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Mittwoch, 11. August 2021

[Rezension] Die Welt ohne Fenster - Barbara Newhall Follett

 

Werbung / Rezensionsexemplar

Die Welt ohne Fenster von Barbara Newhall Follett

Umfang: 192 Seiten Genre: Kinderbuch

Verlag: DianaPreis: 18,00 €


Die junge Eepersip möchte nicht in einem Haus mit Türen, Fenstern und einem Dach leben. Ihr Herz verlangt nach dem Duft von Erde, nach dem Wind, der durch Baumkronen bläst, nach dem beständigen Summen und Brummen von Insekten. 

Sie läuft davon, um in der Wildnis zu leben – zuerst auf einer Waldwiese, dann am Meer, und schließlich in den Bergen. Ihre Eltern sind zutiefst betrübt. Sie folgen ihr, bringen sie zurück in die vermeintliche Sicherheit und sperren sie in der erdrückenden Stille des Hauses ein. Doch Eepersip lässt sich nicht aufhalten: Sie entkommt ein zweites Mal und folgt ihrem wilden Herzen nach draußen, ganz weit weg.

Meine Meinung:

"Die Welt ohne Fenster" wäre mir wohl nie begegnet, hätte ich sie nicht irgendwo auf Twitter mit einem kurzen Blick erhascht und mich auf die Sekunde danach verliebt - denn nicht nur der Schutzumschlag ist ein Fest für das Auge, nein, auch die Innengestaltung von der Illustratorin Jackie Morris fängt die Seele dieser Geschichte auf eine ganz besondere Art ein.

Und auch das hätte mich vielleicht nicht restlos überzeugt, wäre da nicht dieses mysteriöse Verschwinden der Autorin selbst, das meine Aufmerksamkeit fesselte und näher recherchieren ließ. Denn Barbara Newhall Follett verschwand 1939 spurlos, wurde nie wieder gesehen und bis heute rankt sich dieses Mysterium um ihre Person. Wer dazu näheres lesen möchte, dem verlinke ich *HIER* einen Artikel über diesen Fall - er ist sehr lesenswert. 

Kurzum, ich bin unfassbar froh, auf dieses Kleinod gestoßen zu sein und legte es zu meiner Schande kurz nach seiner Ankunft für eine viel zu lange Zeit unbeachtet in ein Bücherregal ... bis ich vor zwei Tagen eine Lust darauf verspürte und es mich in eine wundervolle Welt entführen durfte.

Freitag, 1. Januar 2021

[Rezension] The Travelling Bag and other Ghost Storys - Susan Hill



*Rezension*

The Travelling Bag von Susan Hill

Umfang: 192 Seiten | Genre: Gruselroman

Verlag: Profile Books | Preis: 13,94 € 


  
From the foggy streets of Victorian London to the eerie perfection of 1950s suburbia, the everyday is invaded by the evil otherworldly in this unforgettable collection of new ghost stories from the author of The Woman in Black. In the title story, on a murky evening in a warmly lit club off St James, a bishop listens closely as a paranormal detective recounts his most memorable case, one whose horrifying denouement took place in that very building. 

In 'The Front Room', a devoutly Christian mother tries to protect her children from the evil influence of their grandmother, both when she is alive and when she is dead. A lonely boy finds a friend in 'Boy Number 21', but years later he is forced to question the nature of that friendship, and to ask whether ghosts can perish in fires. 

This is Susan Hill at her best, telling characteristically flesh-creeping and startling tales of thwarted ambition, terrifying revenge and supernatural stirrings that will leave readers wide-awake long into the night.

Meine Meinung:

Vor dieser Kurzgeschichten-Sammlung habe ich mich lange herum gedrückt - eigentlich hatte sich der Herzensmann dieses Buch vor einer halben Ewigkeit selbst gekauft und dann stand es ( wie nicht selten nach spontanen Käufen, die man dann irgendwie schnell wieder vergisst nach der ersten Euphorie ) lange Zeit in unserem Bücherregal im Schlafzimmer und wartete darauf, gelesen zu werden. Als ich es mir für das Gruselbingo auf die Liste setzte, wollte ich mir selbst ein wenig Mut machen, es doch endlich mal zu lesen. 

Bei jeder neuen Ziehung für das nächste Bingobuch hatte ich ein wenig Bammel davor, dass es dieses Buch werden könnte, denn ich hatte die Befürchtung, wie eine Schnecke durch die Geschichten zu kriechen und dadurch in eine Leseflaute abzutauchen. Als es dann endlich so weit war und ich es eines Abends dann in die Hand nahm, kratzte ich mein in die Jahre eingerostetes Englisch zusammen und sprang todesmutig zwischen die Buchdeckel. 

Doch all meine Ängste diesbezüglich lösten sich bereits wenige Seiten später in Luft auf, denn auch wenn ich während des kompletten Buches garantiert nicht alles einwandfrei verstanden habe, so zog mich Susan Hill doch beharrlich und unnachgiebig in ihre düsteren, atmosphärischen Geistergeschichten hinein und lehrte mich gewaltig das Gruseln.

Mittwoch, 23. September 2020

[Rezension] Der Fluch von Carrow House - Darcy Coates



*Werbung / Rezensionsexemplar*

Der Fluch von Carrow House von Darcy Coates

Umfang: 416 Seiten | Genre: Horror

Verlag: Festa Verlag | Preis: 14,99 € 


Remy arbeitet als Tourguide in Carrow House. Sie führt Menschen durch das berüchtigte Spukhaus und erzählt ihnen von den Geschehnissen, die sich einst in diesen Mauern zutrugen. Als eine Reisegruppe für eine ganze Woche einen Aufenthalt bucht, um die unheimlichen Phänomene zu untersuchen, hofft Remy, selbst endlich einige zu erleben. Und tatsächlich: Nach einer Séance nimmt die paranormale Energie so weit zu, dass Fenster zerbrechen und gespenstische Erscheinungen durch die Flure schreiten.

Dann stirbt einer der Gäste und Remy zieht die Möglichkeit in Betracht, dass der Geist des einstigen Eigentümers noch in den Hallen weilt: John Carrow. Und der war ein irrer Serienmörder …

Meine Meinung:

Dies war mein viertes Buch beim Gruselbingo und nach den ersten drei eher verhalten gruseligen Geschichten hatte ich mir bei "Der Fluch von Carrow House" ein wenig mehr Gänsehautfeeling gewünscht ... nichtsahnend, dass ich das Grauen frei Haus bekommen würde und der Grusel mich eiskalt verschlingen sollte.

Wir begleiten Remy, welche als Tourguide Führungen durch das sagenumwobene und verspukte Carrow House anbietet. Nach eine dieser Führungen meldet sich ein Teilnehmer bei ihr und bietet Remy ein unwiderstehliches Angebot an; er möchte mit ihr und einigen anderen Gästen zwei Wochen in Carrow House verbringen und dort versuchen, übersinnliche Phänomene aufzuzeichnen. 

Doch was sich als interessante Möglichkeit darstellt, wird schnell zum bitteren Ernst für alle Beteiligten und der Horror senkt sich über die Gruppe, gnadenlos und furchterregend.

Die Handlung steigt direkt mit einer düsteren Atmosphäre ein, welche mir bereits auf den ersten Seiten den ein oder anderen Nervenkitzel bescherte - Darcy Coates versteht es perfekt, eine dichte Stimmung zu erzeugen, die im Laufe der Geschichte immer schwerer auf dem Leser lastet und langsam aber sicher den Spannungsbogen nach oben zu treiben. 

Ist es am Anfang nur der Hauch oder eine leise Ahnung von Horror, der mich zum Atem anhalten brachte, so erwischte es mich später gegen Ende dermaßen kalt, dass ich vorblätterte um das Ende zu lesen und mir so den Grusel erträglicher zu machen.

