Hallo ihr Bücherwürmer da draußen!
Ich darf heute M. P. Anderfeldt auf meinem Blog begrüßen; darüber freue ich mich wirklich besonders, denn wie ihr wisst bin ich durch Zufall auf seinen Roman "Nur zehn Tage" gestoßen worden und habe es verschlungen! Und nun zu den Fragen:
Danke für die Einladung, Antonie.
1. Wie kam dir die Idee zu deinem Buch "Nur zehn Tage?"
Ich wollte eine Situation für eine Geschichte schaffen, die extrem, aber trotzdem glaubhaft ist. Erst habe ich an eine Klassenfahrt gedacht, aber in Deutschland kann man eben kaum tagelang verloren gehen … irgendwie kam ich dann am Ende auf das Setting von "Nur zehn Tage". Erst während des Schreibens sind mir dann Parallelen zu Klassikern wie "Robinson Crusoe" und "Der Herr der Fliegen" aufgefallen.
Ich habe mir dann noch Sorgen gemacht, ob ein Flugzeug einfach so verschwinden kann und dazu rauf und runter recherchiert. Kaum war ich fertig, ging der Fall mit der verschwundenen Boeing 777 durch die Nachrichten …
2. An manchen Stellen hat mich die Handlung schon ein wenig .. erschreckt z.B. als die Mädchen langsam anfangen "durchzudrehen" - was für eine Stimmung wolltest du damit übermitteln?
Ich habe mir überlegt, wie sich Menschen verhalten, wenn sie davon ausgehen, dass sie vielleicht gar nicht gerettet werden, also sehr lange auf der Insel bleiben. Ich glaube, das ist nicht so weit von der Wirklichkeit entfernt.
3. Wie entwickelst du deine Charaktere? Und wie behältst du den Überblick über sie - Flipchart oder Notizen? ;-)
Ich wollte die Figuren so konstruieren, wie sie auch wirklich an einer deutschen Schule vorkommen könnten. Auf den ersten Blick sieht alles nach Friede, Freude, Eierkuchen aus, aber unter der Oberfläche gibt es jede Menge Konflikte.
Bei der Geschichte habe ich zum ersten Mal ein Mindmapping-Programm benutzt (VUE heißt das übrigens). Das gibt einen guten Überblick über die Charaktere und ihre Beziehungen zueinander. Ursprünglich gab es noch ganz andere Charaktere, bis ich gemerkt habe, dass die nutzlos sind, deswegen habe ich sie gestrichen. Es waren auch mal Jungs auf der Insel, aber die haben nur gestört ;-)
4. Was war zuerst da - die Idee bzw. das Grundsetting der Geschichte oder die Charaktere?
Midori war schon sehr früh da, ein paar Sätze (z.B. "Warum bist du eigentlich immer so kalt und ironisch?") habe ich auch direkt aus meiner Schulzeit übernommen. Ich wollte die Protagonistin so anlegen, dass man sie erst nicht leiden kann, dann aber langsam versteht, warum sie so geworden ist. Auch die anderen Charaktere habe ich versucht, so zu beschreiben, dass keiner "einfach nur böse" ist, sondern durch seine Motivation verständlich bleibt.
Die Geschichte kam nach den Charakteren. Eigentlich habe ich die Personen auf der Insel nur "aufeinander losgelassen" und geschaut, was passiert. Manches hat mich selbst überrascht. Wenn man einen Roman schreibt, ist man oft nicht mehr Herr der Situation, die Figuren entwickeln tatsächlich so eine Art Eigenleben.
5. Dein Roman endet ja doch relativ schnell und abrupt, zumindest ging es mir beim Lesen so. Ist denn eine Fortsetzung geplant oder steht das noch in den Sternen?
Das habe ich jetzt schon öfter gehört … das Ende kommt so abrupt, weil ich das Gefühl hatte, dass die Geschichte erzählt ist. Es schien mir unnötig, noch die Begrüßung durch die Angehörigen zu beschreiben. Andererseits gibt mir das wirklich die Chance, weiter zu erzählen. Und das habe ich auch fest vor :-)
6. Du hast ja noch weitere Bücher geschrieben; was für Themen werden denn dort aufgegriffen?
Ziemlich unterschiedliche eigentlich. Ich habe eine Art Mystery-Geschichte geschrieben, die in Japan spielt und einen historischen Roman, der sich mit der Schlacht um Okinawa (Japan) im zweiten Weltkrieg beschäftigt. Ziemlich viel Japan, stelle ich fest.
7. Wie bist du zum Schreiben gekommen bzw. wolltest du schon immer Schriftsteller werden?
Nach zwei öden Semestern Jura habe ich etwas studiert, von dem ich dachte, dass es mir Spaß macht: Amerikanistik, Psychologie und Spanisch. Das ging so lange gut, bis ich mit der Uni fertig war, denn danach wusste ich nicht wusste, was ich werden soll. Also bin ich Werbetexter geworden. Immerhin habe ich dadurch eine gewisse Routine beim Schreiben und Geschichten erzählen (ein Funk- oder TV-Spot ist ja auch eine kleine Geschichte).
Seitdem ich "frei" arbeite, habe ich etwas Zeit, meine eigenen Sachen zu schreiben. Das macht mir großen Spaß.
8. Wie seht denn so ein typischer Tag für dich aus wenn du dich nur dem Schreiben widmest?
Wenn ich also nicht in irgendeiner Werbeagentur sitze, oder sonstwie gebucht bin, sitze ich an meinem Laptop und schreibe. Zumindest rede ich mir das ein – ich vertue nämlich viel zu viel Zeit in Facebook und wenn ich mal etwas recherchiere, versumpfe ich stundenlang in Wikipedia. Alle paar Minuten hole ich mir außerdem einen Kaffee oder einen grünen Tee. Ab und zu reiße ich mich dann am Riemen und schreibe ein paar Zeilen.
Es wäre vielleicht sinnvoll, wenn ein Sklavenaufseher mit Peitsche hinter mir stünde und aufpasst, dass ich auch arbeite.
9. Zeig uns doch deinen Schreibplatz oder beschreib ihn für uns :)
Idealerweise schreibe ich im Garten. Darum schicke ich das mal als Bild mit. Ansonsten sitze ich in einem winzigen Arbeitszimmer, eingeklemmt zwischen Billy-Regalen auf beiden Seiten. Manchmal gehe ich auch in die Bücherei zum Schreiben, da gibt es noch weniger Ablenkungen.
10. Geistern momentan noch weitere Ideen für Romane in deinem Kopf und dürfen wir uns bald auf neuen Lesestoff freuen?
Ich hoffe doch sehr, dass da noch mehr kommt. Ideen habe ich immer jede Menge. Ich schreibe gerade an einer Fantasy-Geschichte, die (hoffentlich, ich bemühe mich) auch für jüngere Leser geeignet ist. Eine Novelle ist fertig und harrt der Veröffentlichung. Und dann muss ich mich natürlich auch an die Fortsetzung von "Nur zehn Tage" machen …
Nochmal ein ganz dickes, großes an M. P. Anderfeldt und hoffentlich konnte ich euch so seinen Roman schmackhaft machen UND gleichzeitig ihn als Autor näher bringen!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Vielen Dank für deinen Kommentar!
Bitte beachte, dass Beleidigungen & Spam ohne Vorwarnung gelöscht werden. Bitte hab Verständnis dafür, dass ich nicht alle Kommentare beantworten können!
Hinweis: Mit dem Abschicken deines Kommentars akzeptierst du, dass der von dir geschriebene Kommentar und die personenbezogenen Daten, die damit verbunden sind (z.B. Username, E-Mailadresse, verknüpftes Profil auf Google/ Wordpress) an Google-Server übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhältst du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.