Montag, 21. September 2020

[Rezension] Wir haben schon immer im Schloss gelebt - Shirley Jackson



*Rezension*

Wir haben schon immer im Schloss gelebt von Shirley Jackson

Umfang: 256 Seiten | Genre: Horror

Verlag: Festa Verlag | Preis: 19,99 € 



Merricat lebt am Rande eines Dorfes im Schloss der Familie Blackwood, nur in Gesellschaft ihrer Schwester Constance und dem wunderlichen Onkel Julian, der an den Rollstuhl gefesselt ist. Alle anderen Familienmitglieder wurden vergiftet.

Merricat liebt die Ruhe im Schloss. Aber seit Constance vor Gericht freigesprochen wurde, den Rest der Familie ermordet zu haben, lässt die Welt den Blackwoods keinen Frieden mehr.
Und als Cousin Charles auftaucht, voller falschem Getue und dem verzweifelten Bedürfnis, an den Inhalt des Familiensafes zu kommen, muss Merricat alles in ihrer Macht Stehende tun, um das Schloss und seine Bewohner vor Schaden zu schützen …

Selbstverständlich ist Shirley Jackson mehr als nur die »Queen of Horror« – sie ist eine der wichtigsten Autorinnen der US-amerikanischen Literatur.

 Meine Meinung:

Shirley Jackson ist ja eine bekannte Größe in der Reihe der Horror-Schriftsteller*innen und begegnet relativ rasch jedem, der sich in diesem Genre umsieht. Darauf habe ich mich beim Gruselbingo sehr gefreut, allerdings etwas verhaltener, denn vor etlichen Jahren habe ich es mit der Diogenes Ausgabe dieses Titels einmal probiert und kam partout nicht in die Geschichte hinein. 

Als ich es vor einigen Tagen also ausgelost bekam, war ich unendlich neugierig auf diesen Klassiker und konnte bereits an einem Abend die Hälfte davon inhalieren - mit größerem Erfolg als damals. Es kann auch daran liegen, dass dies eine neue Übersetzung ist und der Stil von Eva Brunner mir mehr zusagte oder dass ich nun richtig Lust auf das Entdecken dieser Geschichte hatte ... einerlei, ich fing an zu Lesen und war sofort gefangen von dem, was sich mir dort bot. 

Denn wenn Shirley Jackson eines schafft, dann ist es eine dichte Atmosphäre zu schaffen, die von ihren Charakteren und deren Eigenheiten bestimmt wird. Die Handlung an sich, die Erzählweise und das was passiert, passiert ganz unaufgeregt und fast unbemerkt, doch je weiter ich in dem Buch voran schritt, umso mehr packte mich das kalte Grauen. 

Wir begleiten zwei Schwestern, welche mit ihrem Onkel in einem herrschaftlichen Haus leben und sich von dem Rest der Dorfgemeinschaft abschotten und distanzieren, denn ein Unglück vor vielen Jahren innerhalb der Familie trieb einen großen Keil in diese Gesellschaft und brandmarkte die Schwestern auf grausame Weise. Seitdem sind sie Gespött, Schikanen und Beschimpfungen ausgesetzt, welche sie in die Einsamkeit ihres Hauses treiben. 

Doch dann taucht eines Tages ihr entfernter Cousin Charles auf und versucht, die beiden Schwestern gegeneinander auszuspielen.

Ich konnte mir dieses ganze Szenario vor meinem inneren Auge bildlich vorstellen, denn wer einmal in einer kleinen Gemeinde gelebt hat, in der jeder jeden kennt, der weiß wie leicht und schnell so eine Stigmatisierung und Ausgrenzung von einzelnen Personen passieren kann - damals wie heute, wenn auch aus den unterschiedlichsten Gründen. 

Die Grausamkeiten, welche die beiden Schwestern umhüllt, verdichten sich im Laufe der Handlung und enden in einem fulminanten Knall, bei dem ich einen dicken Kloß im Hals hatte während dem Lesen. Der wahre Horror sind dann doch oft die Menschen selbst, die gedankenlos, grausam und unüberlegt auf andere Menschen einhacken und glauben, sie wären im Recht damit - schrecklich, mehr kann ich dazu gar nicht schreiben.

Der Schluss endet recht offen, einige Fragen sind gegen Ende mehr oder weniger zwischen den Zeilen beantwortet und doch konnte ich meinen Frieden mit der Geschichte finden, denn es passte zu der ganzen Atmosphäre, zu den Charakteren und dem vorhergehenden Verlauf der Handlung. Wenn dies so stimmig abschließt, dann muss für mich nicht zu 100 Prozent alles aufgelöst worden sein und genau dieses Gefühl hatte ich hier. 

Mein Fazit:

Eine ganz eigene Geschichte, die von ihren Charakteren und der Grausamkeit der Menschen lebt und atmet - der Horror liegt mal wieder zwischen den Buchdeckeln verborgen und kommt träge, aber schleichend zu Tage und umhüllt die Leser*in mit seiner düsteren Atmosphäre. Ich vergebe

*~5 ( von 5 ) Punkte~*

1 Kommentar:

  1. Hi,
    wie geil. Ich habe gerade vor einer Woche Spuk in Hillhouse dieser Autorin gehört (Rezension kommt im Oktober) und es war ähnlich. Eher literarisch als gruselig. Also, eher deutlich weniger gruselig als du es hier beschreibst. Vielleicht sollte ich das auch noch lesen, das sind ja wohl ihre beiden bekanntesten Gruselschinken.
    Liebe Grüße, Yvonne

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