Mittwoch, 9. September 2020

[Rezension] Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch - Alexander Solschenizyn



*Rezension*

Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch von Alexander Soschenizyn

Umfang: 192 Seiten | Genre: Roman

Verlag: Droemer Knaur | Preis: 10,99 € 



Ein Tag aus dem Leben des Iwan Denissowitsch ist zweifellos das aufsehenerregendste Buch, das nach dem Krieg in der Sowjetumion veröffentlicht wurde. Heute ist dieses Buch aus den Buchhandlungen in der Sowjetunion wieder verschwunden, für das sich Chruschtschow auf dem 22. Parteitag mt den Worten einsetzte: "Es ist unsere Pflicht, derartige Angelegenheiten, die mit dem Mißbrauch der Macht zusammenhängen, sorgfältig und allseitig zu klären.Solange wir arbeiten. können, müssen wir vieles klarstellen und der Partei und dem Volk die Wahrheit sagen..." 

Solschenizyn hat das gequälte Gewissen jener zahllosen Russen erleichtert, die solange in vollem Wissen um die Schande in Stummheit leben mußten.

Meine Meinung:

Ich hätte wohl eine geraume Zeit lang nicht zu diesem Buch gegriffen, wenn es mir der Herzensmann vor ein paar Tagen nicht entschlossen in die Hand gedrückt und gesagt hätte "Lies es endlich!". Nach einem etwas dickeren Jugendbuch jammerte ich ein wenig vor mich hin, dass nun anscheinend eine Leseflaute über mich kommen würde - ich wusste nicht was ich als nächstes lesen sollte und keines unserer Bücher sprach mich so richtig an. 

Und aus Mangel an Widerstand und eigenem Antrieb, etwas anderes zum Schmökern zu finden, tat ich genau das, was er mir sagte ... ich versank in der grausamen, kalten und nüchternen Welt von Iwan Denissowitsch und sah ihm bei seiner Arbeit im sowjetischen Straflager über die Schulter. 

Alexander Solschenizyn schafft es auf den nur wenigen Seiten, eine komplette Szenerie zu erschaffen, von der man das Gefühl am Ende hat, sie niemals richtig verlassen zu können. 

Der Schreibstil ist sehr einfach, schlicht und orientiert sich an der Gedanken - und Gefühlswelt unseres Hauptprotagonisten Iwan. Gerade bei einer solch bedrückenden Thematik empfinde ich es als angenehm und richtig, wenn sich der Stil ein wenig zurücknimmt, dem Geschriebenen Raum lässt und so dem Leser die Möglichkeit gibt, die Atmosphäre unverfälscht in sich aufzunehmen. 

Interessant fand ich hierbei den Aufbau der Geschichte. Wir verfolgen Iwan bzw. Schuchow einen Tag im Lager bei seiner Arbeit, was ich zuerst als ungewöhnlich empfand, denn was sollte man alles über einen einzigen Tag zu berichten haben? Dennoch fällt man sofort in die Handlung hinein und bleibt durch Iwans Gedankensprünge nicht nur im Hier und Jetzt, sondern erfährt auch einiges über sein Leben vor dem Straflager, wie es dazu kam dass er nun dort seine Zeit abarbeiten muss und die unausgesprochenen Regeln, die in diesem Lager vorherrschen.

Sonntag, 31. Mai 2020

[Rezension] Gestohlene Erinnerung - Blake Crouch



*Werbung / Rezensionsexemplar*

Gestohlene Erinnerung von Blake Crouch

Umfang: 432 Seiten | Genre: Thriller

Verlag: Goldmann | Preis: 15,00 € 



Der New Yorker Detective Barry Sutton steht vor einem Rätsel: Ein geheimnisvolles Phänomen quält die Menschen mit falschen Erinnerungen und treibt sie damit in den Tod. Auch die Hirnforscherin Helena Smith weiß schon lange um die Macht der Erinnerung.

Um diese zu bewahren, entwickelte sie eine Technologie, die uns unsere kostbarsten Momente noch einmal erleben lässt: den ersten Kuss, die Geburt eines Kindes. Doch nun bedroht ihre Erfindung das Schicksal der Menschheit. Im Kampf gegen einen übermächtigen Gegner versuchen Helena und Barry, eine Katastrophe zu verhindern – aber auch auf die Wirklichkeit ist bald kein Verlass mehr …

Meine Meinung:

Mit „Gestohlener Erinnerung“ hat Blake Crouch erneut einen wissenschaftlichen Science-Fiction-Thriller geschrieben, der unter die Haut geht, die Gedanken rotieren lässt und mich sprachlos zurückließ. Vor einigen Jahren las ich bereits seinen Roman „Dark Matter“ und war auch da schon restlos begeistert.

Dichte Atmosphäre, ein spannender Erzählstrang (der in meinen Erinnerungen nie langatmig war) angenehm gewürzt mit  wissenschaftlichen Fakten, geschickt mit der Handlung verwoben. Das alles macht die wohl einmalige Mischung aus, die Crouch auszeichnet. Doch wo anfangen und wo enden bei der Beschreibung für sein neues Buch?

Es ist eine höchst komplexe Erzählung, die sich mit fortschreitender Handlung vor dem Leser entblättert. 

Man wird von ihr an der Hand genommen und (zum Glück!) setzt sie keinerlei fundiertes Vorwissen für die vorherrschenden Thematiken wie z.B. Hirnforschung oder Zeitreisen voraus. Blake Crouch lässt zwar tief und zum Teil auch sehr detailliert in diese Materie blicken, allerdings verliert man nicht den roten Faden der Geschichte, wenn man gedanklich nicht mitkommt oder die Ausführungen nicht komplett versteht.

Montag, 25. Mai 2020

[(Gast)Rezension] Goldkap - Rainer Doh



*Werbung / Rezensionsexemplar*

Goldkap von Rainer Doh

Umfang: 430 Seiten | Genre: Kriminalroman

Verlag: Divan Verlag | Preis: 16,90 € 



Nordnorwegen: Der grausige Fund einer Wasserleiche verdirbt dem Kriminalkommissar Arne Jakobson die Laune und das unerwartet beste Sommerwetter. Auf der Suche nach dem Mörder finden sich viele Verdächtige - erst recht als Gerüchte die Runde machen, in der verfallenen Bunkeranlage aus dem Zweiten Weltkrieg, die das Opfer restaurierte, sei ein riesiger Goldschatz der Wehrmacht verborgen. Hat der Mord etwa mit dem Gold zu tun?   

Als die Medien die Sache aufgreifen, beginnt 300 km hinter dem Polarkreis ein regelrechter Goldrausch, und sogar die norwegische Nationalbank mischt sich ein. Aber dann passiert in Tromsø ein weiterer Mord und Arne wird klar, dass er auf einer ganz falschen Fährte ist.

Jürgens Meinung:

Geschickt lässt Rainer Doh seinen Roman 1944, in einem dramatischen Moment beginnen. Ein Konvoi der deutschen Wehrmacht wird, auf den unwegsamen Straßen Nordnorwegens, von Widerstandskämpfern überfallen. Ein mit mysteriösen Kisten beladener Lkw stürzt ins Meer. Mit diesem kurzen Einstiegskapitel, flott geschrieben, startet das Kopfkino um einen verschwundenen Goldschatz. Das ist auch notwendig und hilft dabei, die Leser*innen bei der Stange zu halten, wenn sich die Handlung in der Jetztzeit danach ein wenig gemächlich entwickelt.

Ich muss gestehen, dass bei mir dieser Anfangsschwung nicht gereicht hat und ich „Goldkap“ zunächst, nach ca. 80 gelesenen Seiten eine Weile beiseite gelegt habe. So sorgfältig der Autor sein Setting auch einführt, so sehr strapaziert er aber auch die Geduld seiner Leser*innen. Hier wäre Potenzial gewesen, das Buch um geschätzte 30-40 Seiten zu verschlanken.

Ist der ‚tote Punkt‘ aber erst überwunden, entfaltet sich eine fein gestrickte Geschichte mit einer Reihe von wirklich netten Plottwists und einem durchgehend guten Spannungsniveau.

Die Figuren sind überzeugend und mit viel Liebe gezeichnet. Dabei gelingt es Rainer Doh mit spürbarer Sach- und Landeskenntnis, seinen Leser*innen die Besonderheiten des norwegisch-deutschen Verhältnisses näher zu bringen, ohne in der einen oder anderen Richtung den belehrenden Zeigefinger zu erheben.

Ein kleiner Kritikpunkt betrifft das fehlende Glossar. Gerade historisch interessierte Leser*innen hätten sicher zu dem einen oder anderen auftauchenden Punkt gern mehr gelesen, ggf. auch Verweise auf entsprechende Sachbücher zu schätzen gewusst.

Jürgens Fazit:

Zusammenfassend kann ich „Goldkap“ uneingeschränkt empfehlen, besonders für Leser*innen, die eine Vorliebe für Kriminalromane mit historischem Hintergrund pflegen. Einen Stern Abzug gibt es für die kleine Hängepartie nach dem ersten Viertel und das fehlende Glossar.

Ich vergebe *~4 ( von 5 ) Sterne~* dafür.

Freitag, 24. Januar 2020

[Rezension] Die Wanifen (1) / Seegeist - Rene Anour



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Die Wanifen - Seegeist von Rene Anour

Umfang: 412 Seiten | Genre: Fantasy

Verlag: Tredition | Preis: 14,99 € 



Salzkammergut in grauer Vorzeit

In einem Pfahlbaudorf an den Ufern des Atasees gehen merkwürdige Dinge vor sich. Immer wieder verschwinden Menschen in den Wäldern und kehren nie wieder zurück. Als die junge Ainwa ahnt, dass sie die nächste sein wird, verlässt sie das Dorf, um ihrem Schicksal zu entgehen. Doch in der Tiefe des Urwalds merkt sie, dass sie bereits verfolgt wird.

Meine Meinung:

Ich hätte wohl nie zu diesem Fantasybuch gegriffen, hätte mir der Herzensmensch selbiges nicht als Ebook geschenkt - denn Cover sowie Klappentext erschienen mir im ersten Moment etwas nichtssagend und hätten mich so nie gereizt, einen Blick mehr in die Geschichte zu werfen.

Ein großer Fehler, denn hinter diesen Buchdeckeln verbirgt sich eine ganz zauberhafte, umwerfende Handlung und Charaktere, welche mir schwer ans Herz gewachsen sind.

Doch alles der Reihe nach. Der Einstieg fiel mir ein wenig schwer, denn zu Anfang wird man ein wenig ins kalte Wasser geschmissen und muss sich erst einmal ein wenig einleben in die Welt von Ainwa und ihrem Volk, welches sich Ata nennt. Allerdings verflog mit jeder Seite meine Unsicherheit und die Fragezeichen, die sich in meinem Kopf formten und präsentierte eine detaillierte und fantastische Welt, die von Geistern und Wanifen ( Geisterbeschwörer ) erzählte

Mir gefiel besonders die Mischung aus Fantasy, Sagen/Mythen und dem zeitlichen Setting, welches uns ausnahmsweise mal nicht ins Mittelalter entführt ( wie so oft bei dem Genre ), sondern ins vorzeitliche Salzkammergut, mitten in die Berge und so den Leser eine fast schon märchenhafte Atmosphäre spüren lässt.

Freitag, 17. Januar 2020

[(Gast)Rezension] The Body in the Dumb River - George Bellairs



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The Body in the Dumb River von George Bellairs

Umfang: 205 Seiten | Genre: Kriminalroman

Verlag: British Library | Preis: 11,99 € 



'For the most part, the dead man received public sympathy. A decent, hardworking chap, with not an enemy anywhere. People were surprised that anybody should want to kill Jim.' But Jim has been drowned in the Dumb River, near Ely, miles from his Yorkshire home.

His body, clearly dumped in the usually silent (`dumb') waterway, has been discovered before the killer intended - disturbed by a torrential flood. With critical urgency it's up to Superintendent Littlejohn of Scotland Yard to trace the mystery of the unassuming victim's murder to its source, leaving waves of scandal and sensation in his wake as the hidden, salacious dealings of Jim Teasdale begin to surface.

Meine Meinung:

Heute dürft ihr zum ersten Mal in den Genuss einer Gastrezension hier auf meinem Blog kommen - und zwar von keinem anderen als von meinem Herzensmann Jürgen Albers. Neben dem Schreiben ist Lesen seine zweite Leidenschaft und das in einem Tempo, welches mich manchmal ein wenig schwindelig zurücklässt. Und warum dann diese Lese-Empfehlungen verstecken, wenn ich sie euch auch präsentieren kann?

Dementsprechend wird es hier auch öfter eine solche Rezension geben, die meisten wohl im Genre Kriminalroman und Jugendbuch angesiedelt und wir hoffen, ihr könnt auch die ein oder andere Empfehlung für euch mitnehmen und lesetechnisch in ganz andere Gefilde abtauchen.

Lange Rede kurzer Sinn: Hier kommt nun die erste von vielen Gastrezensionen, welche euch heute nach Yorkshire entführt - habt viel Spaß!

Freitag, 10. Januar 2020

[Rezension] Unser Leben in den Wäldern - Marie Darrieussecq




*Werbung / Rezensionsexemplar*

Unser Leben in den Wäldern von Marie Darrieussecq

Umfang: 110 Seiten | Genre: Roman

Verlag: Secession | Preis: 18,00 € 




Unser Leben in den Wäldern führt uns in eine gar nicht so ferne Zukunft, wo wir es vermutlich ganz normal finden werden, dank implantierter Technik ständig »online« zu sein, smart vernetzt mit Wohnung, Verkehrsmitteln, Arbeit und den staatlichen Autoritäten. Was aber geschieht mit uns, wenn wir in einer Gesellschaft leben, in welcher der technische Fortschritt und Turbo-Kapitalismus auf die Spitze getrieben sind? In der Klone uns als lebende Ersatzteillager für Organe
dienen? In der Roboter den Großteil der Arbeit übernehmen? In der die Unterscheidungslinie zwischen KI-Affen und Menschen zu verschwinden droht?

 Ein fulminanter Text, verzweifelt, wütend, geprägt von schwarzem Humor – aus einer Zukunft, die sich erschreckend logisch aus unserer Gegenwart speist.

Meine Meinung:

Auf dieses Buch bin ich über Marlene von ichlesefrauen.de aufmerksam geworden und bin unglaublich froh darüber, denn was sich hier hinter den Buchdeckeln verbirgt, ist ein wahres Kleinod im Bereich Dystopie. Vorweg möchte ich gleich sagen, dass falls ihr euch komplett unwissend in die Geschichte werfen möchtet, dann verzichtet darauf den Klappentext zu lesen, denn dieser nimmt der Handlung doch einiges an Spannung raus und verrät sehr viel über den Verlauf.

Wir erleben alles aus Sicht von Viviane, welche in einem Rebellenversteck im Wald ausharrt und in einem Notizbuch ihre Gedanken festhält, in der Hoffnung, der Nachwelt einen kleinen Einblick in die Geschehnisse zu geben und ihnen damit einen Teil der Wahrheit zu offenbaren. So viel mehr kann ich über den Plot gar nicht schreiben, ohne euch zu viel zu verraten und DAS möchte ich auf gar keinen Fall!
Ich stelle mir vor, das der letzte Wald verschwunden sein wird, wenn der erste Menschenroboter fertiggestellt ist. Berührung der Ziellinie. Fünfzig Jahre. Das werde ich nicht erleben. Ich bin vorher kaputt. Ein Glück, dass ich keine Kinder habe.
Der Roman lebt davon, dass man als Leser Stück für Stück in Vivianes Gedanken eintaucht, ihr altes Leben mit ihr ergründet und die Welt in welcher sie lebt, ein bisschen besser kennen lernt. Eine Welt, in der Roboter, ständiges Online-Sein und totalitäre Überwachung zur Tagesordnung gehören, rebellische Mitbürger wie von Zauberhand verschwinden und Klone für jeden, die es sich leisten können bereit liegen, um neue Organe zur Verfügung zu stellen.

Donnerstag, 17. Januar 2019

[Rezension] Unerschrocken 1 / Fünfzehn Porträts außergewöhnlicher Frauen - Penelope Bagieu



*Werbung / Rezensionsexemplar*

 Unerschrocken Band 1 von Penelope Bagieu

Umfang: 144 Seiten | Genre: Comic

Verlag: Reprodukt | Preis: 24,00 € 



Josephine Baker brachte tanzend den Jazz und Charleston nach Europa und engagierte sich für die Rechte von Schwarzen. Tove Jansson, Schöpferin der Mumins, lebte offen die Liebe zu ihrer Lebenspartnerin. Und die liberianische Bürgerrechtlerin Leymah Gbowee setzt sich in gewaltfreiem Kampf für die Sicherheit von Frauen ein.

Unerschrocken schreiten diese eigensinnigen Frauenfiguren der Weltgeschichte durchs Leben. Vorreiterinnen, Querdenkerinnen und jede eine Heldin auf ihre ganz eigene Art. Ob Schamanin oder Entdeckerin, Leuchtturmwärterin oder gefeierte Leinwandhexe – diese Frauen haben ihre Bestimmung gefunden.

Mit Humor und Finesse porträtiert Pénélope Bagieu fünfzehn außergewöhnliche Persönlichkeiten, die den gesellschaftlichen Zwängen ihrer Zeit trotzten, um das Leben ihrer Wahl zu führen.

Meine Meinung:

Bücher wie "Unerschrocken - Fünfzehn Porträts außergewöhnlicher Frauen" gab es 2018 wie Sand am Meer, viele Verlage veröffentlichten Kurzbiografien über berühmte oder weniger bekannte starke Frauen und erzählten ihre Geschichten.

Und dennoch ist dieser Comic aus dem Reprodukt Verlag mein persönlicher Liebling unter all diesen Büchern, denn neben den wirklich grandiosen Zeichnungen, die durch ihre Einfachheit dem Auge während des Lesens ein wenig Ruhe schenken, schafft es Penelope Bagieu federleicht, interessante Lebensgeschichten mit einem Augenzwinkern zwischen den Zeilen zu erzählen.

Alle Geschichten erzählen auf ihre ganz eigene Art kurz und übersichtlich die wichtigsten Eckpunkte jedes Lebensweges, zeigen seine Besonderheit auf und machen Lust auf mehr! 

Ich recherchierte noch während des Lesens, ob sich ausführlichere Biografien über meine favorisierten Heldinnen finden ließen, musste aber recht schnell die Segel streichen - leider, denn ich hätte sehr gerne mehr gelesen und erfahren.

Samstag, 12. Januar 2019

[Rezension] Troll - Michal Hvorecky




*Werbung / Rezensionsexemplar*

Troll von Michal Hvorecky

Umfang: 215 Seiten | Genre: Dystopie

Verlag: Tropen | Preis: 18,00 € 



Die europäische Gemeinschaft ist zerfallen und wurde durch die Festung Europa ersetzt. Ihr gegenüber steht das diktatorisch geführte Reich, in dessen Protektoraten ein ganzes Heer von Internettrollen die öffentliche Meinung lenkt. Einer von ihnen ist der namenlose Held dieser in einer allzu naheliegenden Zukunft angesiedelten Geschichte.

Gemeinsam mit seiner Verbündeten Johanna versucht er, das staatliche System der Fehlinformationen von innen heraus zu stören – und wird dabei selbst Opfer eines Shitstorms. Mit seiner rasanten, literarisch verdichteten Erzählung beweist Michal Hvorecky erneut, warum er der erfolgreichste Autor der Slowakei ist.

Meine Meinung:

Ein Buch wie ein Feuerwerk - "Troll" ist eine meisterhaft erzählte Zukunftsversion, welche sich auf ein Thema beschränkt, welches mir so noch nicht in einer Geschichte begegnet ist: Das Trolling. Nur ganz kurz eine Erklärung für diejenigen, die mit diesem Begriff so rein gar nichts anfangen können.

Als Troll wird eine Person bezeichnet, welche in Internetforen, Social Media Plattformen oder generell im Netz auf Beiträge oder Kommentare beschränkt, welche auf die emotionale Provokation anderer Diskussionsteilnehmer abzielt und die sich dadurch eine Reaktion ihres Gegenübers erhoffen. Simpel gesagt: Ärgern auf hohem Niveau mit falschen Fakten, irrsinnigen Behauptungen oder sogar manipulierten Bildern bzw. Videos.
Die Protestteilnehmer sprayen meine bekanntesten Nicks an die Hauswände. Peter. Martin. Jakub. Damian. Ester. Nina. Martina. Eva. Jozef. Keanu. Sarah. Achtzig Namen, und es werden weitere dazukommen.  
Mein wahrer Name ist ... Ich kann nicht ... Weiß nicht ... Ich heiße ... Ich komme nicht auf meinen Namen. Sie haben mir alles genommen. Ich bin ... der Troll.
Bis etwa zur Mitte des Romans bekommt der Leser einen Überblick über die aktuelle Situation in Osteuropa, während man dem namenlosen Ich-Erzähler und seiner Bekannten Johanna folgt, mit ihm sein Aufwachsen in diesem diktatorischen Land erlebt und seine Geschichte erfährt.

Der zweite Teil widmet sich seiner Arbeit als Troll, man bekommt einen Einblick hinter die Kulissen dieser Maschinerie und merkt langsam aber sicher den Abstieg des Protagonisten in Gefilde, in welche er sich nie vorwagen wollte.

Und diese mögliche Welt, die Michal Hovrecky hier aufbaut, hat es ziemlich in sich.

Es herrscht eine tiefe Kluft zwischen Arm und Reich, nach dem Hybrid- und dem Informationskrieg ist Europa geteilt. Die Grenzen werden streng bewacht, niemand darf das Land betreten oder ausreisen. Es gibt Anführer-Vater und seinen Sohn, welche über ihr Volk mit unerbitterlicher Hand herrschen, Zensur in jeglicher Form betreiben und damit langsam aber sicher ihre Nation von innen heraus zerstören.

Donnerstag, 10. Januar 2019

[Rezension] Das tote Mädchen vom Strand - Lara Dearman



*Werbung / Rezensionsexemplar*

Das tote Mädchen vom Strand von Lara Dearman

Umfang: 464 Seiten | Genre: Kriminalroman

Verlag: Goldmann | Preis: 10,00 € 



Um London zu entfliehen, kehrt die Journalistin Jennifer in ihre Heimat zurück: das pittoreske Guernsey. Doch schon ihre erste Reportage führt sie ins dunkle Herz der Insel. Als Jennifer über ein ertrunkenes Mädchen berichtet, kommt sie einer Serie von Todesfällen auf die Spur.

Im Laufe von Jahrzehnten haben immer wieder auffällig attraktive junge blonde Frauen scheinbar durch Unfall oder Selbstmord ihr Leben im Meer verloren. Sie alle trugen dieselben Zeichen auf ihrer Haut. Offenbar gibt es auf der Kanalinsel einen Killer, der seit fünfzig Jahren mordet. Und der in der Welt der Mythen und Legenden von Guernsey zu Hause ist ...

Meine Meinung:

Nachdem ich mit "Crossroads"  zum ersten Mal die britische Kanalinsel Guernsey besuchen durfte und mich damals in die wundervollen Landschaftsbeschreibungen, in Land und Leute und ihre Eigenheiten verliebte, wurde ich sofort aufmerksam, als mir dieser Krimi zum ersten Mal in den Verlagsvorschauen entgegen sprang.

Denn auf keiner geringeren Insel als auf Guernsey spielt seine Handlung und so war mir klar: Das Buch musste bei mir einziehen.

Mit seinen knapp 500 Seiten ist es kein kurzer Lesegenuss, im Gegenteil, und doch rauschte ich mit einer brachialen Gewalt durch die Seiten, inhalierte die wirklich ausgefeilte und abwechslungsreiche Geschichte und war gegen Ende doch ein wenig enttäuscht, als ich die Insel und seine Bewohner wieder verlassen musste.
Daran, was das Meer einem Leichnam antun konnte. Die Leute glaubten, Leichen trieben an der Oberfläche, doch das taten sie nicht, nicht gleich. Sie sanken, bis sie auf dem Meeresboden ankamen und stiegen erst nach tagelanger Verwesung wieder empor, von Gasen aufgebläht.  
Wenn sie an die Oberfläche kamen, war die Haut grün und löste sich ab, hing lose an Händen und Füßen. Abscheren nannte man das. Und das galt nur für die Teile, die nicht weggefressen worden waren.  
Von denselben Fischen, die vielleicht irgendjemand in dieser Woche auf seinem Abendbrotteller wiederfinden würde. 
Vielschichtige Charaktere, eine Handlung die es in sich hat und ein Kriminalfall, welcher viele Fragen aufwirft und bis zum Schluss mit einigen Kniffen aufwartet - was will man mehr?

Auf der einen Seite gibt es die Journalistin Jennifer Dorey, welche vor kurzem von London nach Guernsey zurückkehrte, nachdem sie aufgrund ihrer Recherchearbeit bedroht wurde. Auf der anderen Seite Detective Chief Inspector Michael Gilbert, ortsansässiger Polizist mit einer nicht allzu leichten Vergangenheit, denn seine Tochter kam vor Jahren auf der Insel ums Leben und seine Frau verließ ihn daraufhin.

Und wieder einmal stellt sich mir die Frage: Braucht es in Kriminalromanen stets solche Protagonisten, welche eine düstere Vergangenheit, einen dramatischen Schicksalsschlag erlitten oder ein dunkles Geheimnis haben?

Donnerstag, 29. November 2018

[Rezension] Das rote Adressbuch - Sofia Lundberg



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Das rote Adressbuch von Sofia Lundberg

Umfang: 348 Seiten | Genre: Roman

Verlag: Goldmann | Preis: 20,00€ 


Doris wächst in einfachen Verhältnissen im Stockholm der Zwanzigerjahre auf. Als sie zehn Jahre alt wird, macht ihr Vater ihr ein besonderes Geschenk: ein rotes Adressbuch, in dem sie all die Menschen verewigen soll, die ihr etwas bedeuten.

Jahrzehnte später hütet Doris das kleine Buch noch immer wie einen Schatz. Und eines Tages beschließt sie, anhand der Einträge ihre Geschichte niederzuschreiben. So reist sie zurück in ihr bewegtes Leben, quer über Ozeane und Kontinente, vom mondänen Paris der Dreißigerjahre nach New York und England – zurück nach Schweden und zu dem Mann, den sie einst verlor, aber nie vergessen konnte.

Meine Meinung:

„Das rote Adressbuch“ ist ein Buch über das Leben, welches sich mir ganz tief ins Herz eingebrannt hat. Auf eine wundervolle Weise nimmt Sofia Lundberg den Leser sanft an die Hand und schildert ihm Doris Geschichte, ihr Leben und schließlich auch ihren Abschied.

Während einer langen Autofahrt fing ich mit dem Hörbuch an, hatte eigentlich keine großen Erwartungen an die Handlung und wollte mich ein wenig ablenken lassen,  denn es lag noch eine ziemlich lange Strecke vor mir.

Es packte mich sofort, jagte mir eine Gänsehaut über den Körper und ich wollte nur eins: Anhalten und mir all die schönen und ergreifenden Sätze aufschreiben.

Wir begleiten Doris, eine ältere Dame aus Schweden, anhand ihres roten Adressbuches auf der einen Seite, mit durch die wichtigsten Stationen ihres sehr turbulenten Lebens und erfahren, wie sie zu der Person geworden ist, die sie heute ist.

Gemeinsam mit ihr reisen wir durch Schweden, Paris, England und die USA. In kleinen Ausschnitten lernt der Leser die wichtigsten Menschen in ihrem Leben kennen, jeder auf eine andere Art prägend für sie und vor allem ein Gefühl mit all seinen Facetten ist ganz intensiv vertreten:  Die Liebe.
„Fördere deine Talente, statt dir einzureden, dass du nichts kannst. Fang wieder an zu schreiben. Beschäftige dich mit deinem Inneren. Am Ende ist es das, was zählt. Du wirst nie mehr sein als dein Inneres.“
Dieses Debüt ist keinesfall ein Liebesroman, das ganz bestimmt nicht. Doch ganz zart und fast wie nebenbei schleicht sich das Thema oft mit ein, ohne jemals übermächtig zu werden.

Erst zu Ende hin schleicht sich ganz sanft eine kleine Wendung ein, die den Fokus mehr auf Doris und ihre Art zu lieben verstärkt lenkt – aber auch das ohne große Dramatik oder Fanfaren.
Was Sofia Lindberg hier schafft ist großes Kino; ein einfühlsamer Schreibstil trifft hier auf eine herzerweichende Geschichte rund ums Leben, Gelebt haben und das Sterben.

Sonntag, 23. Juli 2017

[Rezension] Crossroads - Jürgen Albers




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Crossroads von Jürgen Albers

Umfang: 616 Seiten | Genre: historischer Kriminalroman

Verlag: CreateSpace Independent Publishing | Preis: 15,99 € 




Juni 1940: Der Frühsommer erstrahlt über der britischen Kanalinsel Guernsey. Für den erfahrenen Londoner Inspektor Charles Norcott scheinen die beschaulichen Inseln im Ärmelkanal keine Herausforderung bereit zu halten. Doch das freundliche Sonnenlicht ist trügerisch und beleuchtet die Leiche einer jungen Frau. Kaum haben die Ermittlungen begonnen, als sich bereits neues Unglück zusammenbraut. Die deutsche Wehrmacht hat Frankreich überrannt und besetzt nun auch die britischen Kanalinseln in einem Handstreich. 

Nach einem zweiten Mord überschlagen sich die Ereignisse. Auf einer kleinen Insel, abgeschnitten und besetzt vom Feind, muss Norcott erkennen, dass er es mit mehr als einem Gegner zu tun hat. Grenzen verwischen sich und die Welt scheint voller Masken. Auch im hellen Sonnenschein bleibt die entscheidende Frage: Hinter welcher Maske steckt ein Freund, hinter welcher der Gegner?

Meine Meinung:

Mit seinen 616 Seiten ist "Crossroads" ein Schwergewicht von einem Krimi! Doch die Handlung braucht diese Fülle auch, denn neben den klassischen Ermittlungen rund um den Mörder hat Jürgen Albers ebenfalls viel Kriegsgeschehen in seinem Roman verarbeitet, was für mich a) unglaublich interessant zu lesen war und b) mir einige historische Fakten und Hintergrundinformationen rund um die Besetzung der britischen Kanalinseln lieferte, ohne dabei zu geschichtlich zu werden.

Die deutschen Truppen fallen auf Guernsey ein und bringen das Inselleben gehörig durcheinander. 

Schon zuvor erlebt der Leser schleichend den Beginn des Krieges: Nach und nach wird die Nahrung rationiert, viele Leute fliehen von Guernsey bzw. werden evakuiert, die ersten deutschen Flieger kreisen über der Insel und verbreiten Angst und Schrecken.
Sie hatten sich per Handschlag verabschiedet. Es war Montag, der 27. März 1939 gewesen. Vier Tage später, am 1. April, hatte Charles Norcott seinen neuen Posten auf den britischen Kanalinseln angetreten. Das alles war nun fünfzehn Monate her und über den scheinbar so ruhigen Inseln hatte sich ein Sturm zusammengebraut.
Wie, um ihn aus seinen Gedanken zu wecken, schrammte der Bootsbug an die Kaimauer. Er war auf Guernsey angekommen.
Gerade diese Thematik hat der Geschichte das gewisse Etwas verliehen, aber eben auch seine Länge bestimmt. Natürlich waren mal ein paar längere Passagen dabei, die mich und mein Gedächtnis sehr gefordert haben.

Zu Ende hin wurde die Handlung rasant, viele Handlungsstränge fanden zueinander, es waren sehr viele unterschiedliche Charaktere beteiligt, sodass ich ein wenig den Überblick verlor, aber das war nur ein minimaler Störfaktor und konnte die Spannung keineswegs abfallen lassen.

Sonntag, 16. April 2017

[Rezension] Ellbogen - Fatma Aydemir



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Ellbogen von Fatma Aydemir

Umfang: 272 Seiten | Genre: Roman

Verlag: Hanser | Preis: 20,00 € 



Sie ist siebzehn. Sie ist in Berlin geboren. Sie heißt Hazal Akgündüz. Eigentlich könnte aus ihr eine gewöhnliche Erwachsene werden. Nur dass ihre aus der Türkei eingewanderten Eltern sich in Deutschland fremd fühlen. Und dass Hazal auf ihrer Suche nach Heimat fatale Fehler begeht. Erst ist es nur ein geklauter Lippenstift. Dann stumpfe Gewalt. 

Als die Polizei hinter ihr her ist, flieht Hazal nach Istanbul, wo sie noch nie zuvor war. Warmherzig und wild erzählt Fatma Aydemir von den vielen Menschen, die zwischen den Kulturen und Nationen leben, und von ihrer Suche nach einem Platz in der Welt. Man will Hazal helfen, man will mit ihr durch die Nacht rennen, man will wissen, wie es mit ihr und mit uns allen weitergeht.

Meine Meinung:

"Ellbogen" hat mich mit einem seltsamen Gefühl der inneren Zerrissenheit zurückgelassen. Wie ein schaler Geschmack klebt mir die Geschichte am Gaumen fest, will mich nicht so recht loslassen und doch will ich ihn am liebsten herunterspülen und vergessen - ein reines Gefühlswirrwarr.

Die Autorin schafft es mit einer recht rotzig-frechen Sprache ihrer Protagonistin Hazal eine Stimme zu geben, welche auch jetzt noch in mir nachhallt. 

Hazal lebt in Berlin mit ihren Eltern, welche damals aus der Türkei einwanderten. Beide Elternteile fühlen sich auch nach etlichen Jahren noch fremd in Deutschland und kompensieren dies auf unterschiedliche Art und Weise.

Sie ist mit ihren 17 Jahren völlig verunsichert, steht zwischen den Stühlen und muss den Spagat zwischen der elterlichen Kultur/Religion schaffen und ihren eigenen Vorstellungen vom Leben an sich. An vielen Stellen hat mich der Mut verlassen an Hazal zu glauben, denn sie trägt eine unglaubliche Wut in sich, welche sich während der Geschichte klar und deutlich zeigt.
[...] ich verstehe, dass die Welt scheißungerecht ist und dass sie anders besser wäre, aber anders wird sie nie werden. Doch das liegt nicht an mir.
Und dass ich das weiß, wird mir vielleicht nicht helfen so im praktischen Leben. Aber es hilft meinem Herz.
Und gerade diese Wut hat mich so traurig gestimmt. Es ist eine hilflose Wut, eine Wut auf die Gesellschaft an sich und wie diese Hazal als Deutsch-Türkin sieht, wahrnimmt und behandelt. Dabei nimmt oft auch ihre eigene Wahrnehmung von gewissen Situationen Höhenflüge an, was sie schlussendlich in ein riesengroßes Dilemma hineinkatapultiert.

Montag, 12. Dezember 2016

[Buch-News #5] "Paris, Clara und Ich" von Adriana Popescu - Weihnachtskurzgeschichte!


Dieses Jahr war ein besonders gutes Jahr für wundervolle Geschichten - und eine meiner liebsten davon war "Paris, Du und Ich" von Adriana Popescu.

Alle, welche jetzt panisch nach einer verpassten Rezension von mir suchen: Bisher habe ich es ( Schande auf mein Haupt!! ) noch nicht geschafft, eine Besprechung dazu zu schreiben .... das wird sich aber spätestens nach dem nochmaligen Lesen ereignen, denn es sollte jeder von euch wissen wie megamäßig TOLL ich es gefunden habe!!!

Und jetzt erscheint auch noch eine kleine Winter-/Weihnachtskurzgeschichte namens "Paris, Clara & ich" rund um die Hauptprotagonisten Emma, Vincent und Jean-Luce, welcher ein unglaublich sympathischer älterer Herr ist, bei dem Vincent in einer kleinen Wohnung in Paris untergekommen ist und den ich ebenso sehr geliebt habe.

Deswegen freue ich mich umso mehr, ihn und die Liebesgeschichte mit seiner Frau näher kennen zu lernen, aber wehe es werden keine geheimen Doctor Who Sachen mehr vorkommen Frau Popescu, dann gibt es gewaltig Ärger ... oder so! #hmpf

Hach Leute, was soll ich DAZU noch sagen? Ich freue mich sooooo sehr auf ein Wiedersehen mit Vincent und Emma - wie sehr hatte ich die beiden ins Herz geschlossen, wie sehr sind die Tränen auf den letzten Seiten geflossen und wie sehr habe ich ihnen nachgetrauert, nachdem ich das Buch zugeklappt hatte .... 

Angst ist wichtig. Hab Angst vor dem offenen Meer. Vor dunklen Gassen. Vor großen Hunden. Aber niemals – ich betone – niemals vor der Liebe. Die Liebe mag wehtun, aber sie ist wie eine Rose. Du bekommst sie nicht ohne Dornen.

Und meine Reaktionen zu dieser unfassbaren GEILEN ( huch, da geht es jetzt aber mit mir durch! ) Neuheit waren ungefähr so:


Deshalb meine Empfehlung an euch: Ihr kennt "Paris, Du und Ich" noch nicht? Tja, dass solltet ihr wohl schleunigstens ändern, denn das könntet ihr sonst mehr als nur bereuen ... euch entgeht hier eine so wundervolle Geschichte rund um die erste Liebe, den ersten Liebeskummer, das Wunder einer Freundschaft und kleinen, gut versteckten Doctor Who Insidern.

Und ganz nebenbei werdet ihr durch Paris geführt, verliebt euch in Vincent und werdet bald feststellen wie himmelschreiend gut Adriana Popescu schreiben kann - also, worauf wartet ihr noch? Lest es, liebt es und empfehlt es weiter, denn das hat es mehr als nur verdient!!

Man darf vor vielen Dingen im Leben Angst haben, das habe ich gelernt. Jedoch niemals von der Liebe, sich selbst und den eigenen Träumen. 
Denn es sind eben diese Träume, die uns vorantreiben, wegen denen wir mit einem Lächeln morgens aufwachen und selbst den schlimmsten Tag überstehen. Wenn niemand über deine Träume lacht, dann sind sie wahrscheinlich nicht groß genug.

Mittwoch, 7. Dezember 2016

[Rezension] Reihenvorstellung Maarten S. Sneijder + Sabine Nemez - Andreas Gruber

Todesfrist ( Band 1 ) 

Andreas Gruber

416 Seiten

Goldmann Verlag

9,99 €

»Wenn Sie innerhalb von 48 Stunden herausfinden, warum ich diese Frau entführt habe, bleibt sie am Leben. Falls nicht – stirbt sie.« Mit dieser Botschaft beginnt das perverse Spiel eines Serienmörders. Er lässt seine Opfer verhungern, ertränkt sie in Tinte oder umhüllt sie bei lebendigem Leib mit Beton. 

Verzweifelt sucht die Münchner Kommissarin Sabine Nemez nach einer Erklärung, einem Motiv. Erst als sie einen niederländischen Kollegen hinzuzieht, entdecken sie zumindest ein Muster: Ein altes Kinderbuch dient dem Täter als grausame Inspiration – und das birgt noch viele Ideen ...


Todesurteil ( Band 2 )

Andreas Gruber

544 Seiten

Goldmann Verlag

9,99 €


In Wien verschwindet die zehnjährige Clara. Ein Jahr später taucht sie völlig verstört am nahen Waldrand wieder auf. Ihr gesamter Rücken ist mit Motiven aus Dantes "Inferno" tätowiert – und sie spricht kein Wort. Indessen nimmt der niederländische Profiler Maarten S. Sneijder an der Akademie des BKA für hochbegabten Nachwuchs mit seinen Studenten ungelöste Mordfälle durch. 

Seine beste Schülerin Sabine Nemez entdeckt einen Zusammenhang zwischen mehreren Fällen – aber das Werk des raffinierten Killers ist noch lange nicht beendet. Seine Spur führt nach Wien – wo Clara die einzige ist, die den Mörder je zu Gesicht bekommen hat … 


Todesmärchen ( Band 3 )

Andreas Gruber

544 Seiten

Goldmann Verlag 

9,99 €

In Bern wird die kunstvoll drapierte Leiche einer Frau gefunden, in deren Haut der Mörder ein geheimnisvolles Zeichen geritzt hat. Sie bleibt nicht sein einziges Opfer. Der niederländische Profiler Maarten S. Sneijder und BKA-Kommissarin Sabine Nemez lassen sich auf eine blutige Schnitzeljagd ein – doch der Killer scheint ihnen immer einen Schritt voraus. 

Währenddessen trifft die junge Psychologin Hannah im norddeutschen Steinfels ein, einem Gefängnis für geistig abnorme Rechtsbrecher. Sie soll eine Therapiegruppe leiten, ist jedoch nur an einem einzelnen Häftling interessiert: Piet van Loon. Der wurde einst von Sneijder hinter Gittern gebracht. Und wird jetzt zur Schlüsselfigur in einem teuflischen Spiel ...

Meine Meinung:

Andreas Gruber war mir schon immer ein Begriff, doch so wie es nun mal als Buchhändlerin ist, kennt man zwar den Namen, hat aber einigen Fällen noch nie zu einem Buch des Autors gegriffen. Warum? 

Die liebe Lesezeit ist daran schuld! Mal ist sie da, mal rinnt sie einem wie Sand durch die Finger - und genau aus diesem Grund schlummerten die ersten beiden Bände gefühlte Jahre bei mir im Bücherregal.

Als nun der dritte Teil "Todesmärchen" in den Laden flatterte, konnte ich meine Neugierde nicht mehr zähmen und griff zum ersten Band rund um den Ermittler Maarten S. Sneijder und Sabine Nemez .... tja, und was soll ich dazu sagen? 


Marteen S. Sneijder ist mit einer der sympathischsten und authentischsten Ermittler, welcher mir jemals in einer Geschichte begegnet ist. Mit seiner schrulligen, skurrilen Art und Weise hat er sich schnell in mein Leserherz geschlichen und mich dennoch oft überrascht - denn Andreas Gruber versteht es wie kein zweiter unerwartete Wendungen in seinen Romanen einzubauen.

Und zusammen mit Sabine Nemez, welche man im ersten Band "Todesfrist" kennen lernt, ergänzen sich die beiden zu einem unglaublich tollen Ermittlerteam, bei dem der Leser sich oft fragt, wer hier eigentlich die Hosen anhat. 

Das war für mich schon die halbe Miete, denn wenn mir die Hauptprotagonisten gefallen und sie gemeinsam harmonieren, ich aber nie genug von ihnen kriegen kann, dann suchte ich eine Reihe gerne im Schnelltempo durch.

Die einzelnen Fälle sind mir direkt unter die Haut gegangen und haben mich in so manchen Träumen noch nachträglich verfolgt. Mehr will ich dazu gar nicht erzählen, das müsst ihr schon selbst lesen #Anfixmodus

Ich würde sagen, Andreas Gruber ist der österreichische Chris Carter unter den Psychothriller-Autoren, zumindest für mich! Gänsehaut pur, auf jeden Fall nichts für schwache Nerven und wenn man einmal angefangen hat zu lesen, tja - dann versucht mal damit aufzuhören, es wird euch kaum gelingen!

Mein Fazit:

Andreas Gruber hat mit seiner Todes-Reihe mein Thrillerherz im Nu erobert, hat mich mit fiesen, hinterhältigen und verdammt guten falschen Fährten aufs Glatteis geführt und mich dadurch noch mehr begeistert als ohnehin schon. Eine dicke Empfehlung für alle, welche für die kalte Jahreszeit noch Thriller mit Schmökerpotenzial suchen! 

Für durchlesene Nächte übernehme ich keinerlei Haftung. Bitte bitte schaut euch die Reihe auf jeden Fall genauer an, lest in eine Leseprobe hinein und verliebt euch genauso wie ich in den unglaublich sympathischen Maarten Sneijder ... Verzeihung, Maarten S. (!!! ) Sneijder. Ich vergebe für die gesamte Reihe

5 ( von 5 möglichen ) Buchpunkte!

Und wer meint, schon alle Bücher über Maarten S. Sneijder zu kennen, den muss ich spätestens jetzt enttäuschen ( und anfixen! ) denn nächstes Jahr im Juli erscheint der 4. Teil dieser Reihe. #FangirlmodusAN


Sonntag, 28. August 2016

[Rezension] Bluescreen / Schlips und Vorurteil - J.K Hilgenberg


Bluescreen - Schlips und Vorurteil

J. K. Hilgenberg

384 Seiten

Books on Demand

10,99 € ( Taschenbuch ) oder 2,99 € ( Ebook )


Die selbstbewusste junge Technikerin Elizabeth Bennet und der ebenso mürrische wie überhebliche Moderator Will Darcy haben mit ihren gut zweihundert Jahre alten Pendants nicht nur die Namen gemein. 

Wenn sie im Studio aufeinandertreffen, fliegen die Fetzen, und schon bald stehen die Vorurteile und die Missverständnisse denen aus dem frühen 19. Jahrhundert in nichts mehr nach.
Ein modernes Stolz & Vorurteil unter der Regie des ganz alltäglichen Wahnsinns voller Irrungen und Wirrungen!

Meine Meinung:

J. K. Hilgenberg hatte mich bereits auf den ersten Seiten ihrer Neuerzählung von "Stolz und Vorurteil" komplett gefesselt und überzeugt, denn sie hat einen wunderbar leichten Schreibstil, welcher den Leser trotzdem gekonnt in die Austen-Zeit zurückversetzt und einen wehmütig an den berühmten Klassiker zurückdenken lässt. 


Um was geht es? Elizabeth Bennett arbeitet als aufstrebende und selbstbewusste Technikerin bei dem Regionalsender Meryton TV. Eines Tages trifft sie auf Will Darcy, welcher als neuer Moderator und Freund von Charles Bingley neuen Wind in den Fernsehsender bringen soll. 

Vom ersten Tag an kann Elizabeth ihn nicht ausstehen, ist er doch mürrisch, arrogant und selbstverliebt ... den Schlips zum allem Übel nicht zu vergessen! Doch je länger die beiden genötigt sind zusammen zu arbeiten, desto näher kommen sie sich - kann Elizabeth über ihren eigenen Schatten springen und Darcy endlich in einem anderen Licht sehen?


Wie oft habe ich bereits Jane Austens Werk inhaliert, gelesen und geliebt? Etliche Male und bisher habe ich mich nicht mal ansatzweise getraut, eine Adaption dieser Geschichte zu lesen. Zu groß war die Angst enttäuscht zu werden, Elizabeth Bennet und Fitzwilliam Darcy unsympathisch zu finden oder einen billigen Abklatsch meiner liebsten Liebesgeschichte lesen zu müssen. 

Doch J. K. Hilgenberg hat keinen dieser Punkte auch nur bestätigt oder gestreift, denn auch wenn die Grundgeschichte und deren Verlauf der gleiche oder ähnliche ist wie beim Urtext, so merkt der Leser doch recht schnell, dass "Stolz und Vorurteil" die Autorin zu diesem Roman inspiriert hat und von ihm geprägt ist, allerdings auch eigene Höhen und Tiefen aufweist und sich nicht nur am Original entlang hangelt, ohne eigene Ideen aufzuweisen.

Auch Nebencharaktere wie z.B. Mrs. Bennett sind zauberhaft ausgearbeitet und halten sich charakterlich sehr an die originalen Protagonisten, was es umso unterhaltsamer für mich als Leser gemacht hat, denn auch wenn im Kopf oft Vergleiche zur Urfassung angestellt wurden, so habe ich es doch sehr genossen, ein zweites Mal auf meine liebsten Charaktere zu treffen und sie unter anderen Bedingungen neu zu entdecken. 

Auch hier merkt man, dass J. K. Hilgenberg sich intensiv mit "Stolz und Vorurteil" auseinandergesetzt hat - hier wurde nichts dazu erfunden, weggelassen oder neuinterpretiert; nein, sie wollte die Geschichte ins 21. Jahrhundert bringen und die dortigen Tücken und Probleme mit einbinden. 

Sie wollte keine zweite Jane Austen werden oder sich mit einem alten Text neuen Ruhm erwerben - nein, ich hatte durchgängig das Gefühl, dass die Autorin ebenso ein Fan des Klassikers ist und dem Leser ein neues Lesegefühl schenken wollte; denn wer will nicht seine Lieblingsgeschichte nochmal zum ersten Mal lesen? 

Ich habe es sehr genossen, einen meiner liebsten Klassiker neu zu entdecken, das Gefühl etwas altbewährtes und doch neuartiges zu lesen und eine der bezauberndsten Liebesgeschichten auf vollkommen andere Art zu erleben. 

Einen kleinen Kritikpunkt gibt es dann allerdings doch: 

a) Ich finde dieses Cover ganz ganz schrecklich. Punkt. Da gibt es für mich nichts zu rütteln oder zu beschönigen, es passt einfach so gar nicht zu der ganzen Geschichte, denn diese ist so ganz anders als ihr Kleid. Einfach ignorieren und komplett auf ihr Innenleben fokussieren, denn das lohnt sich auf jeden Fall!

b) Okay, okay es sind doch zwei Kritikpunkte *hust* Was mich auch noch ein wenig gestört und zum Schluss hin fast schon genervt hat, war der Spitzname von Lizzy Bennett für Will Darcy, denn aufgrund seines Anzuges und dem dazugehörigen Schlips nennt sie ihn oft ( sehr oft ) "Mr. Schlips" und das machte mich irgendwie fuchsig.
Doch ich habe es fleißig überlesen und den ein oder anderen Leser wird das garantiert ebenso erheitern wie es mich wahnsinnig gemacht hat.

Mein Fazit:

Eine bezaubernde Adaption des bekannten Austen Klassikers. Auch wenn es zwei kleine Schwächen hatte, konnte es mich rundum überzeugen; lasst euch vom Cover nicht abschrecken, denn die Geschichte dahinter ist es auf jeden Fall wert, entdeckt zu werden ... nicht nur von Austen Fans! Ich vergebe

4 1/2 ( von 5 möglichen ) Buchpunkte!!

Dienstag, 9. August 2016

[Rezension] Es ist gefährlich, bei Sturm zu schwimmen - Ulla Scheler

Es ist gefährlich, bei Sturm zu schwimmen

Ulla Scheler

368 Seiten

Heyne fliegt

14,99 €

Ben ist seit Ewigkeiten Hannas bester Freund. Er ist anders. Wild, tollkühn, ein Graffiti-Künstler, ein Geschichtenerzähler. Und keiner versteht Hanna so wie er. Nach dem Abi packen die beiden Bens klappriges Auto voll und fahren zum Meer. An einen verwunschenen Strand, um den sich eine düstere Legende rankt. 

Sie erzählen sich Geschichten. Bauen Lagerfeuer. Kommen einander dort nahe wie nie zuvor. Und Hanna hofft, endlich hinter das Geheimnis zu kommen, das Ben oft so unberechenbar und verzweifelt werden lässt. Doch dann passiert etwas Schreckliches …

Meine Meinung:

Ich habe relativ spontan, ohne Vorkenntnisse und Ansprüche zu diesem All-Age-Roman gegriffen und damit einen fulminanten Volltreffer gelandet - denn Ulla Scheler konnte mich mit ihrem Debüt mehr als nur begeistern. Es ist ein kleiner Rohdiamant, welcher mit einer solchen Sprachgewalt daherkommt und dem ich viele weitere Leser wünsche.


Um was geht es? Ben und Hannah sind seit Ewigkeiten sehr eng befreundet, kommen ohne einander kaum aus und nun trennen sich doch ihre Wege, denn nach dem Abitur wollen beide in unterschiedlichen Städten studieren.

Kurzerhand kann Ben Hannah überreden, ein letztes Abenteuer mit ihm zu unternehmen und so fahren sie mit seinem alten Auto ins Blaue hinein, bis sie an einem verwunschenen Strand landen, um den sich eine alte Legende rankt und welche sich schneller bewahrheiten soll, als den beiden lieb sein wird ..... 


Kaum hatte ich zu lesen begonnen, traf mich Ulla Scheler mit ihrem Schreibstil mitten ins Herz. Sie schreibt mit einer ernsthaften Leichtigkeit und lässt den Leser ganz nah an ihre Figuren heran, bis man glaubt, sie schon bereits seit Jahren zu kennen. Und genau diese Distanzlosigkeit macht die Tiefe dieses Buches für mich aus, die Bereitschaft mit den Charakteren zu leiden und sie aus vollem Herzen zu verstehen, egal was sie tun und für welchen Weg sie sich entscheiden.

"Noch eine Geschichte?", fragte Ben. Ich konnte hören, wie er lächelte. Das Mädchen nickte und schaute weg. Ich wusste genau, wie es war, wenn Ben einen anblickte: Man fühlte sich gesehen. Wenn man ihn so gut kannte wie ich, konnte man auch zurückschauen. [...] Man schnitt sich leicht an Bens schimmernden Kanten.

Ben und Hannah sind beide sehr starke, intensive und interessante Charaktere, welche ich gerne während ihrer Reise begleitet habe, denn durch ihre recht unterschiedlichen Persönlichkeiten wurde es nie langweilig. An manchen Stellen habe ich laut gelacht, an anderen wieder eine Gänsehaut verspürt oder einen Satz in mir nachwirken lassen, denn Ulla Scheler schaffte es stets, mich eiskalt zu erwischen.

So haben meine Gefühle mich oft überrannt. mich mit schimmernden Augen zurückgelassen und völlig vereinnahmt. Dann half nur noch tief einzuatmen, die Gedanken kurz schweifen zu lassen, nur um dann doch wieder zum Buch zu greifen und in die Geschichte erneut einzutauchen, denn ab einem Zeitpunkt entwickelte sich ein Sog, welchem ich mich schwer entziehen konnte.

"Manchmal hält man es mit einem Menschen nicht mehr aus", sagte sie. "Man weiß, dass man zusammenbricht, wenn man länger bleibt, und deshalb macht man sich davon. Aber es ist ein schmaler Grat, denn das sind meistens die Menschen, die machen, dass wir uns am lebendigsten fühlen." 

Einen großen Teil der Geschichte nimmt Ben ein. Er ist ein sehr düsterer, melancholischer und oft sehr unberechenbarer Charakter, welcher den Leser während dem Lesen verunsichern kann, denn seine Art gegenüber Hannah kann schon sehr ruppig und unerklärlich sein.

Nach und nach lernt man ihn besser kennen, versteht in mit fortschreitender Geschichte immer mehr und bangt um ihn - denn relativ schnell wird klar, irgendwas wird mit Ben während diesem Sommer passieren, nur was dass sein wird und wie es beide Leben verändern wird, bleibt dem Leser bis kurz vor Schluss noch verborgen, was den Spannungsbogen unglaublich hoch hält.

Hannah dagegen war der stillere Part und wusste oft selbst nicht, wie sie mit ihren Gefühlen gegenüber Ben umgehen sollte, was zu einigen Reibereien zwischen den beiden führte. Auch wenn es dem ein oder anderen Leser wahrscheinlich zu jugendlich, pubertär vorkommen wird, mich hat es nie gestörte, denn ich konnte ihre Ängste und Unsicherheiten stets nachempfinden.

Dabei sei auch gesagt, es ist eigentlich ein Jugendroman, welcher ab 14 Jahren empfohlen wird und doch ist es für mich ein All-Age-Titel, denn mit seiner Tiefe und Sprachgewalt wird er auch Erwachsene überzeugen dürfen ... und seien wir ehrlich: Ab und zu brauchen wir genau solche Romane, wollen in unsere Jugendzeit zurückversetzt werden oder einfach nur ein Buch lesen, welches unser Innerstes nach Außen kehrt - und genau das schafft es, versprochen.
"Ich habe Angst", sagte er. Tränen rannen seine Wangen hinunter und ich wollte ihn auffangen, aber er war noch im Fallen, er fiel so schnell und in so vielen Teilen, dass ich ihn nur umarmen konnte, ohne ihn im Mindesten zu berühren.
Mein Fazit:

Traut euch, taucht in Ben und Hannahs Geschichte ein und begleitet sie auf diesem ganz besonderen Road-Trip, welcher euch gerade in den kleinen und stillen Augenblicken eine Gänsehaut über den Körper schicken wird. Keine leichte Sommerlektüre und trotzdem die beste Wahl, denn dieser Roman ist jede Leseminute wert und verdient gehört zu werden. Ich vergebe

5 ( von 5 möglichen ) Buchpunkte!