Dienstag, 23. Juli 2019

[Rezension] The Couple - Araminta Hall




*Werbung / Rezensionsexemplar*

The Couple von Araminta Hall

Umfang: 416 Seiten | Genre: Thriller

Verlag: Heyne | Preis: 9,99 € 



Mike und Verity sind das perfekte Paar. Und um seine Traumfrau glücklich zu machen, hat Mike nicht nur einen gut bezahlten Job angenommen, sondern auch ein wunderschönes Haus gekauft. Er würde alles für sie tun. Auch wenn das bedeutet, dass sie manchmal grausame Spiele spielen.

Doch plötzlich trennt Verity sich von ihm und verliebt sich in einen anderen Mann. Mike wird der Boden unter den Füßen weggerissen. Sie antwortet nicht auf seine Anrufe und auch nicht auf seine Nachrichten. Aber dann wird ihm etwas klar: Ein neues Spiel hat begonnen und er muss Verity nun beweisen, wie weit er wirklich gehen kann …

Meine Meinung:

Thriller - hinter diesem Genre verbirgt sich eine ganze Bandbreite an unterschiedlichsten Geschichten. Ein buntes Durcheinander der verschiedensten Handlungen und Grundideen, überraschenden Wendungen und Settings, bei denen keines wie das andere ist ... na gut, das ist jetzt ein wenig übertrieben, aber ihr versteht, worauf ich hinaus will.

Gerade in den letzten Jahren ist mir besonders aufgefallen, wie breit gefächert das Genre ist und wie die Grenzen zum Spannungsroman oder den Horrorgeschichten immer mehr verschwimmen. Dementsprechend gespannt war ich auf "The Couple".
Worauf basiert Wahrheit? Existiert sie nur in dem, was wir, oft ohne viel zu überlegen, in beiläufig ausgestoßenen Lautfolgen miteinander reden? Oder bedeutet sie nicht, wie ich es vermute, weit mehr als das? 
Nein, sie bildet ganz zweifellos das Fundament unseres gesamten Menschseins. Sie steckt tief in unseren Knochen, in unserem Wesenskern. Und sie verlangt danach, richtig ausgelegt zu werden, denn nur so kann sie ihr tatsächliches Potenzial erreichen.
Das war einer der Thriller, von dem ich mir sehr viel erwartet habe und aufgrund des Klappentextes hoffte, dahinter einen außergewöhnlichen Plot zu finden. Allerdings muss ich gleich vorweg sagen,
dass ich dieses Buch eher in die Richtung psychologischer Spannungsroman einordnen würde. Denn auch wenn der Plot rasant erzählt wurde und mir keine Minute langweilig war, so hielt sich die typische Thrillerhandlung eher im Hintergrund.

Gleich zu Anfang wird der Leser mit einer kleinen Erwähnung vorbereitet auf den Verlauf der Handlung. Denn Mike, welcher uns das ganze Buch hindurch seine Geschichte erzählt, sitzt im Gefängnis und soll all das, was geschehen ist, für seinen Anwalt schriftlich festhalten, den er allerdings für einen rechten Idioten hält.
Offenbar bringen sie einem hier drin widerwillig Respekt entgegen, wenn man jemanden umgebracht hat.
Sofort waren etliche Fragen in meinem Kopf und auch wenn ich diese Art von Teaser nicht so gerne zu Beginn einer Erzählung mag, da sie mir meist zuviel vorweg nimmt, aber hier war dieser Hinweis so klein und fein gestreut, dass ich der Autorin gut verzeihen konnte. Und ebenso schnell wie man in die Geschichte einsteigt, so rasant geht es weiter und ich kam kaum dazu, das Buch aus der Hand zu legen.


Über was ich sehr überrascht war, war die Tatsache, dass wir hier die Sichtweise von Mike erleben. Die meisten Beziehungs-Thriller, die ich bisher gelesen habe, haben sich meist mit dem Blickwinkel der Frau beschäftigt und hatten daher oft einen sehr offensichtlichen Handlungsverlauf.

Doch bei "The Couple" überraschte mich generell noch so einiges ... unvorhersehbare Plottwists und psychologische Psychospielchen zähle ich hierbei mit.

