Rezension
Nachdem mich "Der zweite Schlaf" 2019 absolut für sich begeistern konnte, war meine Leselust auf einen weiteren Roman von Robert Harris immens hoch - und wie so viele Vorsätze versank auch dieser erst einmal in den Tiefen meiner Bücherregale. Ein Mangel an Büchern von Robert Harris herrscht hier zwar eindeutig nicht, dafür sorgen alleine die vielen Bücherschränke in der Umgebung und doch griff ich eine ganze Weile zu anderen Geschichten.
Als 2020 nun der neue Harris erschien und ich ihn in unserer Bücherei erblickte, schnappte ich ihn mir kurzerhand. Lange musste er auch nicht warten, zu groß war meine Neugierde, auch wenn das Thema mich nicht 100% ansprach. Wie so oft wirft Robert Harris uns in die Zeit rund um den zweiten Weltkrieg bzw. dessen baldiges Ende hinein und spielt auch in diesem Roman mit zwei Sichtweisen:
Auf der einen Seite begleiten wir den deutschen Ingenieur Rudi Graf, welcher im besetzen Holland maßgeblich für die Entwicklung und Funktionalität der V2 Raketen zuständig ist, welche Deutschland den Sieg bringen sollen. Auf der anderen Seite erleben wir mit Kay Caton-Walsh, einer Offizierin der britischen Luftwaffe, einen Wettlauf gegen die Zeit und die Bombardierung ihres Landes, welcher sie bald an ihre eigenen Grenzen und darüber hinaus bringt.
Ich mag den Schreibstil und die Art, wie Harris seine Bücher aufzieht generell sehr gerne - seine Protagonisten sind zwar meist keine überaus einzigartige Charaktere, aber dennoch bleiben sie mir gut im Gedächtnis hängen und machen mich neugierig auf ihre Geschichte. Auch in "Vergeltung" rauschte ich bis circa Mitte des Buches durch die Seiten und hangelte mich von Kapitelcliffhanger zu Kapitelcliffhanger. Doch dann ließ er merklich nach, fokussierte sich sehr stark auf sein Hauptthema der V2 Raketen und zuckelte nur noch durch die Handlung, was mich ein wenig ernüchtert zurückließ.