Montag, 29. Juli 2019

[Rezension] Das dreizehnte Dorf - Romain Sardou



*Rezension*

Das dreizehnte Dorf von Romain Sardou

Umfang: 416 Seiten | Genre: historischer Roman

Verlag: Heyne | Preis: 9,95 € 

*~Kauf mich~* 
( leider nur noch gebraucht zu bekommen )


Grausige Morde im Winter des Jahres 1284 rufen in der Diözese Draguan im Südosten Frankreichs ein lange vergessenes Dorf in Erinnerung. Während der junge Priester Henno Guiden den rätselhaften Ort erkundet, rührt ein Mönch in Paris an den Geheimnissen einer beispiellosen Verschwörung.

Meine Meinung:

Wie ihr vielleicht wisst oder auch schon gemerkt habt, lese ich selten historische Romane. Entweder sprechen mich die meisten ob ihrer Thematik kaum an oder ich habe einen großen Respekt vor einem dicken Wälzer voller historischer Begebenheiten, die mich meist eher erschlagen als faszinieren. Vor etlichen Jahren habe ich mit Begeisterung die Reihe von Rebecca Gable rund um die Waringhams gelesen und verlor mich im England des 14. Jahrhunderts.

Doch irgendwann fiel ich in ein großes Leseloch bei den historischen Romanen, aus dem ich bis heute ganz selten hervorkomme und mich dann doch mal an eine neue Geschichte herantraue.

Das "Dreizehnte Dorf" ist eine große Empfehlung des Herzensmannes gewesen und als dann auch noch eine Booktuberin, welcher ich sehr gerne folge, das Buch in die Kamera hielt, war es um mich geschehen: Ich musste es lesen. Nach den ersten 20 Seiten hätte ich es fast in die Ecke gepfeffert - denn ausländische Namen und Ortsbezeichnungen ( in diesem Falle französisch ) hätten mich fast um den Verstand gebracht. Ich komme dann sehr schwer in einen Lesefluss, stolperte öfter über die unbekannten Namen und das frustriert mich einfach ungemein.

Es geht um ein Dorf im Südwesten Frankreiches im Jahre 1284, welches abgeschnitten durch eine Moorlandschaft völlig in Vergessenheit geraten war. Doch nun tauchen flussabwärts grausam verstümmelte Leichen auf und die Diözese erinnert sich dunkel daran, dass dort am Ufer des Flusses ein dreizehntes Dorf einst weilte.

Ein junger Priester macht sich daraufhin auf, die Menschen dort zu erretten, denn sie sind schon seit Ewigkeiten nun ohne geistliche Führung und da mag solch ein Mord weniger verwundern. Allerdings findet er in diesem dreizehnten Dorf weitaus schlimmeres vor, als er sich jemals hätte vorstellen können ....

ABER ich habe durchgehalten und das war mein großes Glück, denn es ist ein Roman, welcher für mich vom Grundplot und der Geschichte an sich, nicht hätte interessanter sein können.

Grausame Morde, ein vergessenes Dorf - das ganze Setting machte mich ziemlich neugierig. Ich brauchte einige Zeit, um mit den ganzen Namen der Protagonisten und den häufigen Ortswechseln mitzuhalten, doch dann nahm mich die Handlung immer mehr gefangen. Wir erleben das alles aus mehreren Sichtweisen, doch die meiste Zeit folgen wir zwei Personen: Auf der einen Seite dem
jungen Priester Henno Gui, welcher sich auf den Weg in das Dorf macht, um herauszufinden, was dort mit den Bewohnern passiert ist.

Auf der anderen Seite Bruder Chuquet, der einen toten Mann nach Paris transportiert ( an dieser Stelle verrate ich nicht, wer der Tote ist, sonst nehme ich euch die Spannung weg )  und einige Widrigkeiten dabei überstehen muss.

Es gibt parallel noch die ein oder andere Handlung, welche sich aus der Hauptgeschichte ergeben und kleine Details einstreuen, die zum Verständnis des Plots gebraucht werden. Wie oben schon erwähnt, ich brauchte ein wenig um durchzusteigen wann ich wo war und mit wem, aber das mag auch meiner eigenen Leseunaufmerksamkeit geschuldet sein in manchen Kapiteln.

Zartbesaitete Leser sollten "Das dreizehnte Dorf" mit Vorsicht genießen, hier wird an grausigen und brutalen Beschreibungen nicht gerade gespart ... nein, da wird noch schön ausführlich erklärt, wie es zu dieser oder jener Verstümmelung kam oder man ist als Leser live dabei, wie Menschen regelrecht abgeschlachtet werden. Ich empfand es nicht als sinnlos oder für die Handlung irrelevant, wie es mir bei manch anderen Büchern mit solcher Gewaltdarstellung geht.

Nur selbst mir als erprobte Leserin, die einiges an Blut und Gewalt gewöhnt ist, drehte sich an gewissen Stellen der Magen um. Soviel zu der Thematik!

Faszinierend fand ich auch, wie mit dem Thema "Religion" umgegangen wird. Im 13. Jahrhundert waren die Kirche und ihre Bischöfe, Vikare und Priester, Strippenzieher Nummer Eins und hatten vor allem in ländlichen Gegenden einen sehr großen Stellenwert und Macht über die Menschen dort. Dies zieht sich durch die komplette Geschichte und zeigt verständlich auf, wie sehr die einfachen Bauern oder der ungebildeten Landadel zu beeinflussen waren.

Diese Leichtgläubigkeit wird vielen Protagonisten im Laufe der Handlung zum Verhängnis und ich mochte es unwahrscheinlich, wie mit diesem Motiv gespielt wurde. Denn es zeigt auf, wie fatal solche Machtspiele enden können und wohin sie Menschen treiben können.

Generell las sich der historische Roman wie ein rasanter Krimi und verlor nie seinen Spannungsbogen. Es gab hier und da mal kleine Durststrecken, welche ein wenig langatmig waren, aber das zog sich nie weiter als durch ein Kapitel oder sogar nur einige Seiten weit. Ich würde sogar behaupten, das es kaum ein Buch gibt, in dem nicht ein wenig Langeweile aufkommt ... und wenn es nur für einen Moment ist.

Gegen Ende vereinten sich die ganzen kleinen Nebenhandlungen und mit einigen gekonnten Plottwists löste sich die Geschichte mit viel Dramatik, aber auch glaubwürdig, auf. 

Großer Pluspunkt von mir, denn oft verlieren sich solche Plotstränge im Nichts oder werden nicht mehr erwähnt bzw. sind für die Hauptgeschichte irrelevant, doch nicht so hier. Auch wenn es ein paar weniger Tote für mich hätte geben können und 100 Seiten weniger nicht geschadet hätten, so mochte ich die Auflösung und ergab für mich ein stimmiges Ende.

Mein Fazit:

Ein historischer Roman mit Krimihandlung, Verschwörungen und einigen grausigen Details, die für mich nicht so explizit hätten beschrieben werden müssen. Solide Spannung traf auf religiöse Machtspiele und ein vergessenes Dorf, in dem nichts mehr so war, wie es hätte sein sollen.

Für ungeübte Leser im Bereich historische Romane ist das der perfekte Einstieg oder auch eine empfehlenswerte Zwischenlektüre, um über den Tellerrand der eigenen Leseauswahl hinaus zu blicken.

*~4 von 5 Sterne~*

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