Mike berichtet in Rückblenden immer wieder von seiner Beziehung zu Verity und ihrer gemeinsamen Leidenschaft dem Craven, was auch schlussendlich das Ende der Partnerschaft einleitet und einiges mehr an Zerstörungskraft mit sich bringt, als gedacht. Ganz einfach gesagt ist Craven für die beiden eine Art sexuelles Vorspiel, was derart abläuft:
Die Regeln von Crave waren einfach. 
V und ich gingen zusammen in einen ausgewählten Club, der irgendwo weit weg von unserer Wohnung lag. Wir fuhren gemeinsam hin, betraten den Laden aber getrennt. Drinnen stellten wir uns an die Bar, und zwar mit so viel Abstand, dass uns niemand miteinander in Verbindung brachte [...]. 
Dann warteten wir. Es dauerte nie lange. Wie sollte es auch bei der strahlenden Schönheit von V?
Sie gehen getrennt in eine Bar und warten, bis V, welche alleine an der Bar sitzt, von einem Fremden angesprochen wird. Mike wartet auf ein Zeichen von Verity, wird daraufhin ihr Retter und schlägt den armen Kerl in die Flucht - mal mehr, mal weniger wortwörtlich. Angetörnt dadurch haben die beiden anschließend in der Bar miteinander ein Stelldichein oder suchen sich ein Hotelzimmer.


Die ganze Darstellungsweise von Mike, seine Art sich zu benehmen - das hat mich regelrecht abgeschreckt und genervt in den ersten Kapiteln. Doch was Araminta Hall erzählerisch wahnsinnig gut schafft, ist es, dem Leser gezielt Zweifel einzupflanzen und Mike nach und nach zu einem armen, sympathischen und vom Leben gezeichneten Tropf zu machen, mit dem ich dann doch ab der Mitte des Buches Mitleid bekam.

Ohne zu viel zu verraten, kann ich wohl verraten, dass V sich von ihm trennt und sich Hals über Kopf in eine Hochzeit mit einem Mann stürzt, den sie erst seit ein paar Monaten kennt und welcher auch noch ein beachtliches Vermögen besitzt. Dementsprechend leidet man mit Mike mit, versteht zum Teil seine eigenartigen Herangehensweisen an die Trennung und sieht ihm dabei zu, wie ihm sein Leben zu entgleiten droht ob des ganzen Liebeskummers.
Ich meine, im Grunde passiert uns so etwas doch allen gern, hab ich recht? Wir bilden uns ein, dass wir gewisse Leute kennen, dass wir sie durchschaut haben, über ihre Motive Bescheid wissen und einfach alles auf dem Schirm haben. 
Doch in Wahrheit ist das reine Einbildung. Keiner von uns hat eine Ahnung, was im tiefsten Inneren eines anderen vor sich geht.
Doch ganz langsam beschleicht einen beim Lesen im letzen Drittel des Buches ein ungutes Gefühl, was drängender und greifbarer wird. Wie eine leichte Gänsehaut im Nacken, die einem spürbar macht, dass irgendetwas nicht stimmen kann ... An dieser Stelle ein erneutes Chapeau an die Autorin, die es mit einer eindringlichen Atmosphäre und mit einem geschickten Ziehen an ihren Plotfäden es schaffte, mich komplett in die Irre zu leiten und ein Ende herbei zu zaubern, was ich so nicht erwartet hätte.

Auf den letzten Seiten wird aufgezeigt, woher die Inspiration zu "The Couple" kam und warum Araminta Hall einen männlichen Protagonisten wählte, anstatt die Sichtweise einer Frau einzunehmen. Einige Medienberichte prägten ihre Geschichte, ganz vorne mit dabei der Fall rund um Amanda Knox und die Frage, ob Frauen vor Gericht, vor allem wenn es um sexuell aufgeladene Taten geht, anders verurteilt werden als Männer und nahm diese Frage als Grundstein für ihren Thriller.

Mein Fazit:

Ein psychologischer Beziehungsthriller, der mit leisen Tönen auskommt und den Leser nach und nach an sich selbst zweifeln lässt. Die Handlung und die Grundidee faszinierten mich von Seite zu Seite mehr und ließen keine Sekunde auch nur einen Hauch von Langeweile aufkommen.

Aber Achtung, man muss diese Art von Erzählung mögen und darf keinen actiongeladenen Thriller erwarten, welcher innerhalb kürzester Zeit sein ganzes Potenzial verbrennt - nein, hier sollte der Leser eine große Ladung Geduld und Durchhaltevermögen mitbringen, es lohnt sich!

*~5 von 5 Sterne~*

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