere zwei Bücher. Es folgt ein Agenten-Mystery-Thriller, geplant für den Sommer und ein Cyber-Psycho-Thriller, geplant im Winter, in diesem Jahr. Aus all diesen drei Storys sollten Trilogien entstehen.

In meinem Plan sind aber jetzt mal in diesem Thriller Bereich 13-15 Bücher geplant. Ein SciFi-Thriller könnte auch demnächst folgten, daran arbeite ich gerade. Die Fortsetzung zu Abzweigungen ist aktuell mal für Frühjahr 2021 geplant. Versprechen kann ich den Termin hier aber nicht, da ich natürlich als Selfpublisher immer aufs Geld schauen muss. Umso mehr Bücher, dass ich verkaufe, umso schneller kann ich mir Lektorat/Korrektorat/Cover leisten und umso schneller kommen die Bücher raus. Und Projekte habe ich genug.

Ich bedanke mich für das Interview und die Chance mich präsentieren zu dürfen. Meine Hoffnungen liegen bei den Lesern da draußen, dass ihr meinem Buch eine Chance gebt und mir eine ehrliche Rezension gebt. Nur so kann ich mich weiterentwickeln. Und ich verspreche euch, sobald das Budget da ist, folgen die nächsten Bücher. Geschrieben wird bei mir am laufenden Band. Vielen Dank und alles Gute!

Vielen lieben Dank Roland für das interessante und ausführliche Interview! 


Wenn ihr mehr über ihn und seinen Alltag als Autor erfahren wollt, könnt ihr Roland auf Instagram *klick* oder Twitter *hier* ein wenig über die Schulter sehen. 

1 Kommentar:

  1. Liebe Antonie, lieber Roland,
    das ist ein sehr informatives und schönes Interview. Sehr interessant, dass du wirklich alles pottest. Ich kann das nachvollziehen. Ich schreibe nicht, doch ich denke, würde ich es tun, würde ich es so wie du machen.
    Du hast gute Ziele und ich drücke dir die Daumen, dass du sie umsetzen kannst!
    Bleibt gesund und habt frohe Ostern,
    glG vom monerl

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