Freitag, 24. Januar 2020

[Rezension] Die Wanifen (1) / Seegeist - Rene Anour



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Die Wanifen - Seegeist von Rene Anour

Umfang: 412 Seiten | Genre: Fantasy

Verlag: Tredition | Preis: 14,99 € 



Salzkammergut in grauer Vorzeit

In einem Pfahlbaudorf an den Ufern des Atasees gehen merkwürdige Dinge vor sich. Immer wieder verschwinden Menschen in den Wäldern und kehren nie wieder zurück. Als die junge Ainwa ahnt, dass sie die nächste sein wird, verlässt sie das Dorf, um ihrem Schicksal zu entgehen. Doch in der Tiefe des Urwalds merkt sie, dass sie bereits verfolgt wird.

Meine Meinung:

Ich hätte wohl nie zu diesem Fantasybuch gegriffen, hätte mir der Herzensmensch selbiges nicht als Ebook geschenkt - denn Cover sowie Klappentext erschienen mir im ersten Moment etwas nichtssagend und hätten mich so nie gereizt, einen Blick mehr in die Geschichte zu werfen.

Ein großer Fehler, denn hinter diesen Buchdeckeln verbirgt sich eine ganz zauberhafte, umwerfende Handlung und Charaktere, welche mir schwer ans Herz gewachsen sind.

Doch alles der Reihe nach. Der Einstieg fiel mir ein wenig schwer, denn zu Anfang wird man ein wenig ins kalte Wasser geschmissen und muss sich erst einmal ein wenig einleben in die Welt von Ainwa und ihrem Volk, welches sich Ata nennt. Allerdings verflog mit jeder Seite meine Unsicherheit und die Fragezeichen, die sich in meinem Kopf formten und präsentierte eine detaillierte und fantastische Welt, die von Geistern und Wanifen ( Geisterbeschwörer ) erzählte

Mir gefiel besonders die Mischung aus Fantasy, Sagen/Mythen und dem zeitlichen Setting, welches uns ausnahmsweise mal nicht ins Mittelalter entführt ( wie so oft bei dem Genre ), sondern ins vorzeitliche Salzkammergut, mitten in die Berge und so den Leser eine fast schon märchenhafte Atmosphäre spüren lässt.

René Anour verzauberte mich mit jeder Seite ein wenig mehr und versetzte mich gedanklich komplett in seine Welt, ließ mich den glitzernden Atasee sehen und mit Ainwa auf der Suche nach ihrer Bestimmung durch die dunklen Wälder stolpern.
Ich stand am Rand des Waldes im Schatten der mächtigen Buchen und Tannen und warf einen letzen Blick auf die Pfahlhütten Ataheims zurück. Dort lag alles, was ich mein Leben lang gekannt hatte. Wären die Dinge anders gelaufen, hätte es auch ein guter Ort zum Leben sein können. 
Ich schnaubte verächtlich. Das Schicksal hatte manchmal einen makabren Sinn für Humor. Ich hatte mich vom Mystischen abgekehrt, um jetzt wahrscheinlich von einem blutrünstigen Waldgeist zu Tode gehetzt zu werden.
Eine wahnsinnig schöne bildhafte Sprache trifft auf eine abwechslungsreiche und spannende Handlung, die mich durchgehend fesselte und sich mit wenigen kleinen Abstrichen zu einem grandiosen Lesegenuss entwickelte.

Auch wenn ich so meine Schwierigkeiten mit Ainwa, unserer Hauptprotagonistin, zu Beginn hatte, wuchs sie mir doch im Laufe des Buches immer mehr ans Herz und machte auch im Laufe des Geschichte eine merkliche Veränderung durch, die sie mir sehr viel sympathischer werden ließ.

Generell mochte ich die Art wie der Autor seine Protagonisten zeichnete, denn jeder Einzelne von ihnen blieb mir im Gedächtnis hängen, hatte viel Potenzial eine eigene Geschichte zu bekommen und kaum einer verblasste im Schatten der Hauptpersonen - Hut ab dafür!


Die ganze Welt, welche mich hier in sich gefangen hielt und dessen Geister, Mächte und Magie machten mich an der ein oder anderen Stelle regelrecht sprachlos vor Faszination. 

Ich lese bisher eher seltener im Bereich Fantasy und bin da vielleicht ein wenig schnell zu beeindrucken oder zu befriedigen, aber ich mochte die Vielfalt und die detaillierten Beschreibungen der Geschöpfe und Magie von Ainwas Heimat unglaublich gerne.
"Ein Wanife ist ein Mischwesen. Wir sind in dieser Menschenwelt zu Hause, aber ein Teil von uns ist immer mit der Welt der Geister in Verbindung. Wir sind zwiegespaltene Naturen, hin- und hergerissen zwischen zwei Welten. Ein Wanife zu sein, ist nicht immer leicht. Diese (Geister)Welt ist hier, überall um uns herum, allgegenwärtig und doch von der unseren getrennt wie durch einen dünnen Schleier."
Man merkt, mit wie viel Leidenschaft und Ideenreichtum René Anour an seine Geschichte herangegangen ist, denn es finden sich viele Beschreibungen rund um die Geister, die verschiedenen Fähigkeiten der Wanifen und der ganzen Magie, die diese Welt umhüllt. Genau das erwarte ich von guter Fantasy: 

Neue Welten, andersartige Geschöpfe und Magieformen, denen ich vorher noch nie begegnet bin. 

Ich habe genug von Orks, Elfen, Feen gelesen und auch wenn ich trotzdem gerne davon lese, möchte ich doch Abwechslung geboten bekommen und nicht die ewig gleiche Leier.

Das ist hier mehr als nur gelungen und ich konnte während des Lesens einfach nicht genug Informationen bekommen - ich wollte mehr wissen, mehr erfahren und da waren selbst die knapp 400 Seiten fast zu kurz geraten. ABER es gibt zum Glück noch zwei weitere Bücher in dieser Reihe, welche ich mir zeitnah holen und inhalieren werde und so erhoffe ich mir ganz viele weitere Lesestunden voller Faszination und Magie.
"Du hast mich gefragt, wie das Geisterringen ein Duell auf Leben und Tod sein kann", meinte Kauket. "Hier hast du deine Antwort: Die Geister mögen für uns kämpfen, aber wir teilen ihren Schmerz. Wenn dein Seelengeist im Kampf besiegst ... stirbst du." 
Einen kleinen Kritikpunkt habe ich dennoch: Mir fällt es ehrlich gesagt ein wenig schwer
einzuschätzen, für welche Altersgruppe diese Geschichte geeignet ist. Auf der einen Seite haben wir unsere Hauptprotagonistin Ainwa, welche mir in ihren Handlungen oft unsicher, leicht zu beeinflussen und impulsiv erschien.

Allerdings wird recht am Anfang des Buches erwähnt, dass sie 18 Jahre alt ist, was in meinen Augen oft nicht zusammenpasste, wenn man ihr Alter und ihr Verhalten gegenüberstellt - ich hätte sie maximal für 14 Jahre gehalten.

Auch das Cover wirkt für mich eher wie für Jugendliche gestaltet und ich würde mir fast wünschen, der Autor würde es ein wenig überarbeiten, denn aufgrund dessen hätte ich mir die Geschichte nie näher angesehen - hier wird viel Potenzial verschenkt.

 Auf der anderen Seite gibt es, gerade zum Ende des Buches, einige Kampfszenen, in welchen es schon brutaler und düsterer zugeht und welche dementsprechend nicht gerade für die jüngeren, ungeübteren Leser/innen geeignet wären. Ich hoffe ihr versteht meinen Zwiespalt; für mich ist es weder eindeutig eine Geschichte für Erwachsene, noch rein für Jugendliche, was es zum weiteren Empfehlen etwas schwieriger macht.
"Vor einem Geist musst du dich besonders in Acht nehmen, Ainwa. Er lebt im Seenland und ist der Einzige seiner Art. Diesem Geist darfst du nie zu nahe kommen. Er ist eine Naturgewalt und hat, am Rande bemerkt, eine große Abneigung gegen alles Menschliche. Wenn du seinen Zorn erregst, wird dir das Weglaufen nichts mehr nützen."
"Was für ein Geist ist das?" - "Er gab deinem Volk seinen Namen." - "Du ... redest von Ata?"
Lange Rede, kurzer Sinn: Möchtet ihr das Buch an jüngere Leser verschenken, klärt vorher einfach kurz ab, ob diese schon mehr Leseerfahrung haben und bereits mehr in diese Richtung gelesen haben - für erwachsene Leser ist es eine uneingeschränkte Empfehlung, dennoch sollte man es mögen, wenn die Protagonisten etwas kindlicher erscheinen.

Mein Fazit:

"Die Wanifen - Seegeist" ist eine Fantasygeschichte, die mich in ihren Bann gezogen hat und kaum aus ihren Fängen ließ - es lohnt sich so sehr, in diese Welt abzutauchen und deren Geheimnisse zu ergründen. Auch wenn hier nicht das Rad neu erfunden wurde ( welche Fantasygeschichte kann das in der heutigen Zeit schon von sich behaupten? ) habe ich mit viel Genuss Ainwa und ihrem Kampf gegen die Geister beigewohnt und werde mich voller Freude auf die nächsten Bände werfen.

Ich wünsche mir für diese Reihe ganz viele begeisterte Leser*innen und dem Autor mehr Aufmerksamkeit, denn es ist wirklich schade, wenn solche Rohdiamanten in der Masse der Bücher untergehen zu drohen und kaum einer darauf stößt. Verschenkt es, lest es selbst und schreibt darüber wenn ihr Lust habt - für mich war es mit eines meiner Jahreshighlights 2019.

Ich vergebe

*~5 von 5 Sterne~*

4 Kommentare:

  1. Liebe Antonie!
    Ich finde es schön, hier ein Buch bei dir zu entdecken, dass ich so vermutlich niemals gefunden hätte. Die Idee hinter der Geschichte hört sich auf jeden Fall reichlich spannend an, so dass ich diesem Buch auch gern ein bisschen Lesezeit einräumen möchte. Danke dir für dei wunderschöne Vorstellung!

    Liebste Grüße!
    Gabriela

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    1. Hallo du,

      ach da freue ich mich sehr über deinen Besuch auf meinem Blog UND die lobenden Worte - mir gefiel die Geschichte wirklich ganz toll und hoffe, auch dich wird sie begeistern und mitnehmen ;-)

      Liebste Grüße,
      Antonie

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  2. Hallo liebe Antonie,

    ich durfte die Anfangsgeschichte schon vor einigen Jahren für mich entdecken und war überrascht, welches Bandbreite hier der Autor vor den Lesern und Leserinnen ausrollt.

    Einfach nur großes Kino....schön, dass Du ihn nun auch für Dich entdeckt hast und sogar zum Lesehöhepunkt für das Jahr 2019 gemacht hast.

    LG..Karin..

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    1. Hallo Karin,

      ja die Geschichte ist ja nun schon etwas älter, aber ein kleiner Rohdiamant in meinen Augen, den noch viel zu wenig Leser kennen! Hast du die ganze Reihe gelesen?

      Liebst, Antonie